Schnellreparatur sorgt für mehr Sicherheit
Beschädigte Regalstützen reduzieren die Tragfähigkeit von Regalanlagen. Um die Sicherheit im Lager zu erhöhen, ist es durch die DIN EN 15635 vorgeschrieben, sämtliche Stützen regelmäßig zu kontrollieren. Werden dabei Schäden festgestellt, lautete das Rezept bislang: austauschen. Diese Grundregel wird durch die innovative Reparatur-Methode von ROS derzeit infrage gestellt. Mittels Kaltverformung bringen ROS-Techniker beschädigte Stützen wieder in ihre Ausgangsform. Das ist günstiger, umweltfreundlicher – und die Sicherheit seiner Methode hat sich das Unternehmen von der Dekra zertifizieren lassen. Ein Interview mit ROS-Geschäftsführer Leo van Aken.
Herr van Aken, warum behaupten Sie, dass es besser ist, beschädigte Regalstützen durch Verformung wieder instand zu setzen anstatt sie auszutauschen?
Weil unsere Methode weniger kostet und den Mitarbeitern im Lager weniger Aufwand verursacht. Wir können die betroffenen Regale im laufenden Betrieb reparieren. Der Lagerbetrieb kann ganz normal weitergehen, während wir unsere Arbeit erledigen. Das Einsparpotenzial liegt gegenüber dem Austausch bei bis zu 80 Prozent. Dazu kommt, dass Unternehmen, die uns mit einer Reparatur beauftragen, statt ihre Regalstützen austauschen zu lassen, auch ihren CO2-Ausstoß senken, und zwar um rund die Hälfte.
Wie funktioniert Ihre Methode?
Für eine Reparatur erstellen unsere Techniker-Teams aus Metallformen zunächst ein Negativ der beschädigten Stütze. Auf Basis dieses Negativs erstellen sie aus Prismen und einem Keil ein an den individuellen Schaden angepasstes Werkzeug. Das wiederum legen sie an die Regalstütze an und pressen diese mittels Kaltverformung zurück in ihre ursprüngliche Form. Mit der Kaltverformung verwenden wir übrigens die gleiche hydraulische Methode, die auch bei der Herstellung von Regalstützen genutzt wird. Wir haben für alle gängigen Stützentypen das passende Werkzeug verfügbar.
Wann rufen die Lagerbetreiber bei ihnen an?
In der Regel, wenn bei einer internen Inspektion festgestellt wurde, dass im Lager Tragstützen beschädigt sind und dringend repariert werden müssen. Meistens wurden die Stützen verbogen, weil Flurförderzeuge im hektischen Lagerbetrieb gegen die Stütze gefahren sind. Es kommt aber auch vor, dass Beschädigungen am oberen Stützenteil entstehen, zum Beispiel durch eine zu flüchtige Ein- oder Auslagerung. Wir reparieren hauptsächlich dann, wenn nach DIN EN 15635 die Gefahrenstufen orange oder rot vorliegen.
Es gibt also Schäden, für die sich Ihre Methode nicht eignet?
Ja, sicher. Man bekommt in unserem Job einige wirklich schlimme Schäden zu sehen. Wenn sich zum Beispiel ein Riss im Metall gebildet hat, empfehlen wir den Austausch der Stütze. Solche Schäden können wir nicht reparieren, weil wir nicht schweißen. Wir arbeiten bei der Regalreparatur ausschließlich mit der Kaltverformung, weil nur so die ursprüngliche Tragfähigkeit der Bauteile wieder hergestellt werden kann.
Wer garantiert Ihren Kunden die Tragfähigkeit der Stützen, nachdem Sie diese instandgesetzt haben?
Wir haben unsere Methode von der Dekra überprüfen und zertifizieren lassen. Das Siegel bescheinigt uns, dass sich mit unserer Methode die volle Tragfähigkeit eines Regals wiederherstellen lässt. Wir verstehen, dass viele Lagerbetreiber erstmal stutzen und sich fragen, ob die Reparatur durch Verformung wirklich genauso sicher sein kann wie ein Austausch. Deswegen war uns die unabhängige Überprüfung des Verfahrens durch die Dekra sehr wichtig. Es kann übrigens ohne weiteres zweimal an derselben Stütze angewendet werden. Wenn man annimmt, dass der übliche Lebenszyklus einer Regalstütze in einem Logistiklager zehn Jahre beträgt, können wir ihre Lebensdauer also auf das Dreifache verlängern.
Wie viel Erfahrung haben Sie am Markt?
ROS Deutschland gibt es seit 2009. Insgesamt haben wir bislang weit über 150.000 Regalstützen repariert.
Die Zulässigkeit von Reparaturen an Regalstützen ist umstritten. Beispielsweise sind sie nach der Norm DIN EN15635 nicht zweifelsfrei erlaubt. Teilweise werden sie mit der Zustimmung des Regal-Herstellers verknüpft. Etwa wenn es um den Erhalt der Garantie geht. Können Sie hierauf etwas erwidern?
Die Frage der Zustimmung ist bereits seit Anfang 2011 behördlich durch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung entschieden. Damals hat der Fachausschuss Förder- und Lagertechnik des Fachbereichs Handel und Logistik beschlossen, dass eine Zustimmung des Regalherstellers nicht erforderlich ist, sofern das instandsetzende Unternehmen mindestens die Tragfähigkeit garantiert, die das Regal im Neuzustand hatte. Genau das machen wir und zwar für die gesamte Lebensdauer des Regals. Die Lagerbetreiber sind damit also auf der sicheren Seite.
In welchen Branchen sind Sie mit Ihrer Methode aktiv?
Wir werden sowohl von Logistik-Unternehmen jeder Größenordnung beauftragt, als auch von Handelsunternehmen oder Produktionsbetrieben. Zu unseren Kunden gehören etwa die deutschen Automobilbauer und die meisten der großen Logistikkonzerne.
Wie ist eigentlich die Idee für Ihre Methode entstanden?
Vor fast genau zehn Jahren hatte ein Versandlager in der Nähe von Oosterhout in den Niederlanden eine hohe Rate von Beschädigungen – verursacht durch Flurförderzeuge – an ihren Palettenregalen zu verzeichnen. In der Folge führten diese Beschädigungen häufig zu Betriebsunterbrechungen und Reparaturkosten. Der Betreiber des Lagers beauftragte Hans Slavenburg, einen auf Stabilitätskonstruktionen spezialisierten Bauingenieur, eine effektive und effiziente Lösung für dieses Problem zu finden – möglichst ohne, dass man dazu weiterhin ständig den Betrieb unterbrechen musste. Das Ergebnis von Hans Slavenburgs Arbeit war die Methode, die wir heute anwenden.
Und dieser Hans Slavenburg ist heute ihr Chef?
Nur ideell. Er hat diese Methode damals gleich nach der erfolgreichen Umsetzung als Patent für Europa, Amerika und Japan angemeldet und das Unternehmen R.O.S. International gegründet. Von diesem Unternehmen haben wir von R.O.S. Deutschland eine Lizenz erhalten, die Methode in Deutschland einzusetzen. Für Österreich, die Schweiz, Frankreich und Spanien sind wir ebenfalls die Ansprechpartner bei allen Fragen zur Regalreparatur durch Kaltverformung.
Leo van Aken, Jahrgang 1951, ist Diplom-Ingenieur mit Schwerpunkt Maschinenbau. Er erwarb 2009 die Lizenz für die patentierte R.O.S.-Instandsetzungsmethode und gründete R.O.S. Deutschland. Heute hat das Unternehmen knapp 30 Mitarbeiter, rund die Hälfte davon sind Techniker, die deutschlandweit dezentral in Teams organisiert sind.
Gefahrenstufen bei Regalbeschädigungen nach DIN EN 15635
grün: Es ist nur eine Überwachung erforderlich, eine Verminderung der auf dem Belastungsschild angegebenen Tragfähigkeit ist nicht erforderlich. Eine Kennzeichnung der beschädigten Bauteile sowie Dokumentation der Schäden ist dennoch erforderlich.
orange: Es handelt sich um eine gefährliche Beschädigung, die ein baldmöglichstes Handeln erfordert. Sofern Regale mit Beschädigungen der Gefahrenstufe orange entlastet werden, dürfen diese vor der Instandsetzung nicht erneut belastet werden.
rot: Es handelt sich um eine sehr schwere Beschädigung, die umgehendes Handeln erfordert. Das Regal ist umgehend zu entlasten und zu sperren, bis die Reparatur durchgeführt wurde.
Quelle: R.O.S.