Siemens verschifft den ersten Regionaltriebzug nach Russland

Siemens hat im Fährhafen Sassnitz auf der Insel Rügen den ersten von 38 Regionaltriebzügen vom Typ Desiro RUS nach Russland verschifft. Die Eisenbahnfähre „Petersburg“ bringt den fünfteiligen Zug jetzt über die Ostsee in den russischen Seehafen Ust Luga. Von Ust Luga aus rollt er über den Schienenweg nach Sankt Petersburg in ein Depot der Russischen Eisenbahnen (RZD). Der gesamte Transportweg vom Siemens-Werk in Krefeld bis nach Sankt Petersburg ist rund 2.700 Kilometer lang und dauert etwa vier Wochen. Anschließend startet die Inbetriebsetzung, im April beginnen die Test- und Zulassungsfahrten. In den Städten Kasan und Sotschi werden ab 2013 die ersten Passagiere mit dem Desiro RUS unterwegs sein. Im Februar 2014 sollen die Züge dann die Sportler und Zuschauer der Olympischen Winterspiele in Sotschi schnell und sicher zu den Sportstätten in den Bergen bringen. Die Fahrwerke für die russischen Regionalzüge werden am Siemens-Standort in Graz gefertigt.

Die Produktion des Desiro RUS im Siemens-Werk in Krefeld hatte im April 2011 begonnen. Neun Monate später, Ende Januar 2012, unterzeichneten Siemens und die RZD die Transport-Freigabe für den ersten Zug. Mitte Februar machte sich der 270-Tonnen-Koloss auf die Reise: zuerst als Einzelwagen – auf fünf Schwertransporter verteilt – in drei aufeinander folgenden Nächten vom Siemens-Werk bis in den Krefelder Rheinhafen. Dort hievten Krane die Wagen auf ein Binnenschiff. Weiter ging es über Rhein und Amsterdam-Rhein-Kanal nach Amsterdam, wo die Fracht auf ein Küstenmotorschiff umgeladen wurde. Dieses Schiff brachte den Desiro RUS über die Nord- und Ostsee in den Fährhafen Sassnitz auf der Insel Rügen, denn Sassnitz ist der größte deutsche Eisenbahnfährhafen und der einzige in Europa, wo Schienen mit der russischen Spurweite von 1520 Millimetern verlegt sind. Hier wurden die Wagen erstmals auf ihre „angestammten“ Gleise gestellt und zum Zugverband gekuppelt.

Eine Lokomotive schob den Zug heute in den Frachtraum der Eisenbahnfähre „Petersburg“ mit der russischen Breitspur. Knapp eine Woche später erwarten die RZD ihren ersten Desiro RUS, den sie „Lastotschka“ nennen (russisch für „Schwalbe“), in einem Depot bei Sankt Petersburg. Dort hält Siemens auch die acht Hochgeschwindigkeitszüge („Wanderfalken“) instand, die dem Bahnunternehmen in den Jahren 2008 bis 2009 ebenfalls über Sassnitz mit der Fähre ausgeliefert wurden. Vom Depot aus startet der neue Regionalzug Desiro RUS im April zu Test- und Zulassungsfahrten, unter anderem zum Test-Zentrum in Schtscherbinka bei Moskau.

Siemens ist erfolgreichster Bahntechnik-Anbieter in Russland
„Mit der Verschiffung des ersten Desiro RUS haben wir einen weiteren wichtigen Meilenstein bei diesem Auftrag erreicht“, sagte Hans-Jörg Grundmann, CEO der Siemens-Division Rail Systems. „Bis 2013 werden wir weitere 37 komplette Züge dieses Typs ausliefern. Zusätzliche 16 Fahrzeuge fertigen wir ab 2013 mit steigender Lokalisierung der Arbeiten auch in Jekaterinburg, wo wir gerade rund 200 Millionen Euro in den Aufbau der Fabrik investieren. Das stärkt unsere Position als erfolgreichster nicht-russischer Anbieter von Bahntechnik im Land.“ Neben der Produktion übernimmt Siemens für eine Dauer von 40 Jahren auch die Instandhaltung dieser Fahrzeuge für die RZD. Insgesamt sind die Aufträge über Herstellung und Wartung fast 1,1 Milliarden Euro wert.

Hintergrund: Desiro RUS nimmt den Wasserweg vom Rhein über die Nord- und Ostsee
Ein Transport über die Straße oder die Schiene bis nach Russland wäre aufgrund der Ausmaße des Zuges und seiner russischen Spurweite von 1520 Millimetern nicht möglich gewesen. Die Wagen sind bis zu 60 Tonnen schwer, 26 Meter lang, dreieinhalb Meter breit und fast fünf Meter hoch – und damit je einen halben Meter breiter und höher als beispielsweise der Schwesterzug des Desiro RUS, der in Deutschland unterwegs ist. Auf dem Weg zum Krefelder Rheinhafen mussten die Schwertransporter eine Straßenbahnoberleitung unterqueren, die dafür – nach Betriebsende gegen Mitternacht – vom Stromnetz getrennt und angehoben wurde.

Der Desiro RUS verbraucht etwa 30 Prozent weniger Energie als die aktuell in Russland eingesetzten Regionalzüge. Damit gehört das Fahrzeug zum Siemens-Umweltportfolio, mit dem das Unternehmen im Geschäftsjahr 2011 einen Umsatz von rund 30 Milliarden Euro erzielte. Das macht Siemens zu einem der weltweit größten Anbieter von umweltfreundlicher Technologie. Kunden haben mit entsprechenden Produkten und Lösungen des Unternehmens im selben Zeitraum fast 320 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) eingespart, das ist so viel wie Berlin, Delhi, Hongkong, Istanbul, London, New York, Singapur und Tokio in Summe an CO2 jährlich ausstoßen.

Graz: Das Welt-Kompetenz-Zentrum für Fahrwerke von Siemens
Das World Competence Centers Bogies ist für die weltweite Entwicklung und Produktion der
Fahrwerke verantwortlich. Das Unternehmen ist für mehr als 1.300 Mitarbeiter weltweit in drei Standorten – Graz, Aurangabad (Indien) und Sacramento (USA) verantwortlich. Die klare Ausrichtung auf Spitzentechnologie spiegelt sich in den Aktivitäten aller Unternehmensbereiche wider. Mehr als 160 Engineering-Experten konzipieren und entwickeln die High-Tech-Lösungen von morgen. Die Entwicklung der Fahrwerkstechnologie für die russischen Regionalzüge erfolgt am Siemens- Standort in Graz. Das Werk in Graz ist der Fahrwerk-Produzent mit dem weltweit höchsten Automatisierungsgrad. Beispielsweise werden dank der sogenannten "Fließfertigung" mit Hilfe modernster Robotertechnik jährlich 1500 km Schweißnähte erzeugt. Siemens-Mobility in Graz ist als Entwickler und Produzent von High-Tech-Fahrwerken ein wichtiger Partner der weltweiten Schienenfahrzeug-Industrie. Siemens gehört zu den größten Schienenfahrzeug-Herstellern der Welt.

Quelle: Siemens

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