|

Österreich stellt sich auf mehr Osteuropaverkehre ein

Die Verkehrsströme in Europa werden sich in den kommenden Jahren zunehmend in Richtung Osten verlagern. Davon wird Österreich profitieren. Auf dem Internationalen Hafenkongress Ende Mai in Karlsruhe wurden die Anforderungen, die sich daraus vor allem für den Verkehrsträger Wasserstraße ergeben, diskutiert.

In den kommenden zehn Jahren wird insbesondere der Warenaustausch mit Osteuropa deutlich steigen, weil bestimmte logistische Prozesse aus Fernost wieder nach Europa zurückgeholt werden – sagte der deutsche Verkehrsexperte Prof. Dr. Alexander Eisenkopf, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine BWL & Mobility Management an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen und außerdem Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats im Bundesverkehrsministerium. „Dies hat natürlich auch enorme Auswirkungen auf die Güterströme und damit das Verkehrswachstum, das verstärkt in den Ländern Osteuropas, aber auch zum Beispiel in Österreich stattfinden wird.“ 
 
Ausbau der Infrastruktur Knackpunkt für Leistungsfähigkeit der Häfen
Das Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) rechnet in einer aktuellen Studie damit, dass bis zum Jahr 2020 die Ballungsräume Osteuropas an wirtschaftlicher Relevanz gewinnen. Hauptgründe hierfür sind die verbesserte Erreichbarkeit dieser Regionen, die Bevölkerungsverdichtung und hohe Wachstumsraten der Wirtschaft als Folge der fortschreitenden Harmonisierung. Die steigende Kaufkraft in Osteuropa ziehe natürlich auch wachsende Güterströme nach sich. Dort rechnet das HWWI nicht nur mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts bis 2020 um 50 Prozent im Vergleich zu 2010, sondern auch mit einem kräftigen Zuwachs der Exportvolumina. Unter den Ländern mit dem höchsten prognostizierten Zuwachs in Europa befinden sich laut HWWI neben Bulgarien, Polen und Rumänien vor allem Litauen, die Slowakei, Tschechien, Spanien, Ungarn und Österreich.
 
Um auf diese veränderten Rahmenbedingungen eingestellt zu sein, muss die in den einzelnen Ländern zur Verfügung stehende Infrastruktur entsprechend angepasst werden. Dies gilt insbesondere auch für die aufstrebenden Seehäfen im Süden und Südosten Europas wie zum Beispiel Koper, Triest oder Rijeka. Hier sind in aller Regel jedoch die Anbindungen an das Hinterland mit Bahn oder Binnenschiff derzeit noch nicht konkurrenzfähig – das kann sich aber im Verlauf der kommenden Jahre schnell ändern. Dann könnten sich die Verkehrsströme noch mehr in diese Richtung verlagern und auch für die großen Nordseehäfen zu einem ernst zu nehmenden Problem werden.
 
Kombihub Ennshafen will Donau zukünftig noch stärker nutzen
„Wir sehen den weiteren Ausbau der Mittelmeerhäfen ausgesprochen positiv“, sagte Christian Steindl, Geschäftsführer der oberösterreichischen EHG Ennshafen GmbH und Präsident des österreichischen Wasserstraßen und Schifffahrtsvereins Pro Danube Austria im Rahmen des Internationalen Hafenkongresses Ende Mai in Karlsruhe. „Zwar sehen wir die Zukunftsmärkte in Enns in erste Linie an der Ostseite des Schwarzen Meers, doch werden wir uns auch auf die veränderten Anforderungen durch diese neuen Seehäfen einstellen.“ Die strategische Ausrichtung des trimodalen Kombihubs Ennshafen sieht dabei vor allem die Sicherstellung einer leistungsfähigen Bahninfrastruktur sowie den Ausbau der Wasserstraße Donau vor. „Zum Beispiel ist für uns der Ausbau der Pyhrn-Schober-Achse ganz entscheidend für die Verkehre zwischen den Mittelmeerhäfen und zum Beispiel dem Hafen Duisburg sowie den großen Nordseehäfen“, so Steindl. „Der große Vorteil liegt für uns dabei in der wesentlich kürzeren Transportzeit zu den Adriahäfen und damit einer Zeitersparnis von bis zu sieben Tagen für den Export beziehungsweise Import in Richtung Ferner Osten.“
 
Koleg-Studie untersucht Potenziale der Wasserstraße in Richtung Schwarzes Meer
Ennshafen ist auch einer der wesentlichen Projektpartner bei der sogenannten Koleg-Studie zum Aufbau eines kombinierten Liniendienstes zwischen Ennshafen und dem rumänischen Schwarzmeerhafen Galati. Ziel dieser bis Juni 2012 laufenden Untersuchung ist die langfristige und nachhaltige Verlagerung des Gütertransports von der Straße auf die Wasserstraße. „Hierfür analysieren wir derzeit das Marktpotenzial und die wirtschaftlichen Faktoren zum Aufbau eines Linienverkehrs mit regelmäßigen Abfahrtszeiten“, erklärt Steindl. „Im Herbst dieses Jahres werden wir dann die Ergebnisse der Studie Interessenten zur Verfügung stellen.“ (TW)

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar