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Statements zum Rückgang des Online-Handels

Mehr als 20 Jahre lang kannte die Umsatzentwicklung im E-Commerce in Deutschland nur eine Richtung: nach oben. Corona hat das Wachstum noch einmal massiv befeuert. Für das Jahr 2022 konstatiert der bevh erstmals einen Rückgang um fast neun Prozent.

Beitrag: Redaktion.

Die Branche reagiert sofort: Namhafte Ketten wie Adler oder Peek & Cloppenburg beerdigen ihre Online-Träume und setzen den Fokus wieder klar auf das Kerngeschäft im Einzelhandel. Dass auch namhafte Online-Händler wie Keller Sports oder Brands4Friends ihre Shops schließen müssen, bestätigt den Gesamteindruck: E-Commerce ist und bleibt ein schwieriges Geschäft. Doch ist es richtig, bei der
Digitalisierung auf die Bremse zu treten?

Sebastian Bär, Gründer und CEO der Laufschuh-Brand Joe Nimble: Der E-Commerce selbst ist bei uns nicht das Problem. Der Kanal ist und bleibt für uns sehr wichtig. Es ist eher die Lieferkettenproblematik, die den Absatz nun schon im dritten Jahr ausbremst und uns täglich dazu zwingt, umzudenken. In unserer heutigen Zeit ist daher fürs Überleben eher entscheidend, flexibel und agil zu bleiben. Wir müssen den Staus Quo täglich infrage stellen und Chancen in der Krise erkennen und nutzten.

Henning Heesen, Gründer und Geschäftsführer von Salesupply: „Kaputtsparen ist keine nachhaltige Strategie. Gerade jetzt geht es darum, Kunden vom eigenen erstklassigen Service zu überzeugen. Und es gibt Mittel und Wege, den Kundenservice auszubauen und dennoch Kosten zu sparen. Die smarte Kombination von Mensch und Maschine öffnet in Sachen Prozesseffizienz ganz neue Möglichkeiten.“

André Roitzsch, Geschäftsführer der E-Commerce-Agentur Shopmacher: „Profitabilität ist sicher das Gebot der Stunde. Doch viele Händler und Brands werfen viel Geld zum Fenster heraus, weil ihr Tech-Stack nicht sauber aufgesetzt ist. Das macht die Weiterentwicklung des eigenen Online-Auftritts oftmals viel teurer, als sie eigentlich sein müsste. Hier ist ein großer Hebel zu mehr Gewinn.“

Oliver Lucas, Gründer und Geschäftsführer der E-Commerce-Beratung ecom consulting: „Wir erleben nicht den Abgesang des E-Commerce, sondern den Abgesang halbherziger Digitalisierung. Bei Galeria Karstadt Kaufhof ist nicht der E-Commerce der Sargnagel, sondern der Fakt, dass das Konzept Warenhaus in den Köpfen der jungen Generation nicht mehr stattfindet. Denn die Online-Umsätze haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Und bei Adler und FashionID wurde die Digitalisierung der Kanäle nicht konsequent genug umgesetzt. Wer jedoch richtig digitalisiert und professionalisiert, für den ist E-Commerce nach wie vor ein lohnenswerter Absatzkanal.“

Anton Eder, COS & Co-Founder von parcelLab: „Versandkommunikation ist ein wichtiger Hebel zum Upselling. Daher sollten Händler diese nicht dem Logistik-Dienstleister überlassen. Gut geölte Retourenprozesse sind ein weiterer wichtiger Hebel, der die Kundenzufriedenheit und auch die Marge der Händler steigert.“

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 2/2023

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