Maßgeschneidert

Die Tom Tailor Group ist auf dem Weg zum Global Player. Der erfolgreiche Expansionskurs fußt auf einer ebenso effizienten wie flexiblen Logistik. Bei Luft- und Seefracht verlässt sich das Unternehmen ganz auf DB Schenker.

Aus den Laderäumen der Boeing 777 rollen Alucontainer. Die soeben gelandete „Triple Seven“ führt in ihrem „Belly“ heiß ersehnte Fracht mit. Fracht, die über den Erfolg der nächsten Kollektion entscheidet: diverse Muster neuer Jeanshosen und Damencardigans. „Urban Style“ für gut und lässig gekleidete Großstädter. „Bei uns gilt der Grundsatz: no samples, no business“, erklärt Andrea Burmester. „Schließlich bestellen die Einkäufer unserer Großkunden nur Ware, wenn sie zuvor die Musterkollektion gesehen haben.“
Burmester ist Head of Supply Chain Management Execution bei der Tom Tailor Group. Für das Geschäft des aufstrebenden Hamburger Modekonzerns ist eine reibungslose Logistik genauso wichtig wie die richtige Farbauswahl und die perfekten Schnitte. Im globalen Wettbewerb um die Outfits von stilbewussten Kunden zählen eben auch Schnelligkeit, Flexibilität und Verlässlichkeit aller Lieferprozesse. „Das Sortiment wechselt monatlich komplett durch, die Modetrends sind extrem kurzlebig geworden“, berichtet Burmester. „Wir müssen das richtige Produkt in der richtigen Menge zur richtigen Zeit am richtigen Ort haben.“

Karl Rahnenführer und Andrea Burmester, DB AG, Sebastian Vollmert

Karl Rahnenführer und Andrea Burmester
Als Supply-Chain-Managerin verantwortet Andrea Burmester die Lieferketten vom Herstellungsort bis zum Point of Sale. An diesem Mittag am Hamburger Flughafen trifft sie Karl Rahnenführer, ihren Key Account Manager bei der Schenker Deutschland AG. Dem erfahrenen Logistikmanager gefällt die Internationalität des Textilgeschäfts. „Zahlreiche Kollektionen in allen denkbaren Größen von einer Vielzahl an Lieferanten aus China, Indien, Bangladesch oder aus der Türkei – das macht Modelogistik extrem komplex“, sagt Rahnenführer. „Aber dadurch ist das Geschäft auch hochspannend!“

„Wir schätzen die breite Aufstellung von DB Schenker in Asien – und das Know-how abseits der Kernmärkte“, sagt Andrea Burmester. „Auch wenn IT und Regelprozesse heute die Schlüssel zum Erfolg sind, ist es von unschätzbarem Wert, wenn man Dienstleister hat, die wissen, wen sie im Notfall anrufen können, damit der Lieferprozess im Zeitfenster bleibt.“

Im Tagesgeschäft jedoch, so ergänzt Karl Rahnenführer, gelte es, die Beschaffung immer effizient und flexibel zugleich zu halten. „Dabei können wir uns auf die Kollegen von DB Schenker in Übersee verlassen. Sie haben den direkten Draht zu den Lieferanten, und so lassen sich bei Bedarf bis kurz vor der Verladung ganze Order neuen Lieferfenstern mit schnelleren Transportlaufzeiten zuweisen.“

Damit das alles reibungslos funktioniert, arbeiten die Teams von Andrea Burmester mit dem Supply Chain IT-Tool OSCA/ Setlog, das jeden Schritt begleitet und für Transparenz und schnelle ­Reaktionsfähigkeit sorgt. DB Schenker ist an das System angebunden und hat Zugriff auf die Sendungsdetails im Ursprungsland sowie auf die Avisierung von ankommenden Sendungen. Es geht schließlich um sehr große Mengen, die immer wieder neu justiert werden müssen. 2014 sind allein 3.000 TEU Seefracht für die Tom Tailor Group über die Meere transportiert worden. Ein großer Teil davon über die Häfen Chittagong (Bangladesch), Schanghai (China) und Tuticorin (Indien).

Aus Kostengründen wird zumeist per Seefracht importiert, doch einiges muss sehr viel schneller in Hamburg sein – mit dem Flieger. Bevor ein Design in die Produktion geht, muss erst das Musterstück nach Hamburg zur Qualitätsabnahme. „Sakkos aus hochwertigen Textilien werden in der Regel hängend auf dem Seeweg eingeführt“, erzählt Marcus Mangerich, der im Team von Andrea Burmester die Purchase Logistics und das Tendermanagement leitet.
Manch ein Kleidungsstück entwickelt sich auch unerwartet zum Renner. „Dann lohnt es sich manchmal, auf Luftfracht umzustellen, um die Produkte schnell in den Läden zu haben“, so Mangerich. Werden Kleidungsstücke als Bestseller identifiziert, dann ist Tom Tailor auch in der Lage, die Wiederbeschaffung durch Flashprogramme mit verkürzten Leadtimes mittels Luftfracht zu realisieren. Auf diese Weise kann Tom Tailor sofort auf Trends reagieren.

„Wir können bei Bedarf eine Luftfrachtsendung extrem schnell aus Fernost nach Hamburg transportieren. Das dauert nur zwischen 24 und 48 Stunden“, sagt Britta Lecloux, Head of Air Freight Import bei der Schenker Deutschland AG. „Eine weitere Option zur Beschleunigung des Transports sind die Sea-Air-Lösungen von DB Schenker. Dabei wird die Lieferung bis Dubai mit dem Seeschiff befördert und von dort mit dem Flugzeug weiter nach Europa.“ Diese Kombination setzt Tom ­Tailor zum Beispiel ein, wenn ein Lieferant nicht rechtzeitig fertig wird oder der Zoll eine Lieferung nicht rechtzeitig freigegeben hat.

Nur ein paar Kilometer vom Flughafen entfernt lassen sich die kommenden Kollektionen im Showroom der Tom-Tailor-Firmenzentrale bestaunen. Die modebewusste Logistikmanagerin Lecloux durfte sich exklusiv von der nicht für jeden zugänglichen Sommerkollektion inklusive Accessoires wie Kissen, Taschen und Schuhen überzeugen, die hier auf mehr als 1.200 Quadratmetern in verschiedenen „Lifestyle-Welten“ präsentiert wird.
Um am Point of Sale Erfolg zu haben, müssen Trends schon früh erkannt werden. Dafür sind diverse Trendscouts und Designer in allen wichtigen Metropolen der Welt unterwegs und sammeln Inspirationen für die Ideenwerkstatt in der Hamburger Zentrale. Jeden Tag werden zudem die Kassensysteme der eigenen Stores ausgewertet – so wird klar, was bei den Kunden gut ankommt und wie man den Nachschub optimal steuern kann.


Andrea Burmester, DB AG, Sebastian Vollmert

Andrea Burmester steht im Eingangsbereich vor einer Weltkarte. Die passt zur Vision der Tom Tailor Group: „Wir wollen mittelfristig eines der großen Mode- und Lifestyle-Unternehmen Europas werden“, sagt die Logistikerin, die den Aufstieg des Unternehmens über viele Jahre mitbegleitet hat. „Der Fokus liegt weiter auf dem Ausbau des Retail-Segments in den Kernmärkten Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich und Benelux“, so Burmester. Mit den beiden Dachmarken Tom Tailor und Bonita sowie Kleidung im mittleren Preissegment spricht das Unternehmen eine breite Zielgruppe an. Und so werden Emirates und DB Schenker auch in Zukunft immer wieder Muster von Babyoutfits bis hin zur Mode für die jung gebliebene ältere Generation am Hamburger Flughafen landen lassen.

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