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Krise im Roten Meer – Auswirkungen auf die globale Logistik

Datenauswertung der Supply-Chain-Plattform von Infor zeigt: Fracht aus Asien war wegen der Krise im Roten Meer durchschnittlich +12 Tage nach Deutschland unterwegs.

Seit Beginn des Konflikts im Nahen Osten hat sich die Situation in der Region zunehmend verschärft. Eine der Folgen ist die Krise im Roten Meer, die auch die internationalen Handelsrouten auf See erheblich beeinträchtigt. Die Angriffe auf Fracht- und Containerschiffe in der Meerenge Bab al-Mandab führen seit einigen Monaten zu verlängerten Transitzeiten für Transporte von Asien nach Europa und Nordamerika.

Eine Datenauswertung der Infor Nexus Transportation Management Plattform hat ergeben, dass die durchschnittliche Transitzeit nach Deutschland im Januar +12 Tage betrug. Einige der weltweit größten Verlader aus dem Logistik- und Supply-Chain-Sektor setzen die Plattform für ihre globale, multimodale Transporttransparenz und -planung ein. Die Analyse der Plattform lässt Rückschlüsse auf Veränderungen der globalen Lieferketten zu.

Die Ostküste der USA ist ähnlich stark betroffen wie die europäischen Häfen (durchschnittlich +11 Tage). In der Folge kommt es zu einer signifikanten Verlagerung der Transporte von Asien an die Westküste der USA und Kanada. Von dort aus wird die Fracht dann per Schiene und Lkw zu den Bestimmungsorten weitertransportiert. Aufgrund der veränderten Route um das Kap der Guten Hoffnung und der verlängerten Transportzeiten verlängert sich auch die Verweildauer der Frachter in den asiatischen Umschlaghäfen.

Der Grund dafür ist die verzögerte Rückkehr der Schiffe aus Europa und Nordamerika. Dies wirkt sich in der Folge auf die Fahrpläne der Verbindungsschiffe aus und erfordert weitere Routenänderungen. Damit trifft die Krise im Roten Meer nicht nur die Lebensadern vieler europäischer Lieferketten, sondern wirkt sich auch deutlich auf den weltweiten Frachtverkehr und das Zusammenspiel globaler Lieferketten aus. Das jüngste Update des Kieler Instituts für Weltwirtschaft gibt an, dass aktuell pro Tag noch etwa 40 Containerschiffe das Rote Meer passieren, im vergangenen Jahr waren es durchschnittlich mehr als 100 Schiffe täglich. Gleichzeitig hat sich ihre Anzahl rund um das Kap der Guten Hoffnung verdreifacht.

Wolfgang Kobek, Infor’s EVP & General Manager of International Business, kommentiert: „Die Krise im Roten Meer ist ein Weckruf für Verlader, denn sie zeigt erneut, wie fragil und anfällig globale Lieferketten sind. Um resilienter zu werden, müssen sich Unternehmen diesen volatilen Rahmenbedingungen auf See und in den internationalen Umschlaghäfen stellen und ihre globale Logistikstrategie anpassen. Damit Unternehmen ihre Lieferketten robuster machen können, müssen sie eine durchgängige Kontrolle über die Beschaffung, Planung und Ausführung der Transporte erlangen und ihre Prozesse über regionale Abteilungen und Geschäftsbereiche, externe Logistikdienstleister und bestehende Systeme hinweg synchronisieren.“ [RED]

Quelle: LOGISTIK express Journal 2/2024 – Transport & Logistik

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