Karriereforen der Bundesvereinigung Logistik (Deutschland)

Praxis geht vor

Unternehmen wünschen sich authentische und im Leben stehende Persönlichkeiten mit viel Eigeninitiative. – Das Karriereforum der BVL bringt Studenten und Unternehmen zusammen.
von Hans-Jörg Werth

Logistik beschäftigt sich mit komplexem Schnittstellenmanagement und umfasst ein weites Aufgabenspektrum in Industrie und Handel und dem Dienstleistungsbereich: Beschaffung von Ressourcen, Produktionssteuerung, Transport, Umschlag, Lagerwirtschaft, Distribution und Verkehr sind nur einige von vielen verschiedenen Aufgaben. Der Arbeitsmarkt für gut qualifizierte Logistikexperten weist hohe Wachstumsraten auf. Immer mehr junge Leute ziehen einen Berufsweg in der Logistik in Betracht – und benötigen umfassende praxisnahe Informationen. Diese bietet die  Bundesvereinigung Logistik (BVL) bei ihren Karriereforen.

 Rund 100 Studenten aus dem gesamten Bundesgebiet informierten sich zu Beispiel Anfang März in der Duisburger Mercatorhalle. Ihnen standen Personalverantwortliche verschiedener  Unternehmen und Bereiche ebenso Rede und Antwort wie Young Professionals mit unterschiedlichen  Karrieremustern, die über ihre Erfahrungen als Trainee, Direkteinsteiger oder Doktorand berichteten. Die vielen Fragen der jungen Besucher an den Unternehmensständen und in der großen Podiumsdiskussion zeigen, dass Veranstaltungen wie das Karriereforum der BVL genau das richtige Konzept verfolgen. „Sind Auslandserfahrungen zwingend notwendig?“ „Bereitet ein Masterstudiengang besser für die Berufspraxis vor?“ „Wie erkläre ich meine lange Studiendauer, weil ich neben dem Studium gejobbt habe?“, waren nur einige von vielen Fragen, die den Teilnehmern auf den Nägeln brannten.

Eine Berufsausbildung und den Bachelorabschluss haben viele Teilnehmer bereits absolviert. Die von den Unternehmen gewünschte Praxisnähe potenzieller Mitarbeiter können die meisten Studenten, die diese Veranstaltung besuchten, anhand von Praktika und privatem Engagement neben dem Studium nachweisen. Das Signal der teilnehmenden Unternehmen: „Die fachliche Basis muss da sein, die Vertiefung erfolgt dann während des Berufsstarts. Im Mittelpunkt steht die Persönlichkeit und Individualität des Bewerbers, gepaart mit praktischer Reife und einer klaren Überlegung, warum der Absolvent oder die Absolventin gerade bei unseren Unternehmen beschäftigt sein möchte“, betonte Rupertus Kneiser, Geschäftsführer Personal der Wincanton GmbH. Neben Amazon Distribution, der Schnellecke Group, der Hermes Logistikgruppe, Wincanton und der duisport-Gruppe waren auch Vertreter von Unternehmensberatungen wie Capgemini, IT-Dienstleister wie active logistics und das Personalberatungsunternehmen forty-five vor Ort.

 Auch wenn sich einige Studenten über ihre Themen-Schwerpunkte noch nicht schlüssig sind, treiben die meisten ihre Ausbildung meist sehr zielstrebig voran. Zu diesem Thema wurden viele Fragen zur Darstellung und Präsentation der eigenen Stärken gestellt. Die anwesenden Unternehmensvertreter hoben hervor, dass die Studentinnen und Studenten sehr genau wissen, welche Möglichkeiten die Wachstumsbranche Logistik ihnen biete und dass die Studierenden bewusst den Praxisbezug suchen – durch Praktika im In- und Ausland und Eigeninitiative. Personalverantwortliche schätzen ein sechsmonatiges  Praktikum höher ein als eine Mitarbeit im Unternehmen über wenige Wochen. So können die Studenten umfassender hinsichtlich ihrer Qualifikationen und der späteren Einsatzmöglichkeiten beurteilt werden. Auch der Kostenaufwand des Unternehmens stellt sich bei längeren Einsatzzeiten deutlich günstiger dar.

Intensives Erlebnis
Wiebke Deifuß (24) und Stefan Jäger (23) haben eine Menge Gemeinsamkeiten: Beide studieren Logistik im Masterstudiengang an der Fachhochschule Münster, haben bereits eine Bachelorausbildung zum Betriebswirt abgeschlossen und sind gelernte Speditionskaufleute mit Praxiserfahrung bei der Nagel-Gruppe. Für beide ist das Karriereforum des BVL schon beinahe eine Großveranstaltung: „Bei uns in Münster ist die Ausbildung in Unterrichtsform ein intensives Erlebnis mit maximal fünfzehn Teilnehmern.“ Da sie sich zu ihrer weiteren fachlichen Ausrichtung informieren wollten, haben sie sich schon frühzeitig beim Karriereforum angemeldet.

 Hinweis vom Professor
Durch die E-Mail seines Professors Michael Huber, Hochschule Fulda, ist der 23jährige Florian Herr auf die Veranstaltung aufmerksam geworden. „Ich habe einen sehr guten Draht zu meinem Professor. Der ist relativ jung, hat ein eigenes Logistikunternehmen und hat mir den Link zur BVL-Homepage mit dem Hinweis auf die Veranstaltung gemailt. Hier direkt den Kontakt zu Unternehmen aufzunehmen und von Young Professionals etwas über deren Motivation und  Einstiegserfahrungen zu hören, ist für mich der Grund dabei zu sein.“ Der gelernte Industriekaufmann und Diplomkaufmann mit Schwerpunkt Marketing sattelte nach dem Grundstudium auf Logistik um, weil ihn die Inhalte überzeugten. „BWL studiert doch jeder, der nicht genau weiß, was er machen will“, unterstreicht er seine Aussage. Er will später in der Niederlassung eines Logistikunternehmens im Ausland tätig sein.

Patenschaft durch BVL-Mitglieder
Gemeinsam mit seinem Mentor Gerhard Keller als BVL-Paten und Sprecher der BVL-Regionalgruppe Hamburg besuchte Tobias Bruns (22) von der Uni Lüneburg das Karriereforum. Die befristete Begleitung und Unterstützung von Logistikstudenten durch einen „Paten“ ist ein Angebot aus dem BVL-Studentenprogramm. Seine Ziele hat Tobias Bruns fest im Blick: „Im April mache ich ein Praktikum bei Kühne & Nagel in Hamburg, danach folgt die Bachelorabschlussarbeit im Bereich Logistikmanagement.“ Dem wird dann voraussichtlich ein Masterstudiengang folgen.

 Ziel Logistikmanagement
Der 25jährige Leipziger Stefan Horn bereitet sich im Rahmen des Masterstudiengangs Logistik an der Universität Duisburg-Essen auf den Beruf vor. Nach dem Abitur absolvierte er an der Berufsakademie Sachsen eine Ausbildung zum Diplom-Betriebswirt mit Schwerpunkt Transportlogistik und studierte anschließend Verkehrswissenschaften an der Technischen Universität Dresden. Mit dem zusätzlichen TOEFL®-Test als international anerkannter Bestätigung seiner guten Englischkenntnisse fühlt er sich für eine spätere Karriere im Bereich Logistikmanagement gut gewappnet.

Strenge Auswahlkriterien
Ob Master, Bachelor oder Diplom-Studiengang, ob Universität oder Berufsakademie – die Wege in die Logistik sind vielfältig. Viele Studenten steigen nach dem Bachelor zunächst in die Berufswelt ein. Wer sich durch Studiengänge weiterqualifiziert, muss entsprechende Leistungskriterien erfüllen. Susanne Ley studiert an der Universität Mannheim. Seit dem Grundstudium seien etwa 50 Prozent ihres Jahrgangs aufgrund der hohen Anforderungen nicht mehr dabei. Susanne Ley liebt die Vielfalt der Logistik, die sich nicht nur auf KEP-Dienstleistungen beschränke. Als berufliche Perspektive hat sich die junge Frau für den Bereich Wirtschaftsförderung entschieden und hierzu bereits erste Praktika in Mailand absolviert.

Das Resümee der Nachwuchslogistiker zum (dank zahlreicher Sponsoren) kostenlosen Karriereforum war sehr positiv. Die Grundidee dieser Veranstaltung, relevante Informationen über Unternehmen, den Berufszugang und die Karrieremöglichkeiten direkt im Gespräch mit Unternehmensvertretern zu erhalten, sei schon toll, so der einhellige Tenor der Studentinnen und Studenten. Manche wünschten sich noch mehr Unternehmensrepräsentanten und einen noch größeren Rahmen. Spezielle Servi
ces wie die Prü
fung der Bewerbungsmappen durch die Personalexperten der forty five Personalberatung wurden lebhaft genutzt. Silvia Lindenau, Mitgliedermanagement BVL, gehörte an diesem Tag am BVL-Stand zu den stark nachgefragten Personen. Sie legte allen Studentinnen und Studenten ans Herz, die Services des BVL-Studentenprogramms wie die Online-Praktikantenbörse der BVL für die Bewerbung zu nutzen. „Dort sind laufend mehr als 130 interessante Angebote für Praktikum, Diplom und Berufseinstieg in der Logistik hinterlegt.“

                                                               

Bundesvereinigung Logistik e. V.
Ulrike Grünrock-Kern   
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit     
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Die 1978 gegründete Bundesvereinigung Logistik e. V. ist eine gemeinnützige, neutrale und überwiegend ehrenamtliche Organisation. Als Plattform für Manager der Logistik bildet sie mit heute über 8.000 Mitgliedern eine Brücke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft und ist Podium für den nationalen und internationalen Gedankenaustausch zwischen Führungskräften.

 

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