Innovative IT-Lösungen aus der Steckdose

Keine Lücke in der Lieferkette, keine Lücke im Regal:

Um ihre weltweite Logistik schnell und zuverlässig managen zu können, bedienen sich Industrie und Handel zunehmend eines IT-Angebots aus dem Netz: Cloud Computing. Frauke Heistermann und Prof. Dr. Michael ten Hompel haben das Thema näher beleuchtet:

Auch wenn der Begriff vielerorts noch wolkig interpretiert wird, findet die webbasierte IT-Technologie immer mehr Zuspruch. Mit der IT-Lösung aus der Steckdose können Logistiker, Spediteure und Verlader ihre Supply Chains auf Knopfdruck etablieren und unternehmensübergreifend managen.

Im Dorf, das Welt heißt, sind viele Verbindungswege auch im 21. Jahrhundert noch Trampelpfade. Warum dauern interkontinentale Luftfrachtsendungen von Tür zu Tür mit dem schnellsten aller Verkehrsmittel, dem Flugzeug, mindestens zweieinhalb Tage? Warum stehen Güterzüge stundenlang auf dem Abstellgleis? Warum drängeln sich LKW an der Rampe des Logistiklagers? Weil die Kommunikation nicht mitkommt.

Intermodale Transporte setzen einen verkehrsträgerübergreifenden Datenfluss voraus. Logistiker sind zwar mit Lichtgeschwindigkeit auf der Datenautobahn unterwegs, landen bei der unternehmensübergreifenden Kommunikation aber immer noch viel zu oft im Papierstapel. Oder bei einem IT-Berater. Sobald Daten und Informationen zur operativen Steuerung von Logistikketten zwischen Unternehmen ausgetauscht werden müssen, stockt die Globalisierung. Elektronische Zollformalitäten variieren von Land zu Land. Spediteure nutzen unterschiedliche IT-Systeme und Übertragungswege.

Tatsache ist: Mit einem Schnittstellen-Wirrwarr oder der "großen Lösung" lassen sich die wachsenden Anforderungen an die Logistik ebenso wenig managen wie mit dem Ausbau lokaler, rechnergestützter 1:1-Verbindungen. An jeder Schnittstelle, in jedem Medienbruch lauern Fehlerquellen, die einen Container auf eine Odyssee führen und Logistik langsam machen. Zur gleichen Zeit und an jedem Ort mit allen Geschäftspartnern auf demselben Informationslevel zu sein: das ist in der komplexen Welt der Logistik nicht selbstverständlich.

Komplexe Logistikprozesse schnell und einfach managen
Oder doch? Immer mehr Industrie- und Handelsunternehmen setzen auf eine Technologie, die erst jetzt so richtig in Fahrt kommt: Cloud Computing. Mit der vollständig webbasierten IT-Lösung können Unternehmen im Gegensatz zu serverbasierten Systemen komplexe Logistikprozesse schnell, flexibel und vor allem kostengünstig managen. Denn alle IT-Instrumente, die es zur durchgängigen, unternehmensübergreifenden Steuerung und Kontrolle der Supply Chain braucht, sind in der Cloud per Mausklick und für eine geringe Nutzungsgebühr verfügbar.

In-Treff "Rechenwolke": Die Metapher, die für ein virtuelles IT-Servicezentrum im World Wide Web steht, erhöht die Sicherheit, Transparenz und Performance von Logistikketten um ein Vielfaches. Sie bündelt Rechnerkapazitäten und Softwareressourcen, die in keinem Serverraum Platz finden würden. Sie schafft Kapazitäten für Wachstum, das sich flexibel an Kundenbedürfnissen ausrichtet. Und sie ist für alle Abschnittspartner der Supply Chain zentraler Umschlagplatz von Daten und Informationen, die in Echtzeit und an jedem Ort der Welt zur Verfügung stehen.

Branchen wie die Logistik, die im Kern von der länder- und unternehmensübergreifenden Vernetzung unserer Welt lebt, sind für die vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten einer von Zeit und Raum unabhängigen IT-Lösung aus dem Netz prädestiniert. Laut einer Marktstudie des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik können sich mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen in der Logistik (60 Prozent) vorstellen, IT-Lösungen zu nutzen, die über eine Cloud Computing-Infrastruktur bereitgestellt wird. Schon heute zählt die in Deutschland führende Logistikplattform AX4 rund 50.000 User, die ihre Logistikketten via PC übers Web steuern. Von der Bestellübermittlung bis zur Zustellung, von der Beschaffung bis zur Distribution: Wie in der schönen neuen Apple-Welt können Spediteure, Logistiker und Verlader über AX4 Applikationen ("Apps") aktivieren oder frei konfigurieren, die sie für das Supply Chain Management benötigen.

Keine Hardwareinvestitionen, keine Softwareinstallationen
Bisher nutzen in Deutschland laut einer Studie der International Data Corporation (IDC, 2009) vor allem Großunternehmen die Vorteile des Cloud Computing. Dabei bietet die IT-Lösung die größten Vorteile für kleine und mittelständische Unternehmen: es sind weder Investitionen in Hardware, noch Softwareinstallationen notwendig, um eine SCM-Lösung abbilden zu können, mit denen große Logistikkonzerne im Markt gerne werben. IT-Lösungen aus dem Netz brauchen keine Berater, keine Vorlaufzeiten, keine exorbitanten Budgets. Sie sind skalierbar, sofort verfügbar und lassen sich in bestehende IT-Systemlandschaften leicht integrieren. Das macht sie auch für kleine Speditionsunternehmen interessant, die für ihre internationalen Markenkunden ein großes Rad drehen müssen.

Der Hauptbeweggrund, IT in die Cloud auszulagern, sind Kosteneinsparungen wie eine Umfrage ergeben hat. Auf Rang zwei rangiert die zunehmende Komplexität der Logistik, die immer mehr Daten und Informationen für den reibungslosen Warenfluss verarbeiten muss. Fachabteilungen und Management stellen daher zurecht auch höhere Anforderungen an die Leistungsfähigkeit ihrer IT.

Logistik muss mit dem Tempo der Weltwirtschaft Schritt halten
Die Weltwirtschaft wird volatiler, das Tempo, mit dem die Logistik Schritt halten muss, schneller. Die Wirtschaft optimiert laufend ihre Geschäftsprozesse, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Durchschnittlich alle zwei bis drei Jahren hält der Lebenszyklus von Geschäftsmodellen und -strategien in Industrie und Handel. Schafft es der Logistiker, seine Geschäftsprozesse innerhalb von sechs bis zehn Monaten entsprechend zu adaptieren, braucht die Implementierung einer neuen IT-Lösung mit durchschnittlich 12 bis 24 Monaten deutlich länger. Die folgende Nutzungszeit von drei bis fünf Jahren ist für strategische Investitionen der beauftragten Unternehmen aber deutlich zu kurz.

Ausweg Cloud. Schnelligkeit und Flexibilität, aber auch geringe Realisierungskosten, waren für den Tabakkonzern British American Tobacco Germany der Grund, eine webbasierte Logistikplattform zu suchen. Deutschlandweit wickelt British American Tobacco Germany die Kommunikation mit den Logistikdienstleistern über die einheitliche und neutrale Plattform AX4 ab. Mit dem Einsatz schafft das Unternehmen mehr Transparenz in seiner Logistikkette. Die Logistikplattform ermöglicht eine einfache Integration der Logistikpartner bei flexiblen Anbindungsvarianten und ersetzt die bisherigen aufwändigen 1:1-Verbindungen. Durch die Entscheidung für ein Cloud-System profitiert British American Tobacco Germany von kurzen Implementierungszeiten sowie geringen Realisierungs- und laufenden Kosten. Andreas Kiefer, Projektmanager bei British American Tobacco Germany: "Mit AX4 haben wir uns für eine flexible Lösung entschieden, die auch unseren künftigen Anforderungen im Supply Chain Management Rechnung tragen wird."

Dieser Aktikel erschien in der Lebensmittelzeitung vom 15.10.2010

Quelle: MyLogistics
Portal:  www.logistik-express.com

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