|

Österreichische(r) Logistik Tag(e): alt und neu

Am 26. Juni 2014 findet wieder der bewährte Österreichische Logistiktag in Linz statt, wo Best Practice-Beispiele zum Nachmachen anregen. Neu ist das am Vortag abgehaltene Logistik-Future Lab: hier gilt es, selbst zu denken und mittels Design Thinking gemeinsam neue Lösungswege zu finden.

Der Österreichische Logistiktag, der heuer bereits zum 21. Mal stattfindet, hat sich zu einem beliebten Szene- und Branchentreff entwickelt. Der Mix aus Vorträgen und Podiumsdiskussionen lockt ein bunt gemischtes Publikum ins Designcenter Linz, doch das war den Veranstaltern nicht mehr genug. „Bisher ging es hauptsächlich um innovative Anwendergeschichten, doch in diesem Jahr wollen wir vor allem Zukunftsthemen logistikrelevant besprechen. Woher sollen wir den Umsatz der Zukunft nehmen, wohin geht der Weg?“ gibt FH-Prof. DI Franz Staberhofer, Obmann des VNL Österreich, einen kleinen Vorgeschmack auf die Veranstaltung, die unter dem Motto „Fortschritt ist die Umsetzung der Phantasie“ läuft.

Logistik-Future Lab
VNL-Netzwerkmanager Mag. Oliver Mayr erklärt, warum die Veranstaltung nun an zwei Tagen stattfindet, statt wie bisher nur an einem: „Es gibt immer viel mehr Themen, als man an einem Tag behandeln könnte. Aber mehr vom Selben wollten wir nicht, daher haben wir ein innovatives Format entwickelt, bei dem es noch keine Patentlösung gibt, sondern gemeinsam neue Ansätze erarbeitet werden.“ Beim Future-Lab werden die Teilnehmer direkt involviert, bei Kurzvorträgen werden die Inhalte stark visualisiert – beispielsweise durch Filme. Visionen und Ideen stehen dabei im Mittelpunkt.

Einer der „visionären Gestalter“ – von denen es an diesem Tag mehr als 20 in parallelen Themeninseln gibt – ist Bernd Kratz von der EMA GmbH, ehem. Vorstand Conrad Electronic. Er widmet sich dem brandaktuellen Thema e-commerce, denn immerhin betrug der Umsatz des Distanzhandels (Katalog, e-com, m-com, f-com und t-com) in Deutschland zuletzt stolze 44 Milliarden Euro. Dabei wurden schon 2012 zwei Milliarden Pakete verschickt, letztes Jahr vermutlich noch um 15 Prozent mehr. Gewaltige Summen, die der Logistik einiges an Planung abverlangen – denn schließlich gab es auch rund 144 Millionen Rücklaufpakete (Retouren). Fest steht, die genauen Zuwächse kann niemand prognostizieren, so erhöhte beispielsweise Zalando die Umsatz-Erwartungen von 400 Millionen Euro auf 1 Milliarde Euro, erzielte im Endeffekt aber sogar 1,8 Milliarden Euro. „Diese Entwicklung bringt eine Pflicht zur Automatisierung mit sich, denn der Verkauf erfolgt dank der online-Preisvergleichsmöglichkeiten heutzutage fast nur noch über den Preis. Die Margen gehen zurück, es wird daher versucht, über die Logistik Kosten einzusparen. Und dabei gibt es nur zwei Lösungen: Automatisierung oder die Abwanderung in Billiglohnländer.“ Der Haken an der Automatisierung sei die hohe Erstinvestition, wenn man nicht wisse, wie die Zukunft aussehe. Daher brauche es ein „voll skalierbares System mit Zukaufs- oder Zumietmöglichkeit bei Bedarfssteigerung“, so Kratz. Seine Empfehlung: das G-Com-System von Grenzebach (skalierbares Ware-zum-Mann-System, Anm.), dessen Vorzüge er wohl bei dieser Gelegenheit vorstellen wird. Kratz: „Ich sehe auch in Zukunft große Wachstumschancen im Onlinebereich, beispielsweise im Lebensmittel-Einzelhandel. Next-Day oder sogar Same-Day-Delivery eröffnen völlig neue Möglichkeiten.“

Dass da auch die Logistik gefordert ist und beispielsweise Arbeitszeitmodelle überdacht werden müssen, steht außer Frage. Wer bei dieser Gelegenheit keine Lösung findet, hat dann am Folgetag noch eine Chance, beispielsweise beim Vortrag von Andreas Münch, Mitglied der Generaldirektion und Leiter des Departments Logistik & Informationssysteme beim Migros Genossenschafts-Bund. Dieser wird nämlich unter dem klingenden Titel „Phantasie als Treiber für eine innovative Migros-Logistik“ unter anderem aufzeigen, wie kundenorientierte Logistik für den Onlinehandel funktionieren kann.

Fit for Future
Niemand kann genau vorhersagen, was die Zukunft bringt. Umso wichtiger ist es, auf Eventualitäten vorbereitet zu sein und mit offenen Augen und Ohren zu agieren. Der Logistik-Tag bietet viele unterschiedliche Themenkreise, die wie gewohnt teilweise parallel ablaufen. Am Vormittag dreht sich in der ersten Sequenz im Großen Saal alles darum, wie man die Beschaffung näher zum Markt bringt, moderiert von Ing. Thomas Petran, Leitung globales Supply Chain Management, Palfinger AG. Gleichzeitig geht es in Saal A darum, Supply Chains an Kundenerwartungen auszurichten und zu steuern, wobei Mag. Klaus Venus, Geschäftsführender Gesellschafter, Ifl Consulting GmbH für den ordentlichen Ablauf sorgt.

In Saal B widmen sich alle dem Thema „Konsumenten müssen kaufen können“, geleitet von VNL-Vorstand Dr. Alexander Wiegele. Auch nach der Pause steht das Publikum wieder vor der Qual der Wahl zwischen drei Themenkreisen: „Prozessinnovation in Produktionsbetrieben realisieren“ im Großen Saal, moderiert von DI Dr. Josef Hackl, CEO Wild Gruppe. Da man wohl selten so viel Geld zur Verfügung hat, wie man es sich wünscht, kann man sich in Saal A Anregungen dazu holen: „Mehr Cash aus eigener Kraft durch Supply Chain-Integration“ lautet der Titel, FH-Prof. Dr. Heimo Losbichler, Leiter Studiengang Controlling, Finanzmanagement, Rechnungswesen, FH OÖ – Campus Steyr übernimmt dabei die Führungsrolle.

Aller guten Dinge sind Drei, daher gibt es natürlich auch eine dritte Option: „Innovative Transportideen als Marktöffner“ mit Moderator FH-Prof. Dr. Fritz Starkl, Leiter Kompetenzbereich Verkehrslogistik, Logistikum.

Generell eine wichtige Rolle spielt das Thema Service, denn in einer überalternden Gesellschaft lässt sich zusätzliches Geschäft oftmals nur über Serviceangebote statt Produktion und Verkauf generieren. Staberhofer: „Ich wünsche mir, dass die Teilnehmer am Ende nach Hause gehen und sich sagen, ‚ich habe mir etwas mitgenommen für das Heute‘ und gleichzeitig auch angeregt sind für das Morgen.“ Wer sich garantiert etwas mit nach Hause nimmt, ist der Gewinner des Österreichischen Logistik-Tages 2014, der im Rahmen der Abendgala am 25.6. im Forum der Raiff-eisenlandesbank Oberösterreich verliehen wird. Im Vorjahr sicherte sich die WILD GmbH den ersten Preis für die „Beste innovative Logistik-Lösung“, man darf gespannt sein, wer heuer in den drei Kategorien die Nase vorne hat.

Quelle: Logistik express Fachmagazin 2/2014

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar