Modernisierung bei Evonik Goldschmidt – Neue Steuerung für die Chemieproduktion

Im Werk Essen machte MLOG das automatische Hochregallager des Chemie-Unternehmens Evonik Goldschmidt wieder fit. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Anlagensteuerung und deren Kommunikationssystemen. Das Ergebnis überzeugt mit hoher Leistung bei deutlich reduzierten Betriebskosten.

Harald Bauer leitet den Geschäftsbereich Modernisierung bei der MLOG Logistics GmbH und ist Spezialist für die Anlagensteuerung, die er als ganzheitliches System versteht: „Steuerung, Positionierung, Antriebe und die Anlagenvisualisierung bilden zusammen das Herz jeder Anlage“, so der Experte, der auf eine Vielzahl erfolgreich realisierter Modernisierungsprojekte zurückblicken kann. „Wenn dieses nicht mehr Schritt hält, ist ein Lager schlicht nicht mehr wettbewerbsfähig.“

Aber nicht nur die Leistung leidet unter veralteten Komponenten, sondern auch Umwelt und Rendite. Immer mehr rückt das Thema Energieeffizienz in das (Kosten-)Bewusstsein: Schließlich gehören die Aufwendungen für Energie zu den größten Positionen in den Be-triebskosten einer Anlage. Durch moderne Komponenten lassen sich Energieverbrauch und CO2-Ausstoß erheblich reduzieren – und mit ihnen die laufenden Ausgaben. Und spätestens dann, wenn Komponenten abgekündigt werden, Softwarelizenzen auslaufen oder Service und Support zu wünschen übrig lassen, muss gehandelt werden, um den Anlagenstillstand zu verhindern.  

Umbau in zwei Phasen
Soweit war es noch nicht in dem automatischen Hochregallager, das die Evonik Goldschmidt GmbH in Essen, dem industriellen Zentrum des Ruhrgebiets, betreibt. Gleichwohl waren die eingebauten Kom-ponenten der Regalbediengeräte (RBG) bereits abgekündigt, sodass gemeinsam mit der MLOG ein Fahrplan zur Modernisierung entwi-ckelt und – im laufenden Betrieb – realisiert wurde. Die Umbaumaß-nahmen erstreckten sich über einen Zeitraum von sechs Monaten und konzentrierten sich auf fünf der insgesamt acht Regalbediengeräte. Die Modernisierung der übrigen drei Geräte erfolgt in einer zweiten Phase – aufgrund der positiven Erfahrung ebenfalls durch MLOG. 

Im Einzelnen wurden die vorhandenen S5-Steuerungen gegen mitfahrende, speicherprogrammierbare S7-Steuerungen (SPS) ausgetauscht, in welche die Steuerfunktionen der Altgeräte implementiert wurden. Die Kommunikation mit der übergeordneten SPS erfolgt nunmehr über eine profibustaugliche ET200 Baugruppe, die Datenübertragung zur Förderanlagensteuerung über TCP/IP-Schnittstelle und WLAN. Zur Optimierung der Positionierung installierten die Spezialisten berührungslose Laserdistanzmesser. Die Überwachung erfolgt künftig über die neuen mitfahrenden Kamerasysteme mit Rekorderfunktion. Diese ermöglichen eine Aufzeichnung kurzer Videosequenzen und sorgen für eine schnelle und problemlose Fehleranalyse bei Störfällen.

Nachhaltige Modernisierung
Der Evonik-Konzern ist aus der RAG entstanden, der früheren Kon-zernmutter des deutschen Steinkohlenbergbaus. Evonik Goldschmidt ist ein internationales Chemie-Unternehmen und produziert am Stand-ort Essen mit über 1.400 Mitarbeitern Spezialchemikalien wie Additive, Stabilisatoren und Emulgatoren. Diese finden sich später unter anderem in Pflegeprodukten, Waschmitteln oder Farben und Lacken wieder. Für einen Konzern, dessen Wurzeln zudem in der Energiebranche liegen, haben Nachhaltigkeit und ein verantwor-tungsvoller Umgang mit den natürlichen Ressourcen einen besonders hohen Stellenwert. Entsprechend legte MLOG bei der Modernisierung Augenmerk auf die Verbesserung der Energieeffizienz. Im Bereich der Antriebstechnik erhielten die RBG komplett neue Systeme. Die Motoren von Fahr- und Hubwerk sowie der Teleskopgabeln wurden – wie auch die Getriebe, Laufräder und Seiltrommeln – ersetzt. Einzig die vorhandenen Teleskopgabeln und die dazugehörige Sensorik konnten erhalten bleiben. Die neuen Antriebe sind mit Energierückspeisetechnik ausgestattet. Dadurch ist es möglich, beim Bremsen und Absenken freiwerdende Energie in das System zurück-zuspeisen, anstatt sie in – nutzlose – Wärme umzuwandeln. „Durch die Frequenzregelung haben die Antriebe einen deutlich höheren Wir-kungsgrad und müssen nicht unnötig unter Volllast laufen“, erklärt Bauer, „in Kombination mit der Rückgewinnung bedeutet das eine spürbare Entlastung von Budget und Umwelt.“ 

Nachhaltiges Energiemanagement
Energieeffizienz ist vom Schlagwort zum Wettbewerbsvorteil gewor-den. Moderne, unter energetischen Gesichtspunkten optimierte Anla-gen bringen höhere Leistung bei geringeren Betriebskosten als kon-ventionelle Lager. Die wesentlichen Ansatzpunkte bei der Planung oder Modernisierung sind Antriebstechnik und Energiemanagement. In vielen Anlagen lässt sich allein durch die Umrüstung der Regalbe-diengeräte auf moderne, frequenzgesteuerte Motoren mit hohem Wirkungsgrad der Stromverbrauch erheblich reduzieren. Weiteres Einsparpotenzial liegt in der Rückspeisung von Bremsenergie, die beim Anhalten und Absenken entsteht. MLOG geht beim Thema Energieeffizienz allerdings noch einen Schritt weiter. Mit einem intel-ligenten Energiemanagement, das sich in den hauseigenen Material-flussrechner integrieren lässt, aber auch mit der gängigen Standard-software kompatibel ist, werden Fahrten und Geschwindigkeiten auch unter Verbrauchsgesichtspunkten koordiniert. Die Einsparung ist be-trächtlich, zudem wird vor allem bei geringerer Auslastung der Ver-schleiß spürbar reduziert. Über das  Visualisierungstool MVISU ist es zudem möglich, die Startzeiten der Antriebe im günstigen Grundlast-bereich zeitversetzt zu takten. Durch diese Koordination werden teure Lastspitzen vermieden.

Quelle: MLOG

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