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Nichts für Shopaholics – Österreichisches Einkaufsforum 2011

"Wie man mit Verstand einkauft, konnte man beim diesjährigen Österreichischen Einkaufsforum erfahren. Der funkelnde Altweibersommer ist am 29. und 30. September auch in die Landeshauptstadt Linz in Oberösterreich Einzug eingezogen. Nichts desto trotz fanden sich auf Einladung von Dkfm. Heinz Pechek, dem geschäftsführenden Vorstand des Bundesverbandes für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ), zahlreiche Vertreter und Journalisten in den gemütlichen Räumlichkeiten auf dem Gelände der voestalpine Stahl GmbH ein, um unter dem Motto: „Volle Auftragsbücher – Explodierende Einstandspreise und Lieferengpässe“ Prozesse zu besprechen, auf die Unternehmen jeder Größe ein besonderes Augenmerk legen müssen – und das nicht nur in Zeiten einer krisengebeutelten Weltwirtschaft.

Wann erntet man Kokosnüsse?
Verschiedene Unternehmen haben mit unterschiedlichen negativen Einwirkungen auf das Beschaffungsmanagement zu kämpfen. Dazu muss nicht unbedingt ein Land pleite gehen, oder ein Erdbeben mit Atomkraftwerken gespickte Gebiete erschüttern. Auch saisonale Gegebenheiten, oder auch schlichte Veränderungen in der Produktnachfrage, können Lieferengpässe verursachen, weiß auch Frau Sylvia Völker, MSc., Leiterin von Einkauf und Logistik bei der Maresi Austria GmbH. Besonders im Lebensmittelsektor muss auf umweltbedingte Veränderungen der Rohstoffbestände geachtet werden. Erleichtert wird dies durch die strenge Kontrolle der Produkt- und Lieferinformationen in der elektronischen Datenbank des Unternehmens. Ob Kokosnüsse aus den Tropen oder Kuhmilch aus Österreich – mit jedem Produkt gehen andere Lieferprobleme einher, für die es sich zu wappnen gilt. Dazu muss nicht nur die vorausschauende Planung für jedes Produkt anders sein, sondern es ist auch nötig, regelmäßig – in manchen Fällen stündlich – die Ist-Verkäufe von Kokosmilch und Schlagobers zu kontrollieren, stellt Frau Völker im Gespräch mit Mag. Hubert Tretter, Area Finance Manager CE, Dr. Gerald Riha, Leiter des Kundenservice und der Planung bei der voestalpine AG, sowie Hermann Purr, Senior Sales Manager, Deutsche Bank AG, klar. Dass auch auf Lieferzeiten und – kapazitäten von Finanzen und Informationen geachtet werden muss, darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden. Laut Purr muss die Finanzierung auf jeden Kunden individuell abgestimmt werden. Wichtig ist jedoch auch, diese über diverse Transaktionen zu informieren, sprich die Transparenz für alle Shareholder im Zuge der Supply Chain Financing aufrecht zu erhalten. Damit Lieferanten nicht ausfallen, müssen diese in jedem Fall finanziert werden – zieht Purr einen logischen Strich unter die doch komplizierte Rechnung.

Was ist sonst noch zu beachten?
Neben Diskussionen über Lieferengpässe und wie man als Unternehmen auf diese reagieren kann, ohne an Effizienz einzubüssen, wurde in der Stahlwelt der voestalpine auch über ethische und ökologische Aspekte erfolgreicher Unternehmensstrukturen diskutiert. Dass Nachhaltigkeit im Bezug auf Umwelt eine große Rolle spielt, ist allerorts bekannt. In Linz wurden jedoch auch Strategien im Bezug auf nachhaltige Kundenbindung und menschliche Mitarbeiterführung besprochen, kritisiert und vielleicht auch bereits in Gedanken für die eigene Firma überarbeitet.

Werke und Preise
Neben Ideenaustausch und Diskussion bekamen die Besucher im Zuge einer eigenen Werksführung auch die Möglichkeit, die Welt des Stahls bzw. der Stahlproduktion auf dem Firmengelände der voestalpine Stahl GmbH zu erkunden, bevor es galt, sich für das Highlight des ersten Tages frisch zu machen. Die Verleihung des Austrian Supply Excellence Awards 2011, welcher vom BMÖ verliehen wird, rundete das abwechslungsreiche Tagesprogramm ab. Verliehen wird der Award für besonders gute Supply Excellence Lösungen. Berücksichtigt werden sowohl die Einkäufer-, als auch die Lieferantenseite. Über die Lobrede, die in diesem Jahr wieder von Herrn Prof. Dr. Michael Zeuch von der Fachhoschule Würzburg-Schweinfurt abgehalten wurde, konnte sich der diesjährige Gewinner, die POOL4TOOL AG, in Kooperation mit der cms electronics GmbH, freuen.

Wie vielfältig Perspektiven auf Problemlösung und – prävention in den Bereichen Lieferengpässe, Nachhaltigkeit, Finanzierung etc. sein können, wurde beim Österreichischen Einkaufsforum 2011 in Linz bewiesen. Neu entfacht wurde jedenfalls auch die Neugier auf das Forum im Jahr 2012 – denn Problemlösungen werden in allen Bereichen immer nachgefragt.

Logistik express Redaktion

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