Sparkurs in der Infrastrukturpolitik bremst deutsche Wirtschaft

Die Bundesregierung plant den vorläufigen Stopp sämtlicher Investitionen in den Ausbau des Straßen und Schienennetzes. Dagegen fordern Logistikexperten auf dem 28. Deutschen Logistikkongress in Berlin mit Nachdruck einen Ausbau der Verkehrsinfra-struktur, denn nur so ließe sich das zunehmende Güterverkehrsaufkommen in Deutsch-land bewältigen.

So warnt Prof. Raimund Klinkner, Vorsitzender des Vorstands der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e. V.: „Die Rahmenbedingungen müssen so gesetzt werden, dass Deutsch-land nicht vom Logistikweltmeister zum Logistikentwicklungsland wird. Eine unzureichende Infrastruktur würde dem Wirtschaftsbereich Logistik in Deutschland in einer Art und Weise Grenzen setzen, dass das Wachstum der gesamten deutschen Wirtschaft nachhaltig geschädigt würde.“
Dr. Rüdiger Grube, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bahn AG, betont: „Wenn Deutschland weiterhin führend sein will, brauchen wir Investitionen in die Infrastruktur. Planungs- und Investitionssicherheit ist das höchste Gut, das wir in Deutschland haben.“
Prof. Christian Kille, Professor für Handelslogistik und Operations Management am Institut für Angewandte Logistik an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt, unterstreicht die Bedeutung von Infrastrukturprojekten an Verkehrsknotenpunkten: „Deutschland ist ein Transitland. LKW aus Frankreich, Großbritannien oder den Beneluxstaaten durchqueren Deutschland und erhöhen das Verkehrsaufkommen. Außerdem steigen die Zu- und Ab-fahrten zu den Seehäfen in Hamburg und Bremen, die immer mehr Waren aus aller Welt bekommen bzw. dorthin verschiffen. 2010 sind die Importe nur nach Deutschland nach Gewicht um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Die Verkehrsbelastung wird also steigen. Es verschieben sich auch die Punkte, an denen mehr LKW-Verkehr zu ver-zeichnen sein wird – nämlich auf die Ost-West-Achsen der A2 und A6 sowie auf die Hinterlandachsen der Seehäfen. Diese Verkehrsknoten sind bekanntlich ein Nadelöhr, die bei einer Überlastung weiträumige Effekte auslösen können. Deren Überlastung zu ver-meiden, ist das Ziel zukünftiger Verkehrsinfrastrukturprojekte.“
Auch Andrea Eck, General Manager der Volkswagen Logistics GmbH & Co. OHG hebt die Anbindung der deutschen Seehäfen an das Hinterland hervor: „Die Volumen steigen. Das hat Auswirkungen sowohl auf die Kapazitäten in den Häfen-Terminals als auch auf die Bedeutung der Hinterlandanbindung. Wir brauchen Investitionen in die Infrastruktur. Die Situation ist kritisch – auf der Straße und auf der Schiene.“

„Infrastruktur“ ist eines der zentralen Themen auf dem 28. Deutschen Logistikkongress. In zwei Sequenzen diskutieren Experten aus Praxis und Politik Handlungsoptionen für die Entwicklung der Infrastruktur. Am heutigen zweiten Kongresstag steht das Thema im Rahmen der Fachsequenz „Her-ausforderung Infrastruktur“ auf dem Programm.

Quelle: Bundesvereinigung Logistik (BVL)

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