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Singapur als globaler Logistik-Hotspot

Der Löwenstaat baut seine Position als bedeutender Logistik-Hub aus. U. a. benötigt die Verlagerung von Produktionsstandorten aus China in südostasiatische Staaten wie Singapur eine leistungsstarke Infrastruktur, moderne digitale Technologien und ein förderndes rechtliches Umfeld.

Die Entwicklung Singapurs zu einem zentralen Logistikhub in Südostasien ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte, die eng mit seiner strategischen Lage und fortschrittlichen Politik verknüpft ist. Beginnend im 14. Jahrhundert als blühender Handelshafen, erkannte bereits das britische Kolonialreich im 19. Jahrhundert die Bedeutung Singapurs als Tiefwasserhafen. Nach der Unabhängigkeit in 1965 fokussierte Singapur unter der Führung von Lee Kuan Yew auf eine exportorientierte Wirtschaft und investierte massiv in die Infrastruktur des Stadtstaates, insbesondere in den Ausbau des Hafens und die Entwicklung des Flughafens Changi.

Welche Schlüsselfaktoren machen Singapur zum globalen Logistik-Hub?

Singapurs Status als globaler Logistik-Hub lässt sich auf mehrere Schlüsselfaktoren zurückführen. Die strategische Lage an den Kreuzwegen wichtiger Seerouten in Südostasien ermöglicht der Löwenstadt einen leichten Zugang zu den Hauptmärkten der Asien-Pazifik-Region, Europas und Amerikas. Die erstklassige Infrastruktur mit einigen der weltweit besten Hafen- und Flughafeneinrichtungen, wie dem stark frequentierten Hafen von Singapur und dem Flughafen Changi, trägt ebenso dazu bei. Ein robustes regulatorisches Umfeld bietet eine stabile, transparente und unternehmensfreundliche Atmosphäre, die Handel, Investitionen und unternehmerische Tätigkeiten unterstützt.

Singapur ist zudem führend in der Einführung und Entwicklung fortschrittlicher Technologien zur Steigerung von Effizienz und Kostensenkung im Bereich Logistik und Supply Chain Management. Die Verfügbarkeit eines qualifizierten und mehrsprachigen Arbeitskräftepools sowie ein umfangreiches Netzwerk an Freihandelsabkommen und globalen Partnerschaften erleichtern den grenzüberschreitenden Handelsverkehr. Darüber hinaus fördert die proaktive Politik der singapurischen Regierung den Logistiksektor durch Investitionen in Infrastrukturentwicklung, Forschung und Entwicklung sowie Schulungsprogramme.

Vision 2027 fördert fortschrittliche Technologien und Nachhaltigkeit

Singapur fördert die Einführung und Entwicklung fortschrittlicher Technologien im Bereich Logistik und Supply Chain Management. Automatisierung, Digitalisierung und intelligente Logistiklösungen werden genutzt, um die Effizienz zu steigern, Kosten zu reduzieren und die Dienstleistungsqualität zu verbessern. Der Stadtstaat beheimatet zwanzig der 25 weltweit führenden 3PL-Logistikdienstleister und bietet eine erstklassige Konnektivität sowie eine gut ausgebaute Forschungs- und Entwicklungsinfrastruktur. Durch einen neuen Fünfjahresplan der Singapore Logistics Association (SLA) erhalten Logistikunternehmen mehr Unterstützung und Schulungen, um nachhaltige Praktiken und den Einsatz fortschrittlicher Technologien in der Branche zu fördern.

Vision 2027 (1) zielt darauf ab, neue Anforderungen in globalen Lieferketten zu begegnen, wie z. B. der Transparenz und Dekarbonisierung von Transportnetzwerken. Eine Hauptinitiative, die „Green Supply Chain“, soll mindestens 500 Logistikfirmen dazu bewegen, einen „Nachhaltigkeitsbeauftragten“ zu ernennen, der grüne Praktiken fördert. Die SLA plant zudem, die Zusammenarbeit im Bereich fortschrittliche Analytik und generativer KI zu erleichtern.
Umfangreiches Netzwerk an Freihandelsabkommen und Wirtschaftspartnerschaften
Singapur verfügt über ein umfangreiches Netz von 27 Freihandelsabkommen (FTA, 2) und Wirtschaftspartnerschaften mit Ländern in aller Welt, die einen reibungsloseren und kostengünstigeren, grenzüberschreitenden Handel ermöglichen. Einige der wichtigsten FTA des Stadtstaates umfassen das Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-
Pacific Partnership (CPTPP), das zwischen 11 Ländern besteht, darunter Australien, Kanada und Japan. Ein weiteres bedeutendes Abkommen ist das Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP), das 15 Länder einschließt, wie Australien, China und Japan.

Das EU-Singapore Free Trade Agreement (EUSFTA) ist im September 2019 in Kraft getreten.
Es bietet Vorteile wie die Beseitigung von Zöllen, die Verringerung technischer Handelshemmnisse und den verbesserten Zugang zu Dienstleistungs- und Beschaffungsmärkten sowohl in der EU als auch in Singapur.

Zweitgrößter Hafen der Welt

Singapurs Hafen verfügt über eine beeindruckende Infrastruktur und technologische Ausstattung, die ihn zu einem der wichtigsten Logistikzentren weltweit macht. Er umfasst mehrere Teilhäfen wie Tanjong Pagar, Keppel, Brani und Pasir Panjang sowie das zukunftsweisende Projekt in Tuas, das nach seiner Fertigstellung die bestehenden Kapazitäten erheblich erweitern wird. Tuas wurde in 2022 eröffnet. Bei seiner geplanten Fertigstellung in den 2040er Jahren wird er eine Kapazität von 65 Millionen TEU besitzen. Zum Vergleich: Pasir Panjang verfügt über 37 Liegeplätze mit einer jährlichen Kapazität von 34 Millionen TEU.

Die Teilhäfen sind auf den Umschlag verschiedenster Frachtarten spezialisiert. Geografisch profitiert der Hafen der Löwenstadt von seiner strategischen Lage an den Hauptseerouten zwischen dem Indischen Ozean und dem Pazifik, insbesondere an der Straße von Malakka. Die Lage ermöglicht einen effizienten Zugang zu den wichtigsten Handelsrouten und fördert Singapurs Rolle als zentraler Umschlagplatz für Warenströme zwischen Europa, Asien und dem Rest der Welt. Singapur besitzt als zweitgrößter Häfen weltweit mit rund 39 Millionen TEU Umschlagvolumen in 2023 eine bedeutende Schlüsselstellung im internationalen Handel. Der Hafen verbindet über 600 Häfen in 123 Ländern und wickelt etwa ein Fünftel des globalen Container-Transshipments ab. Nur der Hafen Schanghai ist mit 49 Millionen TEU in 2023 größer.

Changi Airport plant Verdoppelung der Frachtkapazitäten

Der Flughafen Changi spielt eine entscheidende Rolle für Singapur, das produzierende Gewerbe und dort ansässige europäische Firmen, da er eine hochmoderne Infrastruktur und effiziente Logistikdienstleistungen bietet. Zudem plant Changi Airport eine erhebliche Erweiterung seiner bisherigen Luftfrachtkapazitäten. Durch den Bau der „Changi East Industrial Zone“ soll die Frachtkapazität des Flughafens von aktuell 3 Millionen Tonnen auf 5,4 Millionen Tonnen jährlich nahezu verdoppelt werden.

Die neuen Einrichtungen werden stark automatisiert sein und umfassen spezielle Fahr-
bahnen für autonome Fahrzeuge sowie direkten Zugang zu Frachtflugzeugen. Die Expansion zielt darauf ab, Singapurs Position gegenüber regionalen Konkurrenten zu stärken und von der Verlagerung der Produktionsstätten aus China nach Südostasien zu profitieren. Der erste Bauabschnitt soll um 2030 abgeschlossen sein.

Robustes rechtliches Rahmenwerk fördert Handel und Investitionen Singapur bietet ein attraktives rechtliches Umfeld, das Handel, Investitionen und Unternehmensaktivitäten fördert. Dazu gehören ein stabiles politisches System, ein transparentes und effizientes Rechtssystem sowie niedrige Steuersätze. Singapur unterhält zahlreiche FTA, die den Zugang zu globalen Märkten erleichtern. Zusätzlich unterstützen starke Schutzrechte für geistiges Eigentum und ein proaktiver Ansatz zur Bekämpfung von Korruption die Unternehmensführung. Diese Rahmenbedingungen schaffen ein günstiges Umfeld für Geschäftstätigkeiten und ziehen daher weltweit Investoren an. Die Regierung fördert zudem den Logistiksektor aktiv durch Investitionen in Infrastruktur, Forschung und Entwicklung sowie durch Schulungsprogramme, um die Facharbeitskräfte weiterzubilden. Beispielsweise treibt der Logistics Industry Digital Plan (3) die digitale Transformation des Sektors voran. Dies umfasst Infocomm Media Innovationen, die helfen, Grenzen zu überwinden und die Zusammenarbeit innerhalb dieses Ökosystems zu fördern. [RED]

Quelle: LOGISTIK express Journal 2/2024 – Transport & Logistik

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