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Lkw-Lenkermangel hat bereits weite Teile der Wirtschaft erreicht

WKÖ-Verkehrssprecher Klacska macht gemeinsam mit hauptbetroffenen Branchen auf Problem aufmerksam – Lkw-Führerschein mit 17 sowie Umschulungen nötig.

„Der Lkw-Lenkermangel betrifft längst nicht mehr nur die Mobilitätsbranche allein, sondern ist bereits zum Thema der gesamten Wirtschaft geworden. Uns fehlen die Truck Operators der Zukunft“, sagte Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), bei der heutigen Pressekonferenz zum Thema Fahrermangel. Bei dieser machten Vertreter von Handel, Industrie, dem Bereich Entsorgung und natürlich der Transportbranche gemeinsam auf das Problem aufmerksam.

Bundessparte Handel: „Steuern auf Problem bei der Nahversorgung zu“.
Im Handel sind etwa rund 11.000 Berufskraftfahrer beschäftigt. „Dabei handelt es sich großteils um langjährige Mitarbeiter, die Fluktuation ist sehr gering. Dennoch haben wir vor allem aufgrund von Pensionierungen einen jährlichen Bedarf von 1000 Personen. Und diese sind sehr schwer nachzubesetzen“, schilderte Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel in der WKÖ, die Situation im Handel. Betroffen sind Großhandel wie Einzelhandel. „Sowohl im Firmen- als auch im Endkundengeschäft ist der Transport von sperrigen und schweren Gütern mit Lkw vielfach unverzichtbar“, sagte Thalbauer. Im B2B-Bereich etwa müssten Handelsfilialen mit Waren beliefert werden, im Endkundengeschäft greifen besonders die Branchen Baustoffhandel, Möbel- und Einrichtungsfachhandel oder Maschinenhandel auf Berufskraftfahrer zurück. „Wenn wir nicht mehr Lkw-Fahrerinnen und Fahrer bekommen, steuern wir auf ein Problem zu, gerade auch in der Nahversorgung“, warnte Thalbauer.

Industrie braucht genügend Fahrer für „die letzten Meter“.
Ähnlich betonte Sigi Menz, Obmann der WKÖ-Bundessparte Industrie, dass Lkw aus der alltäglichen Versorgung nicht wegzudenken seien: „Die Schiene ist ein tolles Transportmittel, aber auf den letzten Metern brauchen wir den Lkw. Ohne Lastwägen und genügend Leute, die diese steuern, würde unser Alltag nicht funktionieren. Wir brauchen daher junge Leute, die sich für den Beruf des Lkw-Lenkers begeistern“, sagte Menz. Das sei sowohl für die Industrie wie auch für andere Branchen essentiell.

In Summe sind rund 120.000 Menschen als Lkw-Lenker beschäftigt.
In Summe, so fasste Klacska zusammen, sind rund 120.000 Menschen direkt und indirekt im Bereich Lkw-Lenker beschäftigt. Allein aufgrund der demografischen Entwicklung sind in den nächsten zehn Jahren rund 15.000 Arbeitsplätze neu zu besetzen.

„Gerade für uns als Güterbeförderungsbranche ist das eine große Herausforderung. Denn nur zehn Prozent unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind unter 30 Jahren, hingegen sind 36 Prozent über 51 Jahre. Das heißt, es steht uns eine große Pensionierungswelle bevor“, warnt Günther Reder, Obmann des Fachverbands Güterbeförderung. Dabei ist der Druck in der Branche jetzt schon groß: Einer Umfrage zufolge, die im November unter 290 Unternehmen der Güterbeförderungsbranche durchgeführt wurde, spüren nahezu drei Viertel der Befragten den Fahrermangel im eigenen Betrieb. Pro Unternehmen fehlen im Schnitt 3,6 Lenker.

Ähnlich hat der Lenkermangel im Entsorgungs- und Ressourcenmanagement schon gravierende Ausmaße angenommen: Wie der Fachverband unter seinen Mitgliedsunternehmen erhoben hat, sehen bereits 88 Prozent den Fahrermangel im eigenen Betrieb. Pro Unternehmen fehlen hier durchschnittlich sogar 4,2 Lkw-Lenker. “Das Problem ist für uns bereits riesig und angesichts der demografischen Entwicklung steuern wir auf einen Engpass zu“, warnt daher auch Gabriele Pipal, Obfrau des WKÖ-Fachverbands Entsorgungs- und Ressourcenmanagement.

Branche will Aus- und Weiterbildung forcieren.
Um dem Problem Herr zu werden, fordert Klacska allen voran Maßnahmen im Bereich der Aus- und Weiterbildung. Dazu zählt eine Verkürzung des Lehrberufs Lkw-Lenker inklusive der Möglichkeit, den Lkw-Führerschein mit 17 zu machen. Konkret sieht das Modell vor, ab 16 Jahren 30 Fahrstunden in der Fahrschule zu nehmen und mit einem speziell geschulten Fahrer 30.000 Kilometer zu fahren. „Wir müssen die jungen Leute zum Zeitpunkt der Berufsentscheidung erreichen“, so Klacska. Zudem solle den jungen Leuten wie auch Berufsumsteigerinnen und -umsteigern gezeigt werden, dass Lkw-Lenker heute ein sehr moderner und attraktiver Beruf sei. „Und es handelt sich um einen sehr geregelten Beruf mit familienfreundlichen Arbeitszeiten“, betont der Bundesspartenobmann. Aus diesem Grund wolle man zukünftig auch mehr Frauen für den Beruf gewinnen.

Zusätzlich braucht es Klacska zufolge finanzielle Mittel, um den Beruf entsprechend zu bewerben. „Wir hatten schon damals unter Verkehrsminister Stöger die Zusicherung erhalten, dass große Teile der Einnahmen aus den sogenannten externen Kosten bei der kilometerabhängigen Lkw-Maut der Branche für Aus- und Weiterbildung zur Verfügung gestellt werden. Auch wenn sich die handelnden Personen seither geändert haben – dieses Versprechen wollen wir einlösen“, sagte Klacska. Immerhin belaufen sich die Einnahmen für das Verkehrsministerium aus diesem Titel bis dato auf 70 Millionen Euro. (PWK576/DFS)

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