Job-Rotation oder ewige Treue zu einem Unternehmen?


Ewige Treue zu einem einzigen Unternehmen – oder ständig von einem Job zum nächsten? 

Viele verschiedene Unternehmen zieren den Lebenslauf von Care-Chefin Ulrike Schelander – Prisma-Vorstand Gert Schloßmacher hingegen hält vom Job-Hopping wenig. Wer häufig den Arbeitsplatz wechselt, bekommt rasch den Stempel „kein Durchhaltevermögen“ aufgedrückt. Andererseits sind die Treuen schnell als unflexibel eingestuft. Wer aber ist am Arbeitsmarkt im Vorteil?

Beispiel eins: Ulrike Schelander, Chefin von Care Österreich, hält von ewiger Treue wenig. Entsprechend bunt ist ihr Lebenslauf: Leitung der Caritas der Erzdiözese Wien, Chefin von Greenpeace und der ÖSB Activa Arbeitsmarktmanagement GesmbH, Personalentwicklerin bei VA Tech Elin EBG und heute eben Geschäftsführerin von Care Österreich. „Hinaufzukommen war nie ein Thema für mich. Mir war es immer wichtig, mich durch Sidesteps weiterzuentwickeln“, sagt Schelander. Nachsatz: „Ich war mit 35 Jahren Chefin von Greenpeace – da gibt es nichts mehr.“ Als Jobhopperin sieht sie sich nicht. „Mir war immer wichtig, eine Linie im Lebenslauf zu haben. Es kommt auf das richtige Verhältnis von Flexibilität und Stabilität an.“ Ein Massstab, den sie auch bei ihren Bewerbern ansetzt: „Ich würde niemanden engagieren, der 30 Jahre in einem Unternehmen war.“


Stationen im Konzern

Beispiel zwei: Gert Schloßmacher, derzeit noch Vorstand bei der Prisma Kreditversicherungs AG in Wien und ab Jänner Vorstand für Marketing und Vertrieb beim Mutterunternehmen Euler Hermes Kreditversicherungs-AG in Hamburg, ist ein „Treuer“. Er sagt: „Das ist meine fünfte Station innerhalb des Konzerns – drei habe ich selbst angestossen.“ Schloßmacher hat „immer signalisiert, dass ich bereit, flexibel, mobil und reisewillig bin – das kam mir stets zugute.“ Das neuerliche Kofferpacken führt Schloßmacher nicht nur ganz nach oben in den Konzernhimmel – die Prisma ist eine gemeinsame Tochter von Euler Hermes und der Österreichischen Kontrollbank -, sondern bringt auch auf einen Schlag 550 neue Mitarbeiter. „Mag sein, dass es einfacher ist, innerhalb eines Konzerns Karriere zu machen“, meint Schloßmacher. „Ich kenne das Unternehmen, weiss, worauf es ankommt und kenne die Entscheidungsträger…“ Die berühmt-berüchtigen Anrufe von Headhuntern gab es freilich auch – weglocken konnten sie Schloßmacher nicht. „Meist kam das Angebot zu einer Zeit, wo sich im Haus der nächste Karriereschritt angeboten hat“, erinnert sich der scheidende Prisma-Vorstand. „Wäre ich aus dem Konzern weggegangen, hätte ich Dinge verloren, die ich mir über Jahre aufgebaut habe.“

Peter Gusmits, Partner bei Neumann International, hat seinerzeit im Zuge seiner Dissertation die Einflussfaktoren auf Karrieren im Top-Management untersucht. Fazit: Jobhopping muss sich nicht als Karrierekiller entpuppen, ebenso wenig gelten Kandidaten als unflexibel, die „nur“ innerhalb eines Konzerns Karriere gemacht haben. „Das richtige Mass ist entscheidend. In jungen Jahren wird man öfter wechseln, das ist nicht ungewöhnlich“, sagt Gusmits, der zugleich davor warnt, sich von Titeln blenden zu lassen. „Nur weil einer Geschäftsführer war und jetzt Bereichsleiter ist, muss das kein Karriereabstieg sein. Als Geschäftsführer hatte er vielleicht 30 Mitarbeiter, dafür kann er Bereichsleiter einer viel grösseren Abteilung sein.“

Wer sich nach fünf bis sechs Jahren nach einem neuen Job umschaut, wird sicher von keinem Headhunter schief angeschaut, ist Gusmits überzeugt. Auf die Frage, warum der Job gewechselt wurde, muss sich freilich jeder Kandidat gefasst machen. „Man darf ruhig zugeben, dass es auch mal persönliche Gründe waren, warum es nicht geklappt hat“, sagt Gusmits.

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