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Logistik-Branche als Innovationstreiber: Digitalisierung mehr Chance als Bedrohung

Hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion bei Generalversammlung 2019.

Als alles andere denn bedrohlich sieht die österreichische Logistikbranche die digitale Transformation. Zentralverband-Präsident Alexander Friesz: „Die Digitalisierung ist unsere große Chance für eine Re-Industrialisierung des Standortes Österreich. In der Logistik spiegelt sich das ganz besonders wider.“ Die Digitalisierung war folglich auch der bestimmende Faktor einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion „Innovation in der Logistik“ anlässlich der heutigen ordentlichen Generalversammlung 2019 des Zentralverbandes. Friesz berichtete außerdem, dass es der unabhängigen und verkehrsmittelneutralen Interessenvertretung gelungen sei, auf Basis des Masterplans Logistik 2025 wesentliche Branchenthemen wie etwa Flächenwidmung in der öffentlichen und politischen Agenda zu verankern und dass die Verbandsarbeit durch einen weiteren Mitgliederzuwachs bestätigt wurde.

Als Beispiel für Potenziale der Re-Industrialisierung nannte Friesz, der auch Vorstandsdirektor der Lagermaxgruppe ist, unter anderem den 3D-Druck, der wieder vermehrt dezentrale und kundennahe Produktion ermögliche und dadurch Transportwege verringere. Zugleich bedeutet der 3D-Druck aber eine große Chance für Logistikunternehmen, die dadurch eine immer wichtiger werdende Rolle in der Supply Chain von produzierenden Unternehmen einnehmen.

Erwin Lenhardt von T-Systems International bestätigte in seiner Keynote grundsätzlich die Aussage der deutschen Logistikweisen – einem Beratungsgremium der deutschen Bundesregierung – dass die Digitalisierung zu keiner Disruption, sondern zu Effizienzsteigerungen führen werde und große Chancen für die Logistik biete. Zugleich empfahl er, auch den Markt der Logistik-Newcomer und Logistik-Plattformen im Auge zu behalten. Neben den informationstechnologischen Voraussetzungen seien insbesondere moderne Methoden der Unternehmenstransformation für die Digitalisierung wichtig. Jedenfalls werde es aber ausreichend qualifiziertes Personal brauchen, insbesondere für digital getriebene Innovationen. Das stelle derzeit sowohl in Deutschland als auch in Österreich ein großes Problem dar. Lenhardt resümierend: „Die Digitalisierung erfolgreich umzusetzen, ist für das einzelne Logistikunternehmen eine große Herausforderung. Für eine erfolgreiche Zukunft der Branche ist sie aber eine große Chance.“

Einen Überblick über verschiedenste Innovationspotenziale bot Vize-Präsident Wolfram Senger-Weiss, CEO Gebrüder Weiss. Von in der Logistik großen Prozessoptimierungspotenzialen mithilfe der Datenanalyse über die Digitalisierung des Seefrachtprozesses mittels Blockchain bis zur Entwicklung von digitalen Plattformen und digitalen Speditionen würden neue Technologien innovative Lösungen ermöglichen. „Die Zukunft der Logistik wird digital intelligent sein. Wir selbst haben unter anderem bereits erste Versuche mit einem Chatbot gemacht und für spezifische Fragestellungen Machine Learning Modelle entwickelt“, so Senger-Weiss.

Von kontinuierlich steigendem Wachstum aber auch steigendem Druck im Bereich KEP-Dienstleistungen berichtete Vize-Präsident Peter Umundum, Vorstand der Österreichischen Post. „Die Kunden erwarten sich immer raschere Zustellungen. Dem kann man am besten durch permanente Innovation und konsequente Digitalisierung begegnen“. Erfolgsentscheidend werde auch aus seiner Sicht die Behebung der Personalengpässe und Lösung der Nachwuchsfrage sein. Es brauche viele junge und kluge Köpfe und entsprechende Bildungsmaßnahmen, um die Herausforderungen zu stemmen.

Sarah Bittner-Krautsack vom BMVIT bewarb das umfangreiche Forschungs-, Technologie- und Innovationsförderungsangebot des öffentlichen Sektors. Vom aktuell laufenden FTI-Programm „Mobilität der Zukunft“ und dessen Zielen, über das EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 bis zur Europäischen Technologieplattform für Logistik, ALICE. Explizit wies Bittner-Krautsack darauf hin, dass Logistikunternehmen auch selbst innovative Projekte einreichen können und gab hier den Unternehmern im Publikum einige praktische Beispiele.

Über die Potenziale der Digitalisierung im Zusammenhang mit der 5G-Technologie und die daraus entstehenden Möglichkeiten und Chancen für die Logistik-Branche informierte Richard Palmetzhofer, A1 Telekom Austria AG.

Einig waren sich die Diskutanten darin, dass Logistikdienstleistungen auch in Zukunft stark nachgefragt werden. „Entsprechend der damit einhergehenden, zunehmenden Komplexität sind zügig weitere Digitalisierungsschritte zu setzen. Die Rahmenbedingungen dafür muss die kommende Bundesregierung, gemeinsam mit den betroffenen Branchen, treffen“, so Friesz.

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