Lang-LKW bringen weniger Verkehr

 

Maximal 40 beziehungsweise 44 Tonnen Gesamtgewicht sind genug: Mit dem Verzicht auf ein erhöhtes zulässiges Gesamtgewicht von 60 Tonnen will der Zentralverband Spedition & Logistik (ZV) die Zulassung der Lang-LKW in Österreich erwirken. Denn sowohl ökonomische als auch ökologische Argumente sprechen eindeutig für die sogenannten "Ökoliner".

Im Unterschied zu vielen Transporteuren selbst, können die Spediteure dem Lang-LKW einiges Positives abgewinnen. In einem Pressegespräch analysierten Vertreter des Zentralverbandes Spedition & Logistik die Argumente, die für die Zulassung der Ökoliner sprechen.

Spediteure haben verkehrsneutrale Interessen
Der Lang-LKW oder Ökoliner ist per definitionem eine Fahrzeugkombination mit maximal 25,25 Metern Länge und einem esamtgewicht von 40 Tonnen im Regelbetrieb bzw. 44 Tonnen im Vor- und Nachlauf des Kombinierten Verkehrs. (Um einen Vor- oder Nachlauf handelt es sich, wenn von der Be- oder Entladestelle der nächstgelegene technisch geeignete inländische Ver- oder Entladebahnhof benützt wird.)

Um das für den Güterverkehr prognostizierte Wachstum bis 2025 von 70 Prozent bewältigen zu können, erkennt mittlerweile auch das Deutsche Verkehrsforum mit Unterstützung unter anderem auch von ADAC und Deutscher Bahn an, "dass der begrenzte Einsatz von neuen standardisierten Nutzfahrzeugen mit größerer Länge ein Weg sein kann, Güterverkehr effizienter abzuwickeln." Auch für die Interessensvertretung der heimischen Speditionswirtschaft führt mittelfristig kein Weg am Ökoliner vorbei. Harald Bollmann, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik: "Wir wollen nicht verhehlen, dass der Ökoliner Vorteile und Nachteile hat. Unserer Meinung nach überwiegen aber bei Weitem die Vorteile sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht."

Die Argumente, die für den Ökoliner sprechen, sind für den Zentralverband Spedition & Logistik offensichtlich: Zwei Lang-LKW transportieren dieselbe Menge wie drei Kurz-LKW. Das bedeutet 25 bis 30 Prozent weniger Treibstoff und entsprechend weniger Emissionen. Harald Bollmann: "Wenn es um Verkehrsvermeidung geht und um weniger Emissionen, dann ist der Ökoliner die Lösung, die es gilt voranzutreiben."

30 Prozent weniger Belastung für die Straße durch Lang-LKW
Doch man kennt auch die vorgebrachten Gegenargumente, vor allem die Sorge, dass ein Lang-LKW die Straßen ruiniert. Ein Argument das nicht stimmt, im Gegenteil. Denn so Stefan Krauter, Geschäftsführender Gesellschafter der cargo-partner GmbH: "Fakt ist, dass die Achslast, da gesetzlich festgelegt, so verteilt ist, dass durch den Lang-LKW zumindest keine höhere Belastung entsteht als durch einen normalen LKW." Das bestätigt auch eine Studie des Deutschen Verkehrsforums, die feststellte, dass der Einsatz von Lang-LKW die Straßeninfrastruktur weniger belastet als herkömmliche LKW: "Während bei herkömmlichen Kombinationen das Gewicht von 5 Achsen getragen wird, sind es bei einem Lang-LKW 7 bis 8 Achsen. Das hat eine günstigere Achslastverteilung zur Folge." Geschätzt wird, dass die Straßenbelastung um 30 Prozent je LKW abnimmt.

30 Prozent weniger CO2 durch Lang-LKW
Trotzdem hat man die Forderung nach Zulassung eines Gewichts von 60 Tonnen fallengelassen und will Lang-LKW auf das Gewicht beschränken, das auch für herkömmliche LKW zugelassen ist. Stefan Krauter: "40 Tonnen im Regelbetrieb bzw. 44 Tonnen im Vor- und Nachlauf des Kombinierten Verkehrs. Wenn das der Ökoliner auch hat, reicht uns das. Als Spediteure haben wir kein Gewichtsproblem, sondern ein Volumenproblem. Es geht um Güter, die sperrig sind und Platz brauchen, die aber nicht schwer sind."

Beschränken soll sich der Lang-LKW auch auf Hauptrouten. Aus einem einfachen Grund: Nur dort gibt es auch die entsprechende Nachfrage und damit das entsprechende ökonomische und ökologische Einsparungspotential, so Max Schachinger jun., Spartengeschäftsführer der Schachinger Logistik Holding GmbH & Co KG: "Wo heute drei LKW zum Einsatz kommen, könnte man künftig mit zwei Lang-LKW auskommen. Das schont nicht nur die Straße, sondern auch die Umwelt und ist billiger."

Zwei einfache Rechnungen zeigen die Wirtschaftlichkeit: Um 106 Paletten zu transportieren, braucht man 20 LKW mit je einem Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen oder drei herkömmliche LKW mit je 40 Tonnen, aber nur zwei Lang-LKW mit ebenfalls je 40 Tonnen Gesamtgewicht. Je zehn Paletten pro 100 Kilometer verbraucht statistisch ein herkömmlicher LKW 8,8 Liter, ein Lang-LKW nur 7,2 Liter. Bei 106 Paletten macht das bereits eine Ersparnis von fast 30 (29,92) Litern aus!

Bis zu 13 Prozent weniger Verkehr
Der Einsatz von zwei Lang-LKW statt drei Standard-LKW reduziert auch das Verkehrsaufkommen. So rechnen Experten mit einer möglichen Reduktion von zumindest 8 Prozent, auf hoch belasteten Autobahnen werden sogar bis zu 13 Prozent Reduktion prognostiziert. Da der Lang-LKW vor allem auf solchen, zumeist dreispurigen Routen zum Einsatz kommen soll, lässt sich auch ein weiteres Gegenargument entkräften: Ökoliner sind schwieriger zu überholen. Und selbst wenn, zeigt sich im Feldversuch das Gegenteil: Während drei herkömmliche LKW inklusive Sicherheitsabstand etwa 150 Meter Straße benötigen, kommen zwei Lang-LKW mit nur 100 Meter aus. Max Schachinger jun. dazu: "Der Lang-LKW soll ja schon aus ökonomischen Gründen nicht auf Nebenstraßen zum Einsatz kommen, sondern dort, wo zwei Hubs zu bedienen sind. Und die sind zumeist in unmittelbarer Nähe gut ausgebauter und mehrspuriger Autobahnen zu finden."

Jeder Verkehrsträger hat Stärken und Schwächen
Dass Lang-LKW moderner motorisiert und ausgestattet sind und weniger LKW auch den eklatanten Fahrermangel entspannen würden, sind nur zwei weitere Argumente, die für den Ökoliner sprechen. Argumente, die auch die Praxis in skandinavischen Ländern bestätigt. In Finnland und Schweden ist der Lang-LKW bereits seit 1970 zugelassen.

Bei aller Begeisterung für den Lang-LKW wollen die Spediteure aber nicht als Lobbyisten für den Verkehr auf der Straße gesehen werden. Im Gegenteil wie Harald Bollmann ausführt: "Unser Motto ist: Weniger LKW auf der Straße. Als Spediteure sind wir verkehrsneutral und setzen das ein, was für unsere Kunden und für die Umwelt am sinnvollsten ist. Wir sind genauso mit den anderen Verkehrsmitteln und auch in Kombinationen unterwegs." Dementsprechend hat das Ressort "Sustainable Mobility" des Zentralverbandes erhoben, welches Transportmittel für welchen Zweck das beste Mittel ist. Gemessen an Kriterien wie "Stärken/Schwächen", "Was behindert/Was fördert den Verkehr?" und "Welche Waren werden befördert?" ergibt sich, dass für Entfernungen von 300 bis 700 Kilometer der Lang-LKW, auch "Eurocombi" genannt, die beste Kosten-Nutzen-Relation erreicht. Ökonomische und ökologische Gründe sprechen für den Einsatz des Ökoliners.

Quelle: MyLogistics
Portal: www.logistik-express.com

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