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Rekordjahr für Logistikbranche

„Flexibel – Sicher – Nachhaltig“: Diese Kernbotschaft durchzog den diesjährigen 28. Deutschen Logistik-Kongress wie ein roter Faden. Am Ende des dritten Kongresstages stand das Fazit: die Lage auf dem Logistikmarkt ist gar nicht so schlecht, wie sie von den Akteuren dieser Tage manchmal wahrgenommen wird.  
 

Verspätungen stehen bei der Deutschen Bahn bekanntlich öfter mal auf der Tagesordnung. Dass selbst der oberste Chef des DB-Konzerns das mit mehreren Hundert Logistikern gefüllte Auditorium auf dem diesjährigen Deutschen Logistik-Kongress auf sich warten ließ, brachte allerdings zum Staunen. In seinem Vortrag machte DB-Chef Dr. Rüdiger Grube den Fauxpas jedoch schnell wieder wett, indem er ankündigte, das Tempo des DB-Konzerns in Sachen Umweltschutz in den kommenden Jahren noch einmal kräftig anziehen zu wollen.  „Wir reinvestieren zirka zehn Prozent der Umsätze aus unserem klimaneutralen Eco-Plus-Programm sowie aus anderen Umweltprogrammen“, betonte der Chef der Deutschen Bahn. Ziel sei es, den Anteil regenerativer Energien am Stromverbrauch des Konzerns von 20 Prozent in diesem Jahr auf 35 Prozent im Jahr 2014 zu steigern.

 

Fahrzeuge optimal auslasten, Leerfahrten minimieren

Was den Handlungsbedarf in Industrie und Handel beim Thema „Nachhaltigkeit“ anbelangt, fand auch Andreas Ruthenschröer, Bereichsleiter Logistikstrategie & Kommunikation bei der MGL Metro Group Logistics, deutliche Worte. „Ein Unternehmen, das keine Antworten auf die Fragen der Nachhaltigkeit liefert, wird auf dem Markt nicht lange überleben“, so die Einschätzung des Handelslogistikers. Ruthenschröer unterstrich dabei, im eigenen Unternehmen vorrangig darauf zu achten, dass die Fahrzeuge optimal ausgelastet sind und die Leerfahrten auf ein Minimum reduziert werden. Getreu dem Motto „die besten Transporte sind diejenigen, die erst gar nicht anfallen“, fährt die Logistiktochter des Metro-Konzerns damit einen ähnlichen strategischen Ansatz wie das Pharmaunternehmen UCB aus Brüssel. 

 

Unterschiedlich nur die Handlungsweise: Um eine bessere LKW-Auslastung zu erzeugen, ist der belgische Pharmahersteller nämlich eine Logistikpartnerschaft mit dem Medizintechnik- und Pharmahersteller Baxter eingegangen. „Der Erfolg spiegelt sich in einer 30 prozentigen Reduzierung des CO2-Ausstoßes wieder“, verkündete UCB-Logistikleiter Marc Mostinckx auf dem Deutschen Logistik-Kongress nicht ohne Stolz. Dass die beiden Unternehmen ihre Transportkosten um durchschnittlich etwa zehn Prozent senken konnten, lässt sich in diesem Zuge sicherlich als ein gelungener Nebeneffekt der Green-Logistics-Idee bewerten. 

 

In der 28. Ausgabe des Deutschen Logistik-Kongresses wurde deutlich, dass Ideenreichtum auch bei anderen Themen gefragt ist. Zum Beispiel dann, wenn es für Unternehmen darum geht, die Handlungen auf die derzeit vorherrschenden Unsicherheiten auf den Weltmärkten einzustellen. In der Vortragsveranstaltung Risikomanagement in Wertschöpfungsketten bezeichnete Andreas Siebert, Leiter Geospatial Solutions bei der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft es gar als eine Herausforderung, komplexe Wechselwirkungen frühzeitig zu erkennen: „Risikomanagement ist ein Balanceakt zwischen Kosteneffizienz und Erhöhung der  Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadens“, sagte der Supply-Chain-Experte. Entlang der Supply Chain sei es deshalb unerlässlich, nicht nur wichtige Hauptzulieferer ausfindig zu machen, sondern auch die schwächsten Glieder in der Logistikkette.

 

2011 übertrifft das Rekordjahr 2008

„Flexibilität, Sicherheit und Nachhaltigkeit“, dieser Dreiklang müsse von den Unternehmen in Anbetracht der aktuellen weltwirtschaftlichen Situation bewältigt werden, machte Prof. Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik, in seiner Eröffnungsrede klar. Die drei aktuellen Handlungsmaximen stünden in direkter Wechselwirkung zueinander. Sie bedürften langfristig einer ausgewogenen Koordination. „Unternehmen und Logistikabteilungen, die konsequent und ganzheitlich an die Aufgabenstellungen herangingen, dürften regelmäßig auf der Erfolgsspur sein“, betonte der noch bis zum Jahresende amtierende Chef des Münchener Nutzfahrzeugkomponentenherstellers Knorr Bremse. 

 

Die sicherlich erfreulichste Botschaft des diesjährigen Logistik-Kongresses schickte Klinkner gleich hinterher: „Angesichts der vorliegenden Daten und Fakten sehen wir aktuell keinen Grund, unsere gemeinsam mit der Arbeitsgruppe für Supply Chain Services in Nürnberg veröffentlichte Prognose für das Jahr 2011 zu korrigieren.“ Der in Deutschland erzielte Umsatz des Wirtschaftsbereichs Logistik dürfte sich in diesem Jahr somit im Bereich der 220 Milliarden Euro Marke bewegen. Damit wird 2011 das bisherige Rekordjahr 2008 übertreffen, als der Umsatz bei 218 Milliarden Euro lag. Für das kommende Jahr hält der BVL-Vorsitzende ein weiteres – wenn auch gedämpftes – Wachstum für wahrscheinlich. Eine genauere Prognose sei jedoch schwierig, da die Entwicklung des Wirtschaftsbereiches Logistik stark an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung gekoppelt ist. Szenarien zwischen 220 und 230 Milliarden Umsatz hält Klinkner für das Jahr 2012 allerdings für realistisch. (WAL)

And the winner is: Geberit
Bei der Gala-Veranstaltung des Deutschen Logistik-Kongresses in der Berliner Treptow Arena ist das Logistik-Konzept des schweizerischen  Sanitärtechnikproduzenten Geberit mit dem Deutschen Logistik-Preis 2011 ausgezeichnet worden. Für das Team um Geberit-Logistikchef Gert Hailfinger war die Preisverleihung die Krönung eines anspruchsvollen Optimierungsprojekts, das 2006 startete. Bis 2005 galt bei Geberit das Prinzip der Multiwerksbelieferung. Das heißt: Jeder der weltweit 15 Produktionsstandorte schickte die bestellten Waren direkt ab Rampe auf die Reise zum Adressaten. 
 
Die Neuausrichtung des Distributionskonzeptes hatte das Ziel, individuelle Kundenanforderungen stärker zu berücksichtigen, ineffiziente Prozesse zu beseitigen, und die Logistikkosten einzudämmen. Durch den radikalen Umbau der Unternehmenslogistik und die Zentralisierung aller Prozesse am Standort Pfullendorf können Hailfinger und sein Team heute auf imposante Zahlen verweisen: Die Logistikkosten sanken im Zeitraum zwischen 2009 und 2010 um 15 Prozent auf 51,1 Mio. CHF, der Bestand ging von 2008 auf 2010 sogar um 28 Prozent zurück und die mittlere Durchlaufzeit eines Kundenauftrags innerhalb Europas fiel von 4,3 auf 3,2 Tage. (WAL)

 

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