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Sinkflug hält an

Der hohe Staatsanteil bei Fluggesellschaften, nationale Begrenzungen ausländischer Anteile bei Fluggesellschaften und eine national orientierte Slot-Vergabe an den Flughäfen haben bisher eine Konsolidierung der Luftfahrtindustrie selbst innerhalb  der EU verunmöglicht.

2012 meldete fast ein Dutzend Airlines – u.a. Cirrus Airlines (Deutschland), Spanair (Spanien), Malev (Ungarn), Cimber Sterling (Dänemark), City Airline/Skyway Express (Schweden), Air Finland (Finnland), Wind Jet/Blue Panorama Airlines (Italien), Hello (Schweiz), Air Alps (Österreich), Czech Connect (Tschechien) in Europa Konkurs an. Rund 9.000 direkte und unzählige indirekte Jobs gingen verloren. Und der Stellenabbau geht weiter. Alle großen Fluggesellschaften haben für 2013 Stellenkürzungen angekündigt.

In Europa flogen die im Internationalen Lufttransportverband (IATA) zusammengeschlossenen Fluggesellschaften Verluste in Höhe von rund 1 Mrd. USD ein. Insbesondere die Nationalfluggesellschaften sind unter Druck. Iberia flog von Januar bis September 2012 Verluste in Höhe von 1,7 Mio. EUR pro Tag ein. SAS und Air Berlin haben seit 2007 keinen Gewinn mehr erwirtschaftet. Die Rendite bei Air France-KLM und Lufthansa stellt die Aktionäre nicht zufrieden. TAP ist praktisch pleite. Eine Privatisierung will seit Jahren nicht gelingen, genau so wenig wie bei LOT und CSA Czech Airlines. Richtig profitabel flogen dagegen auch im vergangenen Jahr die Billig-Fluggesellschaften Ryanair (Gewinn 503 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2011/2012) und Easyjet (248 Mio. GBP im Geschäftsjahr 2011/2012). In der Schweiz schrieben sowohl die Nationalfluggesellschaft Swiss wie auch easyJet Switzerland, Farnair und Helvetic schwarze Zahlen. Trotzdem ist auch hier die Welt nicht in Ordnung.

In der Schweiz, ja in ganz Europa, brauche es bessere Rahmenbedingungen für die Luftfahrt, wenn diese international konkurrenzfähig werden respektive bleiben sollen, mahnte Hansjörg Bürgi. Dazu gehören für ihn die sofortige Einführung des European Single Sky sowie ein politischer Wille zugunsten der Luftfahrt. Der Luftverkehr müsse von der Politik als „öffentlicher Verkehr“ anerkannt und nicht nur als notwendiges Übel gesehen werden. Die Bedeutung von Flughäfen als Mobilitätsdrehscheiben werde von der Politik bisher nicht erkannt. Die EU-Kommission müsse nicht immer das Rad neu erfinden, sondern sollte sich an die pragmatischen FAA (Federal Aviation Administration, U.S. Department of Transportation)-Regulations anlehnen. Last but not least müssten die Nationalfluggesellschaften ihre Hausaufgaben machen und von den Billig-Airlines lernen.

Die Airline-Industrie brauche keine Subventionen. Besser man ließe ab und zu mal eine Fluggesellschaft in Konkurs gehen, statt sie mit staatlichen Kapitalspritzen künstlich am Leben zu halten. Sollten Politik und Fluggesellschaften weiter machen wie bisher, könnte es ansonsten bald heißen „Gute Nacht Europa!“, mahnte Hansjörg Bürgi.

Quelle: LE Magazin 01-2013

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