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Infrastruktur mit Tunnelblick

Nicht weniger als eineinhalb Milliarden Euro sollen in Österreich in den nächsten sechs Jahren in sichere Tunnelröhren investiert werden. Redaktion: Paul Christian Jezek
Die bisher getätigten Investitionen beziehen sich z. B. auf den Ausbau des Katschberg- und Tauerntunnels. Dazu kommt eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung in den neun Überwachungszentralen sowie in der zentralen Verkehrssteuerung in Wien-Inzersdorf. In jeder Überwachungszentrale (Hohenems, St. Jakob, St. Michael im Lungau, Klagenfurt, Plabutsch, Bruck/Mur, Ardning, Wels, Kaisermühlen und Zentrale in Wien-Inzersdorf) sind 365 Tage im Jahr durchgehend immer mindestens zwei Mitarbeiter für die Überwachung der Tunnel und der Freilandbereiche im Einsatz. In diesen Einrichtungen kann bereits derzeit auf 4.530 Verkehrskameras zugegriffen werden, 3.250 davon sind in Tunnelanlagen montiert, 500 fungieren auch als Webcams. Ein Ausbau auf insgesamt 6.000 Verkehrskameras erfolgt bis 2015.

Auf den 2.178 km Autobahnen und Schnellstraßen hat die ASFINAG 150 Tunnel zu betreiben und auch zu warten. 270 Tunnelkilometer werden in Summe in irgendeiner Form angegriffen. Das geschieht entweder durch den Bau zweiter Röhren, einer Generalsanierung oder auch durch Ausstattung mit neuesten Sicherheitsanlagen. ASFINAG-Vorstand Klaus Schierhackl: „Dabei können wir auf Innovationen aus Österreich zurückgreifen, wie das Beispiel der „Tunnelohren“ zeigt, das wir gemeinsam mit der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research entwickelt haben.“

Die größten Projekte neben dem bereits laufenden Ausbau des Bosrucktunnels sind der Vollausbau von Gleinalmtunnel (300 Millionen Euro, Start Ende 2013) und Tunnelkette Klaus (204 Millionen Euro), gefolgt vom Sicherheitsausbau der Tunnel Arlberg, Perjen und Karawanken. „Mit der Fertigstellung von Bosruck-, Gleinalmtunnel und Tunnelkette Klaus ist ein Meilenstein erreicht“, erläutert Schedl. „Dann ist auch die Pyhrn Autobahn durchgehend vom Voralpenkreuz in Oberösterreich bis Spielfeld zweispurig befahrbar.“

Von Tunnelohren bis zur Sprühnebelanlage
Beim Tunnelsicherheits-Programm setzt die ASFINAG stark auf österreichische Innovationen. In der Praxis bewährt hat sich der Thermoscanner vor dem Karawankentunnel, der überhitzte Schwerfahrzeuge und Busse zum Abkühlen aussortiert. Schierhackl: „Mit dieser Technologie, die in dieser Art europaweit einzigartig eingesetzt ist, verhindern wir bereits im Vorfeld, dass im Tunnel eventuell ein Fahrzeugbrand ausbricht.“ Seit dem Start im Mai 2012 wurden bis Februar 2013 mehr als 300 überhitzte Schwerfahrzeuge vor dem Karawankentunnel zum Abkühlen ausgeleitet. Das System – Spezialkameras scannen Fahrzeuge auf überhitzte Teile wie etwa Bremsen, Turbolader oder auch Motor – kommt jetzt auch bei anderen Tunnelanlagen zum Einsatz, fixiert ist ein derartiges Thermoportal bereits beim Arlbergtunnel, weitere sind noch geplant.

Ein weiteres Beispiel: „Im Vorjahr haben wir mit dem intelligenten Akustiksystem AKUT ein international einmaliges High-Tech Sicherheitsprojekt präsentiert, das wir gemeinsam mit Joanneum Research zwei Jahre lang auf der S 35 im Kirchdorftunnel in der Steiermark getestet haben“, erinnert Schierhackl. „Jetzt bekommen auch der neue Bosrucktunnel und die Tunnel bei der Nordumfahrung Klagenfurt diese ,intelligenten Tunnelohren‘.“ Dabei nehmen Spezialmikrofone die Tunnelgeräusche auf, bei untypischen Geräuschen (etwa: quietschende Reifen, zuschlagende Autotüren, menschliche Stimmen) wird in der Überwachungszentrale Alarm geschlagen – und das schneller als durch Video oder andere Sicherheitsausrüstungen. Der Einsatz bei weiteren Tunnelanlagen wird ebenfalls bereits geprüft. Eine Besonderheit kommt auch beim Citytunnel auf der A 14 Rheintal Autobahn bald zum Einsatz. Schierhackl: „Dort wird bis Oktober 2014 eine Hochdruck-Sprühnebelanlage installiert, um den Brandschutz im absoluten „worst case“ zu garantieren. Die Anlage kann 90 Minuten lang mit Sprühnebel den Brand bekämpfen, ein eigenes Reservoir speichert dafür 400 Kubikmeter Wasser.“

Jeder zweite investierte Euro für mehr Verkehrssicherheit
Die ASFINAG investiert jedes Jahr knapp die Hälfte des gesamten Investitionsvolumens in die Verkehrssicherheit, allein heuer sind das etwa 500 Millionen Euro. „Einen Großteil haben wir dabei für die Tunnel budgetiert“, bestätigt Schierhackl. „Bis 2018 sind das in Summe 1,5 Milliarden Euro, die in diese 81 Tunnel investiert werden.“ Dass sich diese Maßnahmen mehrfach auszahlen, zeigt nicht nur der Rückgang an Unfällen. „Es macht uns natürlich auch stolz, wenn einer unserer neuen Tunnel bei einem strengen internationalen Test als ,Europa-Sieger‘ hervorgeht“, verweist Schierhackl auf den ÖAMTC-Tunneltest, bei dem der 2011 eröffnete erneuerte Tauerntunnel ausgezeichnet wurde. Die Kosten betrugen 190 Millionen Euro. (PJ)

Quelle: LOGISTIK express Fachzeitschrift 2/2013

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