Schonendes, hocheffizientes Warenhandling für sensible medizinische Ware

 
Die Aesculap AG in Tuttlingen sah sich 2006 vor der Herausforderung, ihre Intralogistik an die Anforderungen der Zukunft anzupassen. 

Gemeinsam mit TGW Systems Integration wurde ein Logistiksystem implementiert, das mittels modernster Technologie die Anforderungen optimal abdeckt und Reserven bzw. Erweiterungs-möglichkeiten für weitere Kapazitätssteigerungen bietet. Produkte und Dienstleistungen für alle chirurgischen Kernprozesse stehen im Fokus von Aesculap, einer Sparte der B.BRAUN Melsungen AG. Das Produktspektrum des Unternehmens reicht von chirurgischen Instrumenten für offene oder minimal-invasive operative Eingriffe, über Implantate für Orthopädie, Neuro- oder Wirbelsäulenchirurgie, sterile Container, Geräte und Navigationssysteme bis hin zu Produkten im Bereich der Kardiologie.

Kapazitäten am Limit

 
Aesculap – Produkte und Dienstleistungen für alle chirurgischen Kernprozesse


Im neuen Aesculap Logistikzentrum in Tuttlingen werden 2.500 Sendungen täglich abgewickelt


Ein hochdynamisches AKL von TGW versorgt die Kommissionierarbeitsplätze


Gelbe Lager- und rote Auftragsbehälter am Loop zwischen Wareneingang, AKL und Kommissionierung befördert


Der eingassige TGW-Booster-Versandpuffer übernimmt die Auftragskonsolidierung

Das bisherige Logistikzentrum der Aesculap AG im Zentrum von Tuttlingen war historisch gewachsen und hatte seit der Inbetriebnahme im Jahr 1989 sehr bedeutende lager- und abwicklungstechnische Veränderungen sowie Erweiterungen erfahren. Die Kapazitäten waren 2006 allerdings an ihre Grenzen gestoßen und die Strategie 2010 des Unternehmens sah ein deutliches Wachstum vor, sodass für die Abwicklung der zukünftigen Logistik eine Erweiterung der Lagerkapazität notwendig wurde. Infolgedessen erarbeitete Aesculap gemeinsam mit dem Beraterteam von Dr. Thomas und Partner ein Logistikkonzept, das die Weiternutzung des bisherigen Logistikgebäudes im Werksgelände sowie den Neubau einer Logistikhalle auf dem firmeneigenen Gelände beinhaltete.

„Die neue Lösung musste auf 2.500 Lieferungen täglich ausgelegt werden“, erinnert sich Bernd Hermle, Logistikleiter bei Aesculap. „Wobei die Auftragsgrößen sehr unterschiedlich sein können. Kleinstaufträge umfassen nur einen Artikel, Großaufträge können bis zur Neuausstattung ganzer Krankenhausabteilungen mit entsprechend vielen Auftragspositionen gehen.“ Um die geplanten Kapazitäten zu erreichen, wurde die Kommissionierleistung mit 13.000 Picks pro 10-Stunden-Tag definiert. Für eine weitere Kapazitätsausweitung zu einem späteren Zeitpunkt wurde bereits in der Planung eine modulare Erweiterung der Lösung und damit der Kommissionierleistung vorgesehen.

„Blaulichtfahrten“ bestimmen
 Auftragsdurchlaufzeit

Darüber hinaus muss sichergestellt werden, dass Aufträge mit hoher Priorität innerhalb kürzester Zeit abgewickelt werden. „Für unsere Kunden ist es enorm wichtig, dass alle Auftragseingänge mit Priorität 1, die bis 16:45 Uhr bestellt werden, noch am selben Tag bis 17:30 Uhr das Haus verlassen“, erklärt Hermle. Eine noch kürzere Auftragsdurchlaufzeit ist für „Blaulichtfahrten“ erforderlich, also Direktabholungen von dringend benötigtem Operationsmaterial durch Einsatzfahrzeuge. 

Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen müssen medizinische Produkte einer exakten Chargenverfolgung unterzogen werden – so auch bei Aesculap. Außerdem machte die Warenbeschaffenheit ein äußerst schonendes Handling erforderlich. „Unsere Waren sind sehr sensibel und teilweise steril verpackt“, erklärt Herr Hermle. „Deshalb ist es gerade bei den häufig spitzen Instrumenten extrem wichtig, die Verpackung in keinem Fall zu beschädigen.“

TGW Systems Integration setzte in der Lösung der Anforderungen auf eine Erhöhung der Kommissionierleistung pro Mitarbeiter und Fehlerminimierung durch „Put-To-Light“-Unterstützung am Arbeitsplatz sowie Einsparungen an Weg- und Suchzeiten durch das „Ware-zum-Mann“-Prinzip.

Wareneingang, AKL, Kommissionierung – eng verknüpft

Bereits am Wareneingangsplatz werden die Voraussetzungen für die spätere Kommissionierleistung geschaffen. Am Arbeitsplatz hat der Mitarbeiter immer einen Vorrat von allen 3 im AKL geführten Behälterhöhen, die in bis zu 8 Sektoren unterteilt sind. Wird in einem sektorierten Behälter am Kommissionierplatz ein Sektor frei, so wird dieser direkt beim Wareneingang ausgeschleust und mit neuer, in diesen Sektor passender Ware aufgefüllt. Über einen Verteilerloop komm er dann wieder zurück ins AKL oder direkt zu den Kommissionierplätzen.

Das AKL ist auf eine Leistung von 1.365 Doppelspielen pro Stunde ausgelegt und verfügt über 51.240 Behälterstellplätze. In drei Lagergassen werden die sehr leistungsfähigen Mustang-Regalbediengeräte von TGW eingesetzt, die insgesamt 38.630 Stellplätze in doppeltiefer Lagerstruktur versorgen. In diesen drei Gassen werden alle C-Artikel in direktem Zugriff gehalten und von hier aus zur Kommissionierung ausgelagert. Darüber hinaus fungieren diese drei Gassen als Nachschublager für A- und B-Artikel.

TGW Booster: Höchstleistung zur Kommissionierplatzversorgung

Die sechs weiteren realisierten AKL-Gassen sind mit je einem TGW-Regalbediengerät Booster ausgestattet. Dieser Regalbediengerätetyp ist mit 5 m Höhe relativ klein, dadurch aber äußerst leicht, dynamisch und kostengünstig, wodurch er für den sehr schnellen Kommissioniernachschub optimal geeignet ist. Jeweils drei dieser Gassen befinden sich übereinander, sodass die beiden Blöcke zwischen den drei Mustang-Gassen angeordnet werden konnten. In diesen beiden Blöcken stehen die A- und B-Artikel in direktem Zugriff für die Kommissionierung und werden auf 12.600 Stellplätzen in einfachtiefer Lagerstruktur verwaltet.

„Die Kommissionierung haben wir in drei Bereiche gegliedert“ erklärt Bernd Hermle. Für die Kommissionierung der ca. 200 Top-A-Artikel stehen beispielsweise drei Arbeitsplätze zur Verfügung, an die vom Lagerverwaltungssystem (LVS) die Auftragsbehälter automatisch zugesteuert werden. Der Mitarbeiter wird mittels Mobiler Datenerfassungseinheit zu den Fachbodenplätzen dirigiert. Je nach Anzahl der angemeldeten Mitarbeiter steuert das LVS auch die Größe des abzudeckenden Kommissionierbereiches, sodass der gesamte Vorgang immer optimiert wird.

Ergonomische Kommissionierplätze für hohe Pick-Leistung

Für die 20.500 Artikel des A-, B- und C-Sortiments, die rund 70 % der gesamten Kommissionierleistung ausmachen, werden 8 hoch ergonomische Kommissionierarbeitsplätze eingesetzt. Jeder Kommissionierplatz besteht aus 2 Zuführbahnen für Behälter aus dem AKL, einer Abförderbahn für Behälter, die ins AKL zurückgehen, einer ansteigenden Abförderbahn für Auftragsbehälter, 2 Pufferbahnen in Kopfhöhe für Nachschub von leeren Auftragsbehältern und 8 Pick-To-Light-Plätzen. „Die gesamte Fördertechnik wurde so errichtet, dass eine spätere Erweiterung ohne große Unterbrechungen oder gar Stillstände erfolgen kann. Auch die Anzahl der Arbeitsplätze können wir modular um 3 weitere auf 11 gleiche Plätze erweitert werden“, ergänzt Bernd Hermle.

Die restlichen 10 % der Kommissionierleistung entfallen auf ca. 700 Artikel, die aus dem Hochregallager mit Schmalgangstaplern in einem zweistufigen Verfahren kommissioniert werden. In der ersten Stufe werden mehrere Aufträge pro Fahrt auf Paletten gesammelt, erst im zweiten Schritt erfolgt die Aufteilung auf Auftragsbehälter.

Auftragskonsolidierung in Hochleistungs-AKL-Gasse

Eine Besonderheit der Intralogisiklösung von Aesculap ist die Auftragskonsolidierung, wo alle Aufträge bearbeitet werden, die aufgrund ihrer Größe auf mehrere Behälter aufgeteilt sind oder Waren aus verschiedenen Kommissionierbereichen beinhalten. Dazu werden alle betroffenen Auftragsbehälter vollautomatisiert in einer AKL-Gasse gesammelt, die von einem Booster-Regalbediengerät versorgt wird. Sobald alle Behälter eines Auftrages in diesem Hochleistungspuffer zur Verfügung stehen, werden sie automatisch ausgelagert, auf Rollenbahnen Bereitgestellt, von dort manuell entnommen und die Waren versandfertig gemacht. Kleinaufträge gehen direkt von der Kommissionierung in den Kleinversand. Dort stehen 12 Arbeitsplätze zur Verfügung, an denen die Verpackung und der Versand durchgeführt werden.

SAP und CI_LOG arbeiten eng zusammen

Die Verwaltung aller Bestände, die Steuerung der Ein- und Auslagerfunktionen, die Warenwirtschaftsfunktionen, die Inventur sowie die Materialfluss-Steuerung werden in der Supply Chain Software CI_LOG von TGW Systems Integration abgebildet, die wiederum an das ERP-System SAP angebunden ist. Über eine definierte Schnittstelle zwischen dem SAP und CI_LOG werden alle Transfers zwischen den Systemen ausgeführt.

SAP übernimmt im Warehouse Management (WM) eine summarische Bestandsführung für alle Materialien im Lager, d.h. alle Lagerbereiche wie das AKL, das manuelle Palettenlager und das manuelle Schnelldreherlager sind SAP nicht bekannt und werden als Blackbox abgebildet. CI_LOG übernimmt als untergeordnetes LVS sämtliche Aufgaben der Lagersteuerung, wie etwa die Bestands- und Ladehilfsmittelverwaltung in allen Lagerbereichen, Stammdaten und Bestände aller LE’s und sämtliche Funktionen an den Arbeitsplätzen (Wareneingang, Kommissionierung und Auftragszusammenführung).

Kosteneinsparung durch maßgeschneiderte Lösung

Durch das neue Intralogistiksystem konnte Aesculap wesentliche Vorteile gegenüber der bisherigen Lösung generieren. Bernd Hermle: „Durch das ergonomische und übersichtliche Arbeiten an den AKL-Kommissionierplätzen konnten wir die Fehlerquoten minimieren und gleichzeitig höhere Leistungen erzielen. Die maßgeschneiderte Lösung im A-, B-, C-Spektrum führte darüber hinaus zu beträchtlichen Kosteneinsparungen, einer Minimierung der Durchlaufzeiten und einer Reduktion der verbauten Fläche.“ Gleichzeitig wurden durch die Kapazitätsausweitung und die Steigerung der Produktivität die Voraussetzungen für weiteres Wachstum geschaffen. Die Erfahrung von Aesculap zeigt, dass eine derartige Gesamtlösung einer langfristigen partnerschaftlichen Zusammenarbeit bedarf.

 

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