Studie: Logistik in den Medien

Medien und Logistikdienstleister stecken in einem Interessenkonflikt: Während Journalisten das Thema Logistik hauptsächlich wahrnehmen, wenn es mit der Verkehrspolitik, der Wirtschaftslage, Umweltaspekten und dem Arbeitsmarkt verknüpft ist, messen Logistikdienstleister ihren logistischen Innovationen und Trendthemen größere Bedeutung bei. Ihnen ist aber bewusst, dass Logistik in der Außenkommunikation eher in Verbindung mit Aspekten wie Verkehrspolitik und Umwelt wahrgenommen wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die die TU Berlin in Kooperation mit der Gütersloher Presse- und PR-Agentur AD HOC durchgeführt hat. Zum Bild der Logistik befragt wurden führende deutsche Wirtschafts- und Fachredaktionen sowie Logistikdienstleister.

"Beide Seiten haben unterschiedliche Sichtweisen, was die Kommunikation logistischer Themen anbelangt", zieht Prof. Frank Straube, Leiter des Fachgebiets Logistik am Institut für Technologie und Management der TU Berlin, ein Fazit. Seine Empfehlung: Medien, Logistikdienstleister und Verbände sollten den direkten Austausch intensivieren, so wie sie es bereits auf Kongressen praktizieren. "Eine übereinstimmende Kommunikationsstrategie bildet dann die Basis für ein modernes und vor allem konkretes Bild der Logistik in der Öffentlichkeit."

64 Prozent der Journalisten und 50 Prozent der Logistikdienstleister schätzen das öffentliche Interesse derzeit als niedrig bzw. sehr niedrig ein. Die Aufgabe, dies zu ändern, fällt nach Auffassung beider Gruppen an erster Stelle den Medien, an zweiter Stelle den Logistikdienstleistern zu. "Es gilt, durch die gezielte Darstellung des umfangreichen Lösungsbeitrags der Logistik für das tägliche Leben das Bewusstsein für die Bedeutung dieses Wirtschaftssektors zu stärken", so Prof. Frank Straube weiter. 

Tag der Logistik prägt das Image
Weitere wichtige Akteure in der Kommunikation seien PR-Agenturen und Verbände. Denn zu jeweils knapp 73 Prozent sind die befragten Journalisten der Auffassung, dass die Öffentlichkeitsarbeit der Verbände und der Logistikdienstleister dazu beiträgt, das Interesse an Logistik zu erhöhen. "Nur wenn es gelingt, das Thema Logistik emotional aufzuladen und die fachspezifische Ansprache verständlich und bildhaft umzusetzen, lässt sich eine höhere Aufmerksamkeit und Akzeptanz erreichen", betont Wolfpeter Hocke, Inhaber von AD HOC in Gütersloh, einer auf Logistikthemen spezialisierten Presse- und PR-Agentur. Als ein Schritt in die richtige Richtung wird laut Studie der Tag der Logistik angesehen, der seit 2008 jedes Jahr am dritten Donnerstag im April stattfindet. 64 Prozent der befragten Journalisten sehen darin eine imagebildende Maßnahme, die in der Lage ist, die Vielfalt der logistischen Aufgaben lebendig und lesernah darzustellen.

Pressemitteilung Informationsquelle Nummer eins
Dominiert wird die Kommunikation zwischen Redakteuren und Logistikdienstleistern von Pressemitteilungen. Sie sind für Journalisten mit einer Quote von 100 Prozent die Informationsquelle Nummer eins, gefolgt von der Logistik-Fachpresse, Kongressen und Pressekonferenzen (jeweils 91 Prozent). Logistikdienstleister verbreiten Neuigkeiten aus ihrem Unternehmen am liebsten per Pressemitteilung (94 Prozent). Zu deren weiteren bevorzugten Instrumenten zählen Newsletter (75 Prozent), eigene Veranstaltungen (63 Prozent) und Interviews (56 Prozent). Neue Formen der Kommunikation wie Blogs und Expertenforen werden bislang nur sehr wenig genutzt (3 Prozent). Mit der Pressearbeit der Logistikdienstleister sind die Journalisten unzufrieden. 27 Prozent gaben ihr die Note ungenügend. 45 Prozent bewerten sie mit mittelmäßig bis ausreichend. Die Logistikdienstleister hingegen stellen den Medien ein deutlich besseres Zeugnis aus. 82 Prozent bescheinigen den Journalisten ein gutes bis befriedigendes Logistikwissen. 60 Prozent halten die Berichterstattung über logistische Themen für fundiert.

"Grüne Logistik" im Trend
Am Thema "Grüne Logistik" wird in Zukunft niemand vorbeikommen. Darin sind sich Logistikdienstleister und Journalisten mit 63 bzw. 55 Prozent Zustimmung weitgehend einig. Welche Trends des Weiteren in den kommenden fünf Jahren eine Rolle spielen, darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander: Während Journalisten der Internationalisierung (55 Prozent), dem Einsatz intelligenter Systeme wie RFID und der Fokussierung auf individuelle Services (jeweils 46 Prozent) einen hohen Stellenwert einräumen, werden nach Auffassung der Logistikdienstleister die Automatisierung logistischer Abläufe (59 Prozent), die Fokussierung auf individuelle Services (56 Prozent) und das Thema Outsourcing (53 Prozent) an Bedeutung gewinnen. Standortverlagerung und Ausbau der Infrastruktur werden laut Studie für beide Gruppen kaum eine Rolle spielen.

Klassische Branchen als Treiber der Logistiknachfrage
Gefragt nach den Branchen, die verstärkt Logistikdienstleistungen benötigen, sehen die Journalisten den Handel sowie die Nahrungs- und Genussmittelindustrie (jeweils 73 Prozent) an vorderster Stelle, gefolgt von der Automobil- und Zulieferindustrie sowie dem Maschinen- und Anlagenbau (jeweils 64 Prozent). Die Logistikdienstleister erwarten einen steigenden Bedarf in der Automobil- und Zulieferindustrie (63 Prozent), dem Handel (59 Prozent), der chemisch-pharmazeutischen Industrie (53 Prozent) sowie dem Maschinen- und Anlagenbau (47 Prozent). Auffällig ist: Obwohl beide Seiten "Grüne Logistik" als den Logistiktrend schlechthin ansehen, gehen sie davon aus, dass sich die Logistiknachfrage im Bereich "Erneuerbare Energien" eher in Grenzen halten wird. Im Übrigen schätzen die Journalisten über alle abgefragten Branchen hinweg die Nachfrage nach Logistikdienstleistungen weitaus dynamischer ein als die Logistikdienstleister selbst.

Logistik bleibt Jobmotor für die deutsche Wirtschaft
Ungeachtet der Wirtschaftskrise bleibt der Trend zum Outsourcing bestehen. 50 Prozent der Logistikdienstleister und 36 Prozent der Journalisten erwarten, dass Handel und Industrie künftig mehr Logistikdienstleistungen fremdvergeben werden. Für beide Gruppen ist und bleibt die Logistik deshalb der Beschäftigungsmotor für die deutsche Wirtschaft. 73 Prozent der Journalisten und 62 Prozent der Logistikdienstleister gehen davon aus, dass Logistikdienstleister in den kommenden fünf Jahren zusätzliche Arbeitsplätze schaffen werden. Nur 18 Prozent der Journalisten und 13 Prozent der Logistikdienstleister rechnen mit einem Jobabbau. 

Bedeutung des Logistikstandorts Deutschland nicht in Gefahr
Die Finanz- und Wirtschaftskrise wird die Bedeutung des Logistikstandorts Deutschland nicht gefährden. 64 Prozent der Redakteure und 44 Prozent der Logistikdienstleister sind überzeugt, dass sich daran nichts ändern wird. 27 Prozent der Journalisten und 40 Prozent der Logistikdienstleister erwarten sogar, dass der Logistikstandort Deutschland gestärkt aus der Weltwirtschaftskrise hervorgehen und künftig eine stärkere Rolle spielen wird.

Quelle: MyLogistics       
Portal:  www.logistik-express.com

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