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Schienenverkehr in Europa: Internationalisierung und Wettbewerb nehmen zu

Österreich verzeichnet seit dem Jahr 2011 einen kontinuierlichen Anstieg bei den durchschnittlich pro Jahr und Person zurückgelegten Bahnkilometern. Dieser Trend setzt sich auch im aktuellen Bericht fort. Statistisch betrachtet legte jede Österreicherin bzw. jeder Österreicher 1.427 Kilometer mit der Bahn zurück. Österreich bleibt damit weiterhin das Bahnfahrland Nummer eins unter den EU-Mitgliedstaaten. Dahinter liegen Frankreich mit 1.387 Kilometern und Schweden mit 1.293 Kilometern, gefolgt von Dänemark, Deutschland und dem Vereinigten Königreich. Dieser hohe Wert resultiert nicht zuletzt aus Infrastrukturausbaumaßnahmen, die den Schienenpersonenverkehr deutlich attraktiver gemacht haben. So hat zuletzt der Ausbau der Westachse zu einer Steigerung geführt. Spürbare Steigerungen sind auch mit dem Ausbau der Südachse (Semmering-Basistunnel, Koralmbahn) zu erwarten.

„Unsere Investitionen in das Bahnnetz machen sich bezahlt: An der Weststrecke sieht man deutlich, dass eine gut ausgebaute Schiene dazu führt, dass mehr Fahrgäste auf den Zug umsteigen. Darum gehen wir nun die Südachse an. Österreich ist Bahnland Nummer Eins in der EU und diesen Vorsprung werden wir weiter ausbauen“, so Infrastrukturminister Jörg Leichtfried.

Starker Wettbewerb im Personenverkehr
Im europäischen Personenverkehr erbringen die Wettbewerbsbahnen in den einzelnen Märkten durchschnittlich 33,4 Prozent der insgesamt gefahrenen Personenzugkilometer. Dieser relativ hohe Anteil kommt vor allem dadurch zustande, dass in Polen und im Vereinigten Königreich ausländische Staatsbahnen und andere Marktteilnehmer einen vergleichsweise hohen Anteil an den gefahrenen Personenzugkilometern haben. In Spanien, Slowenien, Luxemburg, dem Kosovo, Ungarn, Finnland, Kroatien und Bulgarien gibt es keinen Wettbewerb im Schienenpersonenverkehr.

2015 wurden in Österreich 111,5 Millionen Personenzugkilometer gefahren. Davon erbringt die ÖBB-Personenverkehr 88,1 Prozent, 0,5 Prozent werden von ausländischen Staatsbahnen wie der DB Regio gefahren. 11,4 Prozent der Personenzugkilometer werden von anderen Marktteilnehmern erbracht, wie etwa von der WESTbahn.

Bahnunternehmen wickeln Güterverkehre auch im Ausland selbst ab
Anstatt wie bisher internationale Güterverkehre in Kooperation mit den dort heimischen Unternehmen durchzuführen, geht der Trend unter europäischen Bahnunternehmen dazu, diese auch im Ausland immer öfter selbst abzuwickeln. Dadurch kommt es zu einer zunehmenden Internationalisierung und steigendem Wettbewerb auf der Schiene. Dies besagt der aktuelle Bericht der Independent Regulators‘ Group – Rail (IRG-Rail), der im Jahr 2011 gegründeten europäischen Plattform der unabhängigen Eisenbahnregulierungsbehörden.

Maria-Theresia Röhsler, Geschäftsführerin der Schienen-Control (Gründungsmitglied von IRG-Rail): „Mit der Öffnung der Eisenbahnmärkte und der Zunahme von neuen Marktteilnehmern haben die Staatsbahnen ihre Strategie geändert und versuchen zunehmend, Marktanteilsverluste in ihren heimischen Märkten durch den Markteintritt in anderen Ländern auszugleichen. Wie die aktuellen Zahlen zeigen hat sich diese Entwicklung weiter verstärkt.“

Güterverkehr: Österreichische Bahnen vermehrt im Ausland aktiv, Wettbewerb nimmt zu
Die ÖBB-Tochter Rail Cargo Austria ist zunehmend auch im Ausland aktiv. Neben Deutschland, Ungarn, der Slowakei, Slowenien und Italien ist sie mittlerweile auch in Rumänien, Kroatien, Tschechien und Bulgarien aktiv. Auch die österreichischen Mitbewerber sind immer öfter international tätig. Umgekehrt sind in Österreich vier europäische Staatsbahnen tätig, die DB Cargo (Deutschland), SZ Cargo (Slowenien), PKP Cargo (Polen) und die TX Logistik als Tochter der italienischen Trenitalia.

Güteranteil am Bahnverkehr in Österreich überdurchschnittlich hoch
In den untersuchten Ländern wird das Schienenverkehrsnetz im Schnitt zu über 80 Prozent für den Personenverkehr und zu rund 20 Prozent für den Güterverkehr genutzt. Auch im österreichischen Schienenverkehrsnetz ist der Personenverkehrs-Anteil an den insgesamt zurückgelegten 4,15 Milliarden Zugkilometern mit 68,9 Prozent deutlich stärker als jener des Güterverkehrs. Dennoch hat der Güterverkehr in Österreich mit 31,1 Prozent Anteil eine größere Bedeutung als in vielen anderen Ländern. Das liegt vor allem daran, dass in Österreich im Gegensatz zu vielen anderen Ländern nach wie vor die Bedienung der Fläche im Einzelwagenverkehr und nicht nur der Ganzzugverkehr auf den Hauptachsen eine wichtige Rolle spielt.

Über die IRG-Rail
Die IRG-Rail ist ein Zusammenschluss von derzeit 29 europäischen Regulierungsbehörden. Ziel ist es, den Informationsaustausch zu gewährleisten und ein einheitliches Regulierungsniveau im europäischen Bahnsektor herzustellen. Als Gründungsmitglied arbeitet die Schienen-Control von Anfang an bei der IRG-Rail mit.

Über die Schienen-Control
Als Regulierungsbehörde sorgt die Schienen-Control für einen diskriminierungsfreien Zugang zur Schiene zu angemessenen Preisen. Mit umfassender Marktkenntnis und hervorragenden Kontakten zu Bahnunternehmen, Institutionen sowie dem Netzwerk internationaler Regulierungsbehörden verbessert die Schienen-Control kontinuierlich die Rahmenbedingungen für einen fairen Wettbewerb. Als Schlichtungsstelle verhilft die als Abteilung bei der Schienen-Control angesiedelte Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (kurz apf genannt) Fahrgästen und Passagieren im Streitfall mit einem Bahn-, Bus-, Schiffs- oder Flugunternehmen zu ihrem Recht. Und das kostenlos und provisionsfrei.

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