Maritimes Fachwissen erworben und die Liebe zum SV Werder entdeckt

Acht Wochen lang haben 20 leitende Mitarbeiter der Generaldirektion für Seetransport der Republik Indonesien bei der Hafengesellschaft bremenports internationales Hafenmanagement gelernt. Auf Einladung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) beschäftigten sich die Kursteilnehmer mit zahlreichen Fragestellungen – von der Hafenplanung bis zum Marketing und von der Hafenfinanzierung bis zu Umweltthemen. Der Kurs, der für viele der Indonesier den ersten längeren Aufenthalt außerhalb des eigenen Landes bedeutete, geht an diesem Wochenende zu Ende. Anschließend müssen die Teilnehmer ihre „Hausaufgaben“ machen (Transfer-Projekte genannt), die im „Refresher Course“ im Oktober in Bogor, Indonesien, von bremenports-Experten abgefragt werden.
 
„Die Fortbildung fand bereits zum sechsten Mal statt“, berichtet bremenports-Geschäftsführer Robert Howe. “Den Hintergrund bildet eine Vereinbarung der Regierungen Indonesiens und Deutschlands über die Unterstützung und Begleitung der Umstrukturierung des indonesischen Hafenmanagements, die auch mit einer stärkeren Regionalisierung verbunden ist.“
 
Auf 6.000 von insgesamt mehr als 17.000 indonesischen Inseln leben 240 Millionen Menschen. Nicht weniger als 13 Meere gehören zur Fläche dieses Staates, der sich über eine Länge von mehr als 5.000 Kilometern erstreckt. „Etwa 2.800 Häfen unterschiedlicher Größe und Ausstattung verteilen sich über den Archipel“, sagt Uwe Will, der bei bremenports für internationale Projekte zuständig ist. „Die Häfen spielen eine zentrale Rolle bei der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes.“
 
Bisher waren die indonesischen Häfen laut Howe nicht in der Lage, die an sie gestellten Anforderungen zu erfüllen. „Der Hafenbetrieb wurde durch monopolistische Strukturen geprägt. Die ungenügende technische Ausstattung und gravierende Mängel in der Ausbildung der Akteure aus Logistik und Hafenmanagement führten zu erheblichen Nachteilen für die indonesische Wirtschaft. Die Häfen und die damit verbundenen Logistiksysteme müssen entwickelt werden, um die wachsenden Ladungsmengen reibungslos abwickeln zu können.“
 
2008 hat das indonesische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das die Neuordnung des Hafenwesens und seine Ausrichtung an internationalen Standards zum Ziel hat. Das bisherige Monopol der „Pelindos“ (Pelabuhan Indonesia) genannten staatlichen Einheiten für Hafenverwaltung, Hafendienste und Terminalbetrieb wurde aufgehoben. Die „Pelindos“ werden künftig weitgehend auf den Terminalbetrieb beschränkt – und dabei dem Wettbewerb zu privaten Anbietern ausgesetzt.
 
Für die Verwaltung der Hafeninfrastruktur wurden entsprechend internationaler Gepflogenheit „Port Authorities“ eingesetzt, die nach dem „Landlord“-Prinzip im Auftrag des Eigentümers der Häfen (in Indonesien die Republik Indonesien) die Hafeninfrastruktur betreuen.
 
Will: „Die rechtlichen Neuregelungen auf dem Gebiet des Seetransportes und der Häfen führen bei den Indonesiern zu großem Schulungsbedarf.“ Die Inhalte der Fortbildung wurden gemeinsam mit dem indonesischen Transportministerium und der nachgeordneten Generaldirektion für Seetransport entwickelt. Im Kurs gehe es nicht nur darum, fachliche Inhalte zu vermitteln, sagt Will. Es werde auch versucht, einen mentalen Wandel bei den handelnden Personen herbeizuführen sowie modernes Führungsverhalten und systematisches, strategisches Management zu vermitteln: „Wegen der zentralen Führung und der monopolistischen Struktur waren solche Fähigkeiten früher nicht gefordert.“
 
Neben fachlichen Themen vermittelte der Fortbildungskurs auch Hafen-„Basiswissen“. Dazu dienten Exkursionen zu Fachbetrieben und Terminals in Bremerhaven und Bremen, aber auch in Brake, Wilhelmshaven, Lübeck und Hamburg. Bei einer Abschlussfeier im Bremer Überseemuseum, zu der die GIZ und die Generalkonsulin Indonesiens in Hamburg, Anwar Bay, eingeladen hatten, wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses am Donnerstag dieser Woche verabschiedet.
 
Die Hafenmanager aus dem größten Inselreich der Welt nehmen nicht nur fachliches Wissen mit nach Hause, sondern auch norddeutsches Sprachgut: „Moin“ und „Tschüß“ gehen ihnen inzwischen ebenso mühelos über die Lippen wie die Namen der Bremer Shopping-Center. Will: „Dort haben sie in den Werder Fan Shops auch ihre grün-weiße Grundausstattung erworben. Die nehmen sie stolz mit nach Indonesien – genau wie die Erinnerung an die Fußball-Europameisterschaft. Zwei Kursteilnehmer sind sogar per Zug nach Warschau gereist, um sich dort ein Spiel live anzusehen.“

Quelle: bremenports
 

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