ÖPNV-Branche will mehr Frauen in Führungspositionen

Die deutschen Nahverkehrsunternehmen planen bis zum Jahr 2015 rund 32.000 bis 35.000 Neueinstellungen – vielfach auch in Führungspositionen. Dort sind vor allem Frauen bislang noch unterrepräsentiert: Rund 15 Prozent der Führungskräfte im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sind weiblich. Die Branche bemüht sich daher, attraktivere betriebliche Rahmenbedingungen für die Beschäftigung von Frauen zu schaffen. Dies gaben Vertreter der Akademie des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg gestern im Rahmen des 5. VDV-Personalkongresses bekannt.

Der diesjährige VDV-Personalkongress legt den Fokus speziell auf die Beschäftigungssituation und Karrierechancen von Frauen im ÖPNV. "Männlich geprägte Unternehmenskulturen, techniklastige Berufsbilder und familienunfreundliche Arbeitszeiten sind nach wie vor Barrieren, die Frauen zögern lassen, sich in ÖPNV-Unternehmen zu bewerben", erklärt Gisbert Schlotzhauer, Vorstand der VDV-Akademie und der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG. "Die VDV-Akademie hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, mehr Frauen die Beschäftigung und Karriere in der ÖPNV-Branche zu ermöglichen", so Schlotzhauer weiter. Um dies zu gewährleisten, engagiert sich die Akademie sehr stark beim europäischen Projekt "WISE – Women Employment in Urban Public Transport Sector". Das WISE-Projekt untersucht die Arbeitsbedingungen von Frauen in europäischen Verkehrsunternehmen und erarbeitet Maßnahmen, mit denen unter anderem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert werden kann.

Auch die Nahverkehrsunternehmen setzen vor dem Hintergrund des weiter steigenden Fachkräftemangels auf Maßnahmen zur Erhöhung der Attraktivität als Arbeitgeber, vor allem auch für Bewerberinnen. "Frauen sind noch immer wesentlich öfter als Männer in der Situation, Beruf und Familie gleichzeitig koordinieren zu müssen. Wir bieten unseren Mitarbeiterinnen, aber auch den Männern, deshalb im Rahmen unserer Möglichkeiten individuell auf die jeweiligen Funktionen zugeschnittene Arbeitszeitmodelle. In einigen, wenigen Bereichen ist auch Telearbeit möglich. Typisch ist das aber für Verkehrsunternehmen nicht. Hier ist in der Regel Präsenz vor Ort gefragt", sagt Karl-Heinz Pöverlein, Vorstand Personal der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg. "Wie die Männer sehen aber auch die Mitarbeiterinnen im Schichtdienst, in Wochenendarbeit, Vorteile und nicht nur Einschränkungen. Und unsere weiblichen Beschäftigten belegen, dass es im ÖPNV gute Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Dies gilt für den Fahrdienst wie die Werkstätten oder die Verwaltung", so Pöverlein weiter.

Frauen gehen in Führung – Aufstiegschancen für Mitarbeiterinnen in Verkehrsunternehmen
Neben dem Ansatz, mehr Bewerberinnen für Führungspositionen im ÖPNV zu gewinnen, verfolgt die Branche das Ziel, auch unternehmensinterne Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen zu verbessern. Die VDV-Akademie ist daher Kooperationspartner des Projektes "Frauen gehen in Führung" vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Gemeinsam mit fünf Nahverkehrsunternehmen werden Qualifizierungsmaßnahmen, Workshops, Coachings und Netzwerkmaßnahmen für Frauen entwickelt, die in Führungspositionen aufsteigen wollen. Auch die Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB) beteiligen sich am Projekt. "Die KVB hat einen Frauenanteil von 17,2 Prozent. Das ist zwar im Vergleich zu anderen Unternehmen nicht schlecht, aber insgesamt noch deutlich ausbaufähig. In der ersten und zweiten Führungsebene der KVB findet sich beispielsweise aktuell keine Frau", erklärt Dr. Martina Hahn, Leiterin Personalentwicklung, Arbeits- und Tarifrecht bei der KVB. Vom Projekt verspricht sich das Unternehmen Anregungen, wie mehr Frauen rekrutiert werden können und welche Möglichkeiten es gibt, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen. "Selbstverständlich liegt es auch teilweise an den Frauen selbst, auf sich und ihre Fähigkeiten aufmerksam zu machen. Sie müssen lernen, ihren Karrierewillen zu artikulieren, Karriere zu planen und auch Netzwerke zu bilden. Kurz gesagt, sie müssen mutiger werden", so Dr. Hahn.

Quelle: MyLogistics
Portal: www.logistik-express.com

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