Rückkehr des Kombiverkehrs nach Bielefeld?

Bielefeld Ostbahnhof. Vor zehn Jahren war dieser noch fest in orange-grüner Hand und heute erinnert er an eine Ruine aus Industriezeiten. 

Aber es gibt ein Pflänzchen der Hoffnung. Das Bundesverkehrsministerium hat nun Fördermittel von insgesamt 94 Mio. EUR für den Bau des „modernsten Containerbahnhofs der Welt“ in Lehrte bei Hannover zugesagt. Dies könnte auch zu einem Revival des Kombinierten Verkehrs auch am Standort Bielefeld führen.

Dieter Kunze, Urgestein und Mitbegründer des Kombinierten Verkehrs und in seiner aktiven Zeit 1995 stärkster nationaler Verlader im Kombinierten Verkehr, steht schweigend am Ende des einstmals gut ausgelasteten Containerbahnhofs Bielefeld-Ost. Seit 2002 ist dieser stillgelegt. Er hat sich viele Male bei der Deutschen Gesellschaft für Kombinierten Verkehr, bei der Deutschen Bahn und auch der Politik engagiert, um für einen Wiederanschluss von Bielefeld an das Kombinetz zu kämpfen. Bis heute vergeblich.

Die neue Denke bei der Bahn hatte Bielefeld einfach abgeschaltet. Bis zu 114 Wechselaufbauten wurden 1995 allein von Kunze täglich bewegt, durchschnittlich über 50 LKW pro Nacht von der Straße auf die Schiene verlagert. Das könnte jetzt wieder kommen. Nicht gleich so viel, aber ein Anfang.

60 bis 80 Wechselbrücken sind notwendig, damit Bielefeld – und damit Ostwestfalen – wieder an das Netz des Kombinierten Verkehrs über das Mega-Hub in Lehrte angeschlossen wird. Das Mega-Hub ermöglicht, dass auf einem Zug Wechselbehälter in alle Richtungen verladen werden. Im Mega-Hub wird dieser bunte Zug mit den verschiedenen Relationen in kürzester Zeit neu geordnet und verladen, damit auch die schwach ausgelasteten Nebenrouten, wie derzeit auch Bielefeld, wieder Anschluss und Auslastung finden.

Matthias Kunze, heutiger geschäftsführender Alleingesellschafter in dritter Generation, unterstreicht das Interesse des Unternehmens, sich wieder stark im Kombinierten Verkehr zu engagieren. Voraussetzung ist ein attraktives Angebot seitens der Deutsche Bahn und Kombiverkehr, das natürlich in Preis und Leistung überzeugen muss. „Als Spediteur sind wir unabhängig vom Verkehrsträger und werden gern die Systemstärken von Straße und Schiene im Bereich des Kombinierten Verkehrs nutzen“, erklärt der 39-jährige Unternehmer. Interessant wird der Kombinierte Verkehr, wenn die Punkt-Punkt-Verkehre nahe den jeweiligen Terminals liegen und durch die Kombination der jeweiligen Systemstärken (LKW-Fläche, Bahn-Strecke) eine interessante Alternative zum reinen Straßenverkehr geschaffen wird. Kurze Vor- und Nachläufe zum Terminal begünstigen dies. Die Straßen werden entlastet, Arbeits-, Lenk- und Ruhezeiten noch besser eingehalten und zudem auch die staatlich angehobene Maut anteilig gespart.

Nun sind die übergeordneten gewerbewirtschaftlichen Verbände sowie die kommunalen Einrichtungen wie IHK und WEGE gefordert, mögliches Aufkommen für den Kombinierten Verkehr zu ermitteln und die Interessenten an einen Tisch zu bringen. Sicherlich gibt es noch mehr Spediteure als den Mittelständler Kunze, die ihre Mengen auf die Schiene bringen könnten. Auch Kombiverkehr und die Deutsche Bahn müssen ihren Teil zur Werbung und Vermarktung mit beitragen und aktiv den Kombinierten Verkehr in Bielefeld fördern. Es muss nicht gleich die große Lösung mit mehreren stationären Kränen geben, es kann auch mit einem Mobilgerät begonnen werden, private Betreibermodelle wurden an anderen Standor-ten schon ausgeschrieben und auch Kunze signalisierte durch seine Nachbarschaft zum Bahnhof Bereitschaft, sich in dieser Sache auch beim Betrieb des wiederzueröffnenden Bahnhofs Bielefeld mit einbringen zu wollen.

Die Politik, ob kommunal-, landes- oder bundespolitisch, müsste ihrerseits entsprechende Anreize schaffen, die eine kurzfristige Rückkehr des Kombinierten Verkehrs an den neu zu erschließenden Stationen ermöglicht und gegebenenfalls Anreize schaffen, bei Kostenneutralität die Schiene zu wählen. Offen bleibt, ob die Deutsche Bahn AG denn will und welche Alternativen es dazu gibt.  

Quelle: MyLogistics

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