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No Code in der Logistik: Einfache Lösungen für den digitalen Wandel

Digitalisierung und Automatisierung erfordern nicht nur Veränderungen in den Geschäftsprozessen, sondern bieten auch die Möglichkeit, alltägliche Arbeitsabläufe kritisch zu prüfen und neu zu gestalten. Denn gerade in den wiederkehrenden Tätigkeiten liegt das größte Digitalisierungspotenzial. Mit No Code und Citizen Development kann die Digitalisierung solcher Prozesse in der Logistik sogar von Personen ohne umfassende IT-Kenntnisse umgesetzt werden. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ein womöglich entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Autor: Thomas Schwarz, CTO & Co-Founder der smapOne AG

No Code und Citizen Development: Alltägliche Arbeitsabläufe effizient gestalten und somit einen Wettbewerbsvorteil sichern. Bild: Thomas Schwarz, smapOne AG

Der Fachkräftemangel, insbesondere im IT-Bereich, stellt eine große Hürde für viele Unternehmen dar. Laut einer Bitkom-Studie von 2022 blieben bundesweit 137.000 IT-Stellen unbesetzt. Dies führt zu Überlastungen und einem Entwicklungsstau in den IT-Abteilungen. Hinzu kommen die branchenspezifischen Herausforderungen, darunter komplexe Lieferketten und eine Vielzahl an Akteuren, Standorten sowie Transportmodi. Sowohl die Koordination als auch die Verwaltung der unterschiedlichen Schnittstellen beeinflussen dabei den Warenfluss. Konsequenterweise streben Logistikunternehmen nach Effizienzsteigerungen im Transport und in der Lagerung, um Kosten zu senken und die Lieferzeiten zu verkürzen. Dies erfordert innovative Technologien und optimierte Prozesse, die den Umschlag von Waren beschleunigen und das Risiko von Engpässen minimieren.

Digitale Agilität durch No Code

Während sich die Digitalisierung weiterhin als Schlüssel zur Bewältigung aktueller Herausforderungen erweist, werden innovative Ansätze wie No Code immer relevanter. Diese ermöglichen Logistikunternehmen, schnell auf neue Anforderungen zu reagieren und ihre Anwendungen oder Prozesse ohne lange Entwicklungszyklen anzupassen. Angesichts der zahlreichen Aufgaben, der die Logistikbranche entgegensieht, haben sich fortschrittliche Technologien wie No Code als unverzichtbares Instrument erwiesen, um mit den dynamischen Marktbedingungen Schritt zu halten. Denn Anforderungen und Abläufe können sich schlagartig ändern und Flexibilität gibt möglicherweise den entscheidenden Ausschlag.

Vor diesem Hintergrund eröffnen No-Code-Plattformen ganz neue Möglichkeiten: Unternehmen befähigen ihre Fachbereiche viele kleine Prozessdigitalisierungen unabhängig von der IT-Abteilung selbst umzusetzen. Mitarbeitende sind so in der Lage, Software-Anwendungen per Drag-and-Drop zusammenzubauen und damit interne Prozesse, die sie selbst am besten kennen, aktiv mitzugestalten. Folglich können diese ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen in die Entwicklung neuer Anwendungen einfließen lassen und individuell auf ihre eigenen Bedürfnisse zuschneiden.

Von Mitarbeitenden zu Innovatoren

Unternehmen sind demnach nicht länger auf IT-Fachkräfte angewiesen, wenn es um die Digitalisierung alltäglicher Prozesse geht. Das reduziert die Kosten immens und hilft, interne Ressourcen effizienter zu nutzen. Gleichzeitig können Unternehmen Innovationen schneller vorantreiben und so Wettbewerbsvorteile erzielen. Auch die Rolle der Mitarbeitenden ändert sich. Als „Citizen Developer“ optimieren sie ihre Workflows ganz einfach selbst und werden so auch ohne Codingskills zu Digitalisierungsprofis im eigenen Unternehmen. Wenn es dann auch noch um Prozesse geht, die zwar nicht sehr komplex sind, sich aber dynamisch ändern, dann ist Citizen Development der Königsweg, um Geschwindigkeit und Flexibilität zu garantieren.

Laut dem Marktforschungsinstitut Gartner wird die Bedeutung von No-Code-Plattformen auch in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Das Analystenhaus prognostiziert, dass bis 2025 etwa 70 Prozent aller Applikationen über Low-Code- und No-Code-Plattformen erstellt werden.

Effizient, transparent und inklusiv

In der Logistik werden No-Code-Plattformen vielfältig eingesetzt, vor allem dort, wo bisher traditionell mit Stift und Papier gearbeitet wurde. Ein geeignetes Einsatzgebiet ist etwa der Wareneingangsprozess: Sämtliche Dokumentationen wie Ankunftszeiten, Mängel oder Transportschäden können ganz einfach per App festgehalten werden, um eine vollständige Datenlage sowie die reibungslose Weiterverarbeitung sicherzustellen. Dabei erfolgt die Warenannahme bequem per Tablet oder Smartphone und die erfassten Daten werden sofort an die zuständigen Abteilungen weitergeleitet.

Wo Waren kontrolliert werden, sind Reklamationen meist nicht weit. Es ist erforderlich, viele Daten zu sammeln und deren Nachweisbarkeit ist nicht immer einfach, jedoch von großer Bedeutung, um Schadens- oder Regressansprüche zu managen und rechtliche Anforderungen zu erfüllen. Mit einer passenden App werden auch Reklamationen schnell und unkompliziert abgebildet. Speziell für Unternehmen mit einem großen Portfolio oder vielen Zulieferern bringt das Entlastung. Zusätzlich können die Daten nahtlos in Folgeprozesse überführt werden, um beispielsweise einen Ersatz der reklamierten Ware zu initiieren.

Die beiden Beispiele zeigen lediglich einen kleinen Ausschnitt logistischer Prozesse, die mithilfe von No-Code-Plattformen sowohl zeit- als auch kosteneffizienter gestaltet werden können. Weitere Anwendungsmöglichkeiten umfassen etwa die Fahrzeug- und Abfahrtskontrolle, Auftragserfassung, Regalprüfung, Abnahmeprotokolle Qualitätsmanagement, Lagerrundgänge und viele weitere.

DACHSER lebt Citizen Development

Wie die Vorteile von No-Code-Plattformen wie smapOne optimal genutzt werden können, zeigt das Beispiel von DACHSER. Inzwischen ist das Logistikunternehmen ein wahrer No-Code-Champion. Rund 1.250 Mitarbeitende sind bei dem Logistikunternehmen als Citizen Developer aktiv und tragen wesentlich zur Digitalisierung analoger Prozesse bei. Die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs kann sich dementsprechend sehen lassen: 7,1 Millionen Seiten Papier wurden bisher eingespart, was einem Verbrauch von 396.773 Litern Wasser oder 147.621 kWh Strom entspricht.

Unter dem Motto „weg vom Klemmbrett“ nutzt DACHSER die No-Code-Plattform jedoch nicht nur zur Digitalisierung bestehender Prozesse, sondern fördert auch das digitale Mindset und die Kreativität der Mitarbeitenden. Um auch bei Citizen Development für angemessene Governance zu sorgen und z.B. Aspekte wie Informationssicherheit und Datenschutz zu gewährleisten, wurde ein zentrales Audit-Team eingerichtet. Dieses Team schult die Citizen-Development-Community, gewährleistet die Qualität und Datenschutzkonformität der Applikationen und vermeidet redundante Entwicklungen.

Das Team bei DACHSER sieht in Sachen Digitalisierung noch weiteren Spielraum. Ziel ist es, dass die Mitarbeitenden selbst weitere papierbasierte Prozesse digitalisieren und das Potenzial der No-Code-Plattform voll umfänglich ausschöpfen.

Mit dem richtigen Werkzeug zum Erfolg

Unternehmen wie DACHSER zeigen, wie Citizen Development zur Steigerung der Effizienz, zur Ressourceneinsparung und zur Förderung der digitalen Kreativität beitragen kann. Damit ist No Code ein praktisches Mittel, um die spezifischen Herausforderungen der Logistikbranche zu bewältigen. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und bieten Unternehmen die Chance, sich in einem wettbewerbsintensiven Markt zukunftsfähig aufzustellen. Dabei verbessern No-Code-Plattformen nicht nur operative Prozesse, sondern dienen auch als strategischer Hebel, um die Innovationskraft eines Unternehmens nachhaltig zu stärken.

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