KMU: So okay wie schon seit Anfang 2008 nicht mehr
KMU machen in Österreich den weitaus größten Teil der heimischen Wirtschaft aus. Allerdings stehen sie vor komplexen Herausforderungen: die Krise und die Zeit danach, sich verändernde regulatorische Anforderungen, die zunehmende Bedeutung von Ratings und Risikomanagement, verstärkte Internationalisierung, neue Entwicklungen im Bereich der IT und nicht zuletzt der weltweite Wirtschaftsabschwung. Mit ihrer aktuellen Geschäftslage und der Konjunkturentwicklung sind die mittelständischen Unternehmen in Österreich derzeit so zufrieden wie seit Jänner 2008 nicht mehr, sagt Mag. Helmut Maukner, Country Managing Partner der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young in Österreich, im Gespräch mit dem Logistik express. „Aber auch wenn sich die heimischen Betriebe von der europäischen Schuldenkrise und den wirtschaftlichen Problemen einiger europäischer Länder recht unbeeindruckt geben, so machen Probleme wie der Fachkräftemangel oder steigende Rohstoff- und Energiekosten bereiten doch Sorgen. Für viele heimische Unternehmen wird 2011 daher ein herausforderndes Jahr, das sie jedoch auf guter Basis starten können!“ Zufrieden mit der Situation im Jahr 2011 Rund 60 Prozent der Befragten nennen die hohe Konkurrenz der Großunternehmen um Top-Talente und den generellen Mangel an solchen als wichtigste Gründe für die Schwierigkeit, offene Stellen zu besetzen. Auch hohe Gehaltsforderungen der Bewerber (42 Prozent), die zu geringe Attraktivität und mangelnde Bekanntheit (beide jeweils 25 Prozent) stellen nach Meinung der Unternehmen ein Problem dar. Neben dem allgemeinen Mangel an Fachkräften identifizieren 74 Prozent der Unternehmer vor allem Defizite in unserem Bildungs- bzw. Ausbildungssystem. „Zwar sind die Noten für die bundesweite Standortpolitik und die regionalen Rahmenbedingungen nach wie vor positiv, aber jene für die Bildungspolitik haben zuletzt deutlich abgenommen“, kritisiert Lehner. So bewerten 31 Prozent der Befragten die Bildungspolitik in ihrem Bundesland mit „mangelhaft“ bzw. „ausreichend“ – im Februar 2010 waren es noch 21 Prozent. Die demografische Entwicklung und die mangelnde Bereitschaft von Unternehmen, ältere Fachkräfte zu beschäftigen, wurden als weitere wichtige Ursachen genannt. „Gerade die mittelständischen Unternehmen drohen, im verschärften Wettbewerb um ein knapper werdendes Arbeitskräftepotenzial ins Hintertreffen zu geraten“, befürchtet Lehner. Große Unternehmen hätten bessere Voraussetzungen, über eine professionelle Personalentwicklung geeignete Arbeitskräfte aus den eigenen Reihen zu rekrutieren oder neue anzuwerben. Großunternehmen könnten dank ihrer höheren Bekanntheit leichter Mitarbeiter gewinnen. „KMU werden es zukünftig immer schwerer haben, sich gegen die großen Konzerne zu behaupten und Top-Fachkräfte für sich zu gewinnen. Der Fachkräftemangel könnte die österreichische Wirtschaft Milliarden kosten. Am stärksten betroffen werden die mittelständischen Unternehmen sein“, prognostiziert Lehner. Für mittelständische Unternehmen wird es daher zunehmend wichtig, schnellstmöglich Strategien gegen den Mangel an qualifizierten Mitarbeitern zu entwickeln. „Die Unternehmen müssen schleunigst gegensteuern. Es reicht nicht, über fehlende Fachkräfte zu klagen und nach der Politik zu rufen. In Frage kommen z.B. innerbetriebliche Weiterbildungen, Kooperationen mit Hochschulen oder anderen mittelständischen Unternehmen aus der Region oder flexible Arbeitszeiten“, rät Lehner. Neue Technologien wie etwa intelligente Stromnetze („Smart Grids“) werden ganze Branchen revolutionieren, z.B. im Bildungswesen, im Chemiesektor, im öffentlichen Bereich, bei Transport und Logistik sowie Konsumgütern. Während neue bahnbrechende Kommunikationstechnologien die Welt weiter schrumpfen lassen, entwickeln sich Schlüsseltechnologien wie schnelle Breitbandverbindungen, Cloud Computing, Robotik sowie mobile und ferngesteuerte Sensoren. Ergänzende Dienstleistungen wie etwa Datenanalytik und Online-Sicherheit sowie konvergente Technologien gewinnen ebenfalls an Bedeutung. Hier entstehen aus der Kombination bestehender Technologien wie der Bio-Informatik und der Biometrik ganz neue Geschäftsbereiche. Die konkreten Logistik express-Tipps für unsere KMU 1) Innovationen in allen Bereichen vorantreiben, durch die kommerzielle Vermarktung neuer Technologien weltweit nach innovativen Ideen suchen und Potenzial für den Massenmarkt prüfen. Offene Innovationsnetzwerke schaffen, mit denen sich die besten Ideen aller relevanten Gruppen zusammenführen lassen. 2) Die Vorteile neuer Technologien durch den Einsatz von Cloud Computing nutzen, um Kosten zu senken und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Außerdem auf fortschrittliche Analysemethoden setzen, um die Nachfrage der demographischen Entwicklung und den Kundenprofilen anzupassen. Die Technologie auch am Arbeitsplatz nutzen und sich auf die neuen IT-Trends vorbereiten. 3) Auch an ungewöhnlichen Stellen nach den Talenten von morgen suchen und Fähigkeiten sowie Wissen der Mitarbeiter auf dem neuesten Stand halten. Erfahrungen dem gesamten Unternehmen nutzbar machen, neue Skills in traditionellen Branchen ausfindig machen und Expertise im Bereich Nachhaltigkeit aufbauen. 4) Mit anderen Branchen zusammenarbeiten und das Vorgehen koordinieren, um Unternehmen, die öffentliche Hand und Nichtregierungsorganisationen an der Realisierung von erheblichen Wachstumsmöglichkeiten zu beteiligen. 5) Neue Märkte in den Wachstumsregionen erschließen, um am Aufschwung der Schwellenländer teilzuhaben und sich Wachstumsmöglichkeiten auf der ganzen Welt zu sichern. In den jeweiligen Märkten lokal auftreten, Unternehmen vernetzen und ein angemessenes internationales Geschäftsmodell entwickeln. Besseren Zugang zu öffentlichen Aufträgen! Konkret sollen die Verfahren gestrafft werden. Ökologische und soziale Belange müssten stärker berücksichtigt werden. Im Grünbuch werden auch strengere Vorschriften und bessere Sicherheitsvorkehrungen zur Verhinderung von Günstlingswirtschaft, Korruption oder Interessenskonflikten angeführt. Es wird auch die Frage gestellt, ob EU-Vorschriften eingeführt werden sollen, verpflichtend ausschließlich Produkte zu kaufen, die bestimmten ökologischen Anforderungen genügen oder ob ein bestimmter Prozentsatz des Budgets für innovative Güter und Dienstleistungen reserviert werden soll. Ferner geht es um den effizienten Wettbewerb auf den Beschaffungsmärkten und um die Verhinderung von Angebotsabsprachen. Auf einen Blick Logistik express Redaktion: Paul Christian Jezek |