|

Österreich braucht einen Masterplan!

Von Albtraumtunneln zu Zukunftsperspektiven: Österreich braucht einen Masterplan Verkehr & Logistik! 

Lange hat die Politik gebraucht, um zuzugeben, dass die Großprojekte der ÖBB und ASFINAG nicht mehr finanzierbar sind – nur mehr zu Lasten der nächsten Generationen. Statt vehement um „ihre“ überholten Projekte zu laufen, sollten die Politiker ihren Blick auf die aktuellen Bürgerinteressen richten, Zukunftsperspektiven schaffen und regionale Arbeitsplätze sichern. Für den Brenner Basistunnel gilt: Die Finanzierungslasten sind zu hoch, der angebliche Nutzen ist mehr als zweifelhaft. Italien liegt politisch und wirtschaftlich am Boden und kann weder seinen BBT-Anteil noch die ca. 10 Mrd. € für den Ausbau der Vor/Nachlauftrecke finanzieren. Will man tatsächlich Verkehr auf die Schiene verlagern, so sollte man Strategien konsequent weiterentwickeln, anstatt dem Tunneltraum nachzujagen. Wie absurd nicht nur die immer wieder für den Brenner vorgelegten Kostenschätzungen (diese sind in den vergangenen Jahren von € 1,45 Mrd. auf ca. € 9 Mrd. angestiegen) sondern auch die Verkehrsschätzungen sind, zeigt sich immer deutlicher. Basierend auf den, der Tunnelplanung zu Grunde liegenden, Schätzungen der BBT sollten 2010 ca. 2 Mio. Menschen die alte Brennerstrecke benutzen. Tatsächlich sind es 1 Mio.! Nach Angaben der Tunnelbefürworter sollen in Zukunft zwischen Innsbruck und Bozen pro Jahr 6 Mio. Menschen die Bahn benutzen, dass sind so viele wie zur Zeit auf der nahezu konkurrenzlosen Hochgeschwindigkeitsstrecke Paris-London fahren! Auch für die Koralmbahn sind kreative Lösungen notwendig. Man könnte z.B. dem Schweizer Beispiel folgen. Der nur aufgrund politischer Kompromisse gebaute Lötschbergtunnel wurde nicht, wie zunächst geplant, zweiröhrig ausgebaut, sondern nur einröhrig mit einem kleineren Rettungsstollen. Wichtiger als über einzelne Projekte zu diskutieren wäre es aber, einen Masterplan Verkehr & Logistik zu entwickeln, in dem ausgehend von den Mobilitätsbedürfnissen nachhaltige Verkehrs- und Logistikstrategien entwickelt und daraus Verkehrsinfrastrukturprojekte abgeleitet werden. Sieht man, wie zur Zeit aus Angst vor der Streichung der unsinnigen Tunnelprojekte von Länderseite lobbyiert wird, so bleibt allerdings wenig Hoffnung – sicher steht wieder eine Landtagswahl an, bei der man glaubt, nicht verlieren zu dürfen. 

Gastbeitrag: Univ. Prof. Sebastian Kummer

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar