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Kontraktlogistiker sind zuversichtlich

Der Arbeitskräftemangel ist eine große Herausforderung für die heimischen Kontraktlogistiker. Dennoch: 2023 ist gut gelaufen und die Zeichen stehen auf weitere Expansionen.

Die in Österreich tätigen Kontraktlogistiker blicken durchaus zufrieden auf das vergangene Jahr zurück und deren Optimismus über die künftige Entwicklung ist spürbar. Neue Märkte stehen im Visier, die Mengen kommen wieder aber der Arbeitskräftemangel dämpft dennoch ein wenig den Optimismus.

Bei Fiege in Österreich hat sich das Vorjahr aufgrund von Neukundengeschäften trotz eines herausfordernden Marktumfeldes insgesamt „sehr positiv für uns entwickelt, sodass wir unsere gesteckten Ziele erreichen konnten“, resümiert Michael Jahn, Geschäftsführer von Fiege Austria. Dazu habe der breite Branchenmix in der Kundenlandschaft beigetragen sowie die Tatsache, dass man eine Multi-User-Strategie an den Fiege-Standorten verfolge. Fiege realisiert derzeit mehrere sogenannte AutoStore-Projekte an verschiedenen Standorten innerhalb des Fiege-Netzwerks. In Apfelstädt bei Erfurt beispielsweise wurde 2023 einen der größten Auto-Stores in Deutschland installiert. Jahn: „Die Mehrwertleistungen, mit der wir in Deutschland sehr erfolgreich auf dem Markt sind, ermöglichen deutlich schlankere Transportreklamationen und ersparen Händlern so zeitintensive Recherchen und langwierige Kommunikation entlang der Lieferkette“.

Das Marktumfeld in der Kontraktlogistik ist kompliziert: Der Kostendruck steigt, weil Unternehmen von der Einbindung eines externen Akteurs eine Kostenoptimierung erwarten, investieren in Automatisierung und Digitalisierung ist daher ein Gebot der Stunde. „Das sind einerseits wesentliche Unterscheidungsmerkmale in dem Verdrängungswettbewerb, in dem wir uns in der Kontraktlogistik bewegen, und andererseits können wir den Kunden so entsprechende Kostenvorteile bieten, die den Margendruck langfristig sogar entschärfen“, so Jahn. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden in den Standort in Wien-Simmering zu investieren und auf dem benachbarten Grundstück einen Neubau mit 20.000 m2 Logistikfläche zu realisieren.

Nachhaltigkeit wird großgeschrieben: 2023 hat Fiege den ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, der detailliert sämtliche Maßnahmen auflistet, die auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeitsebene umgesetzt wurden. Außerdem hat sich Fiege der Science Based Targets Initiative (SBTi) angeschlossen und mit der Unterzeichnung des SBTi-Commitment-Letters dazu verpflichtet, direkte und indirekte Emissionen im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen zur Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles langfristig auf Netto-Null zu reduzieren.

Auch beim Logistiker cargo-partner ist im Vorjahr die Entwicklung des Kontraktlogistik-Geschäftes vor dem Hintergrund eines angespannten Marktumfelds positiv verlaufen. „Generell gilt der Markt derzeit aufgrund gestiegener Energiekosten, Inflation etc. als herausfordernd, aber wenn man sich auf die Anforderungen der Kunden einstellt, ergeben sich laufend neue Gelegenheiten. Die Möglichkeit mit unseren Services flexibel auf Wünsche einzugehen, ist dabei sehr hilfreich“, betont Martin Schenzel, cargo-partner Geschäftsführer Österreich und Westeuropa . Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr sein Lagernetzwerk in Zentral- und Osteuropa signifikant erweitert: Aufgrund der Nachfrage wurde die Kapazität des Logistikzentrums in Zagreb auf 17.500 m2 erweitert, während im Lager in Bosnien und Herzegowina vor kurzem ein separater großer Bereich für die vorübergehende Zolllagerung hinzugefügt wurde.

Zusätzlich erfolgte im Herbst 2023 der Startschuss für den Bau der dritten Lagerhalle im iLogistics Center im slowakischen Dunajská Streda. Was den Wert der Kontraktlogistik ausmacht ist die professionelle Dienstleistung: „Da wir mit vielen bedeutenden Industriebetrieben im Bereich der Ersatzteil- und High-Tech-Logistik eng zusammenarbeiten und unsere Dienstleistungen weltweit anbieten liegt der Erfolg in der Erbringung einer qualitativ sehr hochwertigen und zuverlässigen Logistikdienstleistung“, so Schenzel. Was die seit Beginn dieses Jahres wirkende CO2-Bepreisung betrifft, so hat der Manager darauf eine klare Antwort: „Die Transportkosten werden sich erhöhen, wir bekennen uns aber vor dem Hintergrund des Klimawandels zu den benötigten Schritten zur Erreichung der Klimaziele“. Zufrieden bilanziert man auch bei DB Schenker in Österreich. „Wir sind sehr zufrieden mit dem vergangenen Jahr und konnten unsere Ziele in manchen Bereichen sogar übertreffen“, erklärt Andreas Kerschner, Head of Contract Logistics DB Schenker Österreich. Infolge der Pandemie und der jetzigen globalen Krisenherde hat die Instabilität der Supply Chains stark zugenommen. Um dem entgegenzuwirken, haben Verlader ihre Lagerstrategien geändert und ihren Lagerbestand aufgebaut bzw. erhöht.

DB Schenker hat 2023 umfassende Investitionen an seinen Standorten und Infrastruktur getätigt und die Lagerkapazitäten in Österreich um 30.000 m2 erweitert. So wurde beispielsweise in Schneegattern in Oberösterreich ein neues Pharma-Lager in Betrieb genommen und wurde erst vor kurzem ein neues Lager in Premstätten in der Steiermark mit dem Fokus E-Mobility gestartet.

Das Marktumfeld bezeichnet der Manager als stabil. Die hohe Inflation beeinflusst die Produktionskosten, die Kosten für Personal, Mieten und Energie steigen stark. Das erzeugt Druck auf die Margen und kann nicht immer über die Preise weitergegeben werden. DB Schenker hat als erster globaler Logistikdienstleister Ersatzteil-Lieferungen via 3D-Druck angeboten. Über ein virtuelles Lager gesteuert, werden Ersatzteile in kürzester Zeit dort produziert, wo sie benötigt werden. Das spart Lagerkosten, verkürzt die Wege bei gleichzeitig schneller Verfügbarkeit der Produkte und schont die Umwelt.

Kerschner: „Das ist auf jeden Fall ein spannendes Produkt mit enormem Potential und ein gutes Beispiel für die Kontraktlogistik der Zukunft, das aufzeigt wie unnötige Lagerhaltungen vermieden und Lieferketten noch stabiler und flexibler werden können“.

DB Schenker hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 die spezifischen CO2-Emissionen um 50 Prozent zu senken. Um dieses Vorhaben zu realisieren, wurden bislang verschiedene Initiativen wie beispielsweise Einsatz von Elektrofahrzeugen und Ausbau energiesparender Logistikzentren realisiert.

Verkehrspolitisch wünscht sich Kerschner mehr Technologieoffenheit bei der Dekarbonisierung des Güterverkehrs. Um dieses Ziel zu erreichen sei es unerlässlich über Alternativen wie eFuels und Wasserstoff nachzudenken. So beschäftigt man sich seit einiger Zeit mit der Verwendung von alternativen Kraftstoffen wie beispielsweise Wasserstoff und verzeichnet dabei auch Erfolge. Seit vergangenem Jahr wird im grenzüberschreitenden Lkw-Transport Deutschland-Belgien ein 40-Tonnen-Wasserstoff-Lkw eingesetzt. Zur österreichischen CO2-Bepreisung hat Kerschner einen klaren Sgtandpunkt: „Durch die CO2-Bepreisung wird es unweigerlich zu einem Anstieg der Transportpreise kommen. Ob dadurch auch die entsprechenden Lenkungseffekte erreicht werden, bleibt aus unserer Sicht fraglich“. (RED)

LOGISTIK express Journal 1/2024, Transport & Logistik

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