Kombiverkehr wieder auf Wachstumskurs

Europas Marktführer für die Verlagerung von Lkw-Transporten auf die Schiene steigert Transportmenge in den ersten Monaten 2010 teilweise zweistellig // Bilanz 2009: Dank umfangreicher Kostensenkungen auch im Krisenjahr positives Ergebnis erwirtschaftet // Mit Hilfe zahlreicher Service- und Qualitätsverbesserungen will Kombiverkehr schneller wachsen als der Markt // Transportbedingten Ausstoß des Klimagases CO2 um über 893.000 Tonnen gesenkt

Die Frankfurter Kombiverkehr KG, Europas Marktführer für die umweltfreundliche Verlagerung von Lkw-Transporten auf die Schiene, ist nach dem wirtschaftskrisenbedingten Volumenrückgang im Jahr 2009 in den ersten Monaten dieses Jahres wieder auf einem klaren Wachstumskurs. „Wir erleben in manchen Monaten im Gesamtnetz zweistellige Wachstumsraten und knüpfen damit an unsere überdurchschnittlichen Steigerungsraten der Jahre bis 2008 an", sagte Geschäftsführer Armin Riedl heute vor mehr als 150 Spediteuren auf der Gesellschafterversammlung des Unternehmens in Frankfurt. Für das Gesamtjahr geht Kombiverkehr aufgrund noch immer vorhandener gesamtwirtschaftlicher Unwägbarkeiten von einem Volumenzuwachs zwischen sieben und neun Prozent aus. „Auch in der Krise haben wir unseren Kunden trotz wirtschaftlich notwendiger Abfahrtsreduzierungen mit Hilfe der Umstiegsmöglichkeiten an unseren Gatewayterminals das größte und vielfältigste europäische Transportnetz für Lkw-Sendungen auf der Schiene angeboten", bilanzierte Riedls Geschäftsführerkollege Robert Breuhahn. „Damit haben wir unseren Kundenstamm behalten. Dies lässt uns jetzt verstärkt wachsen und führt dazu, dass wir der mit Abstand größte Kombioperateur Europas bleiben werden." Mit 855.553 Lkw-Sendungen ist die Transportmenge von Kombiverkehr 2009 um 166.150 Transporte geschrumpft. „Das waren 16,3 Prozent weniger als im Rekordjahr 2008", sagte Breuhahn. „Die Krise hat uns damit drei Jahre Wachstum gekostet, aber wir gehen davon aus, dass wir dies schon in zwei Jahren wieder wettmachen können."

Obwohl die Umsätze des Unternehmens um 19,6 Prozent auf 347 Millionen Euro sanken, hat Kombiverkehr ein positives Jahresergebnis von 0,04 Millionen Euro erzielt. „Dieser Erfolg war nur möglich, weil wir frühzeitig Überkapazitäten erkannt haben und abbestellen konnten und einen rigorosen Sparkurs gefahren sind", so Riedl. „Dabei mussten wir der Belegschaft Einbußen durch Kurzarbeit zumuten, haben jedoch keinen einzigen Mitarbeiter wegen der Wirtschaftskrise entlassen müssen." Aufgrund des bereits Ende 2008 eingeleiteten Sparkurses sanken die Kosten 2009 stärker als die Umsätze. In der Verwaltung wurden 1,3 Millionen Euro gespart. Die eingekauften Frachtleistungen verringerten sich um 21,2 Prozent auf 326,6 Millionen Euro. „Als Ergebnis aller Maßnahmen zur Risikobegrenzung und durch eine hohe Konstanz innerhalb des Kommanditistenkreises von Kombiverkehr können wir mit einer Eigenkapitalquote von 33 Prozent weiterhin auf eine solide Vermögens- und Finanzlage bauen".

Internationale Verkehre zeigten sich krisenresistenter als nationale

Die Sendungsstatistik 2009 weist aus, dass der Rückgang im nationalen Verkehr mit 18,2 Prozent auf 205.733 Sendungen stärker ausfiel als bei den internationalen Sendungen (minus 15,6 Prozent auf 649.820 Sendungen). Dabei gab es auf den einzelnen internationalen Strecken sehr große Unterschiede. Traditionell eher starke Relationen wie Nordeuropa (minus 22 Prozent) verloren überdurchschnittlich. Ebenso war die Abnahme in Frankreich und Polen stärker, wobei vor allem in Polen neben der Wirtschaftkrise auch Qualitätsmängel eine Rolle spielten. Im Verkehr von und nach Tschechien und der Slowakei war das Minus mit 4,5 Prozent eher gering. Sehr wichtig für Kombiverkehr war, dass die Einbußen im alpenquerenden Verkehr, der die Kernachse des Unternehmens darstellt, mit 14,7 Prozent leicht unterdurchschnittlich ausfielen. Allerdings hat hier der Wettbewerb um die verbliebenen Mengen zu erhöhtem Preisdruck geführt. Die als Reaktion auf die zum Teil ruinösen Straßenpreise zeitweise gewährten Konjunkturrabatte sind inzwischen ausgelaufen. Dennoch profitiert Kombiverkehr bei anziehenden Mengen bereits wieder von überdurchschnittlichen Zuwächsen, was nicht zuletzt auf die hohe Abfahrtsdichte und Angebotsvielfalt im Italienverkehr zurückzuführen ist.

Wachstum gegen den Trend: Niederlande und Türkei

Für besondere Lichtblicke sorgten die relativ neu aufgenommenen Verkehre einerseits mit der Türkei und andererseits mit dem Hafen Rotterdam. Die Verkehre von und nach Istanbul erzielten mit einem Plus von 65,7 Prozent die höchste Wachstumsrate aller Verkehrsachsen. Das Aufkommen zwischen Deutschland und den Niederlanden steigerte sich um 30,6 Prozent. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die sprunghafte Zunahme dieses Sendungsvolumens war neben der Eigentraktion die gute Zusammenarbeit mit Europe Container Terminals (ECT), der größten Betreibergesellschaft von Containerterminals im Rotterdamer Hafen, mit der Kombiverkehr Züge zwischen Duisburg und Rotterdam gemeinsam vermarktet. „Wir haben es auf beiden Korridoren mit einer Belebung zu tun, die von den absoluten Zahlen her beim Sendungsaufkommen von Kombiverkehr noch nicht so stark ins Gewicht fällt, die aber strategisch enorm wichtig ist", erläuterte Breuhahn vor seinen Gesellschaftern. „Erstens bestätigt die Entwicklung, dass es richtig war, die teilweise nicht unerheblichen Risiken dieser Expansion einzugehen. Zweitens ist es gelungen, die Akzeptanz des Kombinierten Verkehrs in traditionellen Lkw-Ländern nachhaltig zu verbessern. Damit hat sich Kombiverkehr für die Zukunft neue Potenziale erschlossen."

Die zunehmende internationale Verflechtung mit weiten Transporten schlägt sich auch im Kombinierten Verkehr (KV) nieder. So nahm bei Kombiverkehr 2009 die durchschnittliche Länge eines Transports auf der Schiene erneut leicht zu auf jetzt 804 Kilometer. „Von diesem langfristigen Trend zu immer größeren Transportentfernungen bei Komplettladungen profitierten die Anbieter intermodaler Dienstleistungen und somit auch Kombiverkehr", führt Riedl aus. Gleichzeitig profitiert davon auch die Umwelt, und die Straßen werden entlastet. Denn der Transport auf der Schiene setzt in der Regel etwa zwei Drittel weniger Schadstoffe frei als der reine Straßenverkehr. Deshalb senkte die Arbeit von Kombiverkehr allein den transportbedingten Ausstoß des Klimagases CO2 im letzten Jahr um über 893.000 Tonnen. Für die europäischen Fernstraßen bedeutete die von Kombiverkehr organisierte Verlagerung auf die Schiene eine tägliche Entlastung von 3.425 Lkw-Transporten.

Ausblick 2010: Schneller wachsen als der Markt

Mit dem erwarteten Wachstum zwischen sieben und neun Prozent will sich Kombiverkehr in diesem Jahr nicht nur besser als die Gesamtwirtschaft entwickeln, sondern erneut auch branchenüberdurchschnittlich. Das Bundesverkehrsministerium geht in seiner aktuellen Prognose für 2010 davon aus, dass der Transportmarkt insgesamt um 5,0 Prozent wächst, Schienenverkehre um 5,4 Prozent. „Es gibt einige Faktoren, die uns in die Hände spielen", sagte Breuhahn und nannte als Beispiele den steigenden Dieselpreis, Engpässe in der Laderaumkapazität auf der Straße, die dort zu einem Preisanstieg führen, sowie ein „unaufhaltsamer Trend zu Green Logistics".

Die Transporte auf der Kernachse von Kombiverkehr zwischen Deutschland und Italien belegen die überdurchschnittliche Entwicklung: in den ersten fünf Monaten dieses Jahres kletterte die Transportmenge hier um fast zehn Prozent. Ferner sei die Ausgangsposition für nachhaltiges Wachstum besser als vor drei Jahren, als in etwa dieselben Mengen transportiert wurden wie 2009. „Die Qualität der Dienstleistung hat sich 2009 wieder verbessert. Das ist nicht nur auf Mengenentlastung zurückzuführen, sondern auf Lerneffekte bei allen an der logistischen Kette beteiligten Partnern." Dazu zählen: neue Züge wie der bis ins Rhein-Ruhr-Gebiet verlängerte Adria-Express, der das hoch frequentierte Terminal München-Riem entlastet; Strecken wie die niederländische Betuwe-Line, auf der Züge mit bis zu 2.000 statt 1.500 Tonnen Gewicht gefahren werden dürfen; ein schnellerer Umschlag, wenn durch die Verlängerung von Terminalgleisen – wie jüngst in Duisburg abgeschlossen – ganze Züge ohne Rangieren be- und entladen werden können.

Der in diesem Jahr bereits begonnene Kapazitätsausbau – der in den kommenden Monaten forciert werden soll – bedeutet für Kunden von Kombiverkehr gleichzeitig zusätzliche Serviceverbesserungen. So hat die Verdreifachung der Abfahrten von und nach Istanbul zu einer deutlichen Beschleunigung der Gesamtlaufzeit geführt. Aufgrund verkürzter Anschlüsse sind Sendungen zwischen den Niederlanden und der Türkei jetzt bis zu vier Tage schneller am Ziel. Ähnliches gilt für die Abfahrtserhöhungen etwa zwischen Duisburg und Basel, wo die Umstellung auf tägliche Verkehre zudem die Disposition von Rundläufen erleichtert. Die Aufnahme von Antwerpen Combinant ins europäische Netz von Kombiverkehr bedeutet schließlich einen strategisch wichtigen Schritt, weil er gleichzeitig neue Märkte erschließt und das bestehende Netz mit zusätzlichen Mengen stärkt.

Sorgen mit Blick auf klamme Kassen öffentlicher Haushalte

Getrübt werden die Aussichten einzig durch die veränderte Verkehrspolitik mit den angekündigten Kürzungen im Kombinierten Verkehr. Anstatt die in den vergangenen Jahren erfolgreich verlaufene Vernetzung von Lkw und Schienenverkehr auch zukünftig zu fördern, soll nun eine Vielzahl von individuellen Transportlösungen auf der Straße die Wettbewerbsfähigkeit des Lkw verbessern. Die Einführung von längeren und schwereren Lkw und die Veränderung von Abmessungen einzelner Transporteinheiten – wie die Verlängerung des Sattelanhängers – führen dazu, dass die bisher europaweit funktionierende Kombination der Verkehrsträger mittel- und langfristig aufgegeben wird.

„Vor dem Hintergrund der momentan völlig offenen Diskussion zu diesem Thema sind notwendige Investitionsentscheidungen im Waggonbereich gerade beim stark wachsenden Segment der Sattelanhängertransporte für die im Kombinierten Verkehr eingebundenen Unternehmen derzeit nicht möglich", warnt Riedl. Dagegen werden Sparmaßnahmen für den Ausbau intermodaler Terminals angekündigt und höchst innovative Konzepte, beispielsweise die längst überfällige Realisierung von Mega-Drehscheiben, wie unter anderem in der ersten Pilotanlage in Hannover schon seit Jahren geplant, auf die lange Bank geschoben. „Wenn der Wirtschaftsstandort Deutschland weiterhin auch unter logistischen und umweltpolitischen Gesichtspunkten gesichert werden soll, ist der weitere konsequente Ausbau des Terminalnetzes und der Infrastruktur dringend erforderlich", appelliert Riedl an die Politik. Um diese und weitere Zusammenhänge in Berlin und Brüssel noch deutlicher zu machen, will das Unternehmen sein politisches Engagement erhöhen. Eine eigene, neue Broschüre für politische Entscheider soll dies untermauern.

Wirtschaftswachstum, Verkehrswachstum und Klimaschutz auf einen Nenner bringen

Die Unternehmensstrategie für 2010 und darüber hinaus fasste Breuhahn in Frankfurt so zusammen: „Wir wollen die Kapazität auf bestehenden Strecken nachfrageorientiert erhöhen, zusätzliches Potenzial für den Kombinierten Verkehr durch neue Leistungsangebote und neue Märkte erschließen, die Qualität punktuell verbessern und auf hohem Niveau halten sowie die Produktivität kontinuierlich erhöhen." Damit fühle sich Kombiverkehr „gut gewappnet, um gemeinsam mit unseren Kunden dem Kombinierten Verkehr Straße-Schiene verstärkt die Bedeutung zukommen zu lassen, die er für Wirtschaft und Gesellschaft tatsächlich besitzt: Der Kombinierte Verkehr ist für viele Güter und Transporte die wirtschaftlichste und umweltfreundlichste Verkehrsart, die wie keine andere in der Lage ist, Wirtschaftswachstum, Verkehrswachstum und Klimaschutz auf einen Nenner zu bringen."
 
Quelle: Kombiverkehr Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr

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