Wirtschaftsbereich Logistik setzt auf nachhaltiges Wachstum

Tag der Logistik mit rund 330 Veranstaltungen in ganz Deutschland
 

Bremen/München. Die Initiatoren und Veranstalter erwarten am heutigen Donnerstag bei rund 330 Veranstaltungen etwa 30.000 Teilnehmer, die einen Blick hinter die Kulissen der Logistik in Industrie, Handel und den Dienstleistungen werfen oder sich über die Angebote der Ausbildungs- und Studiengänge im Bereich Logistik informieren. Gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V., Prof. Raimund Klinkner, und der Logistikwissenschaftlerin Prof. Evi Hartmann eröffnete Dr. Andreas Scheuer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsministerium, den deutschlandweiten Aktionstag im Rahmen einer Pressekonferenz in München.

 

In seiner Rede bewertete er die Logistik als eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft. Es sei daher wichtig, junge Leute für den Wirtschaftsbereich zu begeistern. „Der Tag der Logistik trägt hierzu bei“, so Scheuer. Er versicherte, die Bundesregierung werde den Logistikstandort Deutschland fit für die Herausforderungen der Zukunft machen. „Wir wollen die Branche dabei unterstützen, die weltweit herausragende Stellung zu halten“, betonte Scheuer.

 

Als Themen der Zukunft nannte Prof. Raimund Klinkner neben der Qualifizierung die Themen Nachhaltigkeit oder „grüne“ Logistik sowie Fragen humanitärer Logistik in Krisengebieten. Das Arbeitsfeld Nachhaltigkeit sei in seiner Bedeutung längst identifiziert, sagte Klinkner und verwies unter anderem auf das EffizienzCluster LogistikRuhr, das im Januar vom Bundesforschungsministerium ausgezeichnet wurde. Hinsichtlich der humanitären Logistik gehe es sowohl um die Überwindung temporärer, akuter Krisen als auch um dauerhafte Notlagen. Wenn es gelinge, die besten Köpfe der Logistik zusammenzubringen, Standards zu schaffen, Checklisten zu erstellen usw., könne mit den bewährten Methoden viel Gutes bewirkt werden, sagte er.

 

Mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Situation führte Klinkner aus, die Gefahr der Volatilität sei nach wie vor vorhanden: „Der Tiefpunkt der Krise dürfte überwunden sein, aber 2010 ist noch ein Jahr der Konsolidierung.“ Die Rückkehr auf einen steileren Wachstumspfad mit Wachstumsraten um die fünf Prozent sei erst für 2011 zu erwarten.

 

Prof. Evi Hartmann, Leiterin der Fraunhofer Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS in Nürnberg, fasste die Lage aus wissenschaftlicher Sicht zusammen: „Der Wirtschaftsbereich Logistik steht insgesamt gut da, auch dank seiner Innovationskraft.“ Seit 1995 habe die Logistik in Deutschland ihr Marktvolumen nahezu verdoppelt. Selbst im großen Krisenjahr 2009 sei die Zahl der Erwerbstätigen in der Logistik lediglich um drei Prozent zurückgegangen. „Und sogar in der Krise wurden händeringend Fachkräfte gesucht“, so Hartmann.

 

Der drittgrößte Wirtschaftsbereich Deutschlands zeigt am Tag der Logistik Flagge. Es sind nicht nur die großen Logistikstandorte wie Hamburg und Bremen, das Ruhrgebiet und der Frankfurter Raum, die den Tag der Logistik nutzen. Angebote gibt es  von Aachen bis Dresden und von Rendsburg bis Weil am Rhein. Auch verschiedene Standorte in Österreich laden am Tag der Logistik ein. Einige Beispiele für die vielfältigen Angebote:

 

Industrie:  Bosch lädt in Worms zur Einführung in das weltweite Zentrallager von Bosch Elektrowerkzeuge; die Daimler AG stellt in Stuttgart nachhaltige Logistik für weltweite Mobilität vor; bei der RAG in Marl geht es unter Tage um Menschen, Maschinen und Material.

 

Handel:  Amazon veranstaltet in Leipzig und Bad Hersfeld jeweils einen Karrieretag; einen Blick hinter die Kulissen von  Lekkerland gibt es in Allershausen; Strauss Innovation organisiert in Solingen einen Tag der offenen Tür.

 

Logistikdienstleistungen: Dachser macht es spannend: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“, heißt es in Langenhagen; DB Schenker bietet Besichtigungen und Führungen an verschiedenen Standorten an; Kühne + Nagel verfolgt in Duisburg das Outsourcing in der Kontraktlogistik von der Idee bis zur Umsetzung.

 

Hochschulen:  Das BIBA, Bremer Institut für Produktion und Logistik, präsentiert innovative Logistiklösungen; das Fraunhofer IFF in Magdeburg lädt zu Gastvorlesungen ein; die Fachhochschule Merseburg stellt ihr Angebot vor.

 

Was dem Auge der Öffentlichkeit oft verborgen ist, wird so erlebbar. Logistik bedeutet Planung und Steuerung aller Informations- und Materialflüsse zwischen Kunden und Lieferanten, aber auch innerhalb von Unternehmen. Der Montagesteuerer aus der Automobilfabrik, der Versandleiter im Lebensmittelhandel, der Einkäufer eines chemischen Betriebs und der Disponent eines Spediteurs – sie alle sind mit Logistik befasst.

 

Ein Blick auf die Zahlen, die regelmäßig von der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS in Nürnberg im Rahmen der TOP 100-Studie errechnet werden: Der Logistik-Umsatz der deutschen Wirtschaft erreichte im vergange­nen Jahr rund 200 Milliarden Euro – nach rund 218 Milliarden Euro im Jahr 2008. Damit liegt sie vom Umsatz her in etwa auf dem Niveau des Vorkrisenjahres 2007.  Hinter der Automobilindustrie und dem Handel rangiert die Logistik hierzulande auf Platz drei der umsatzstärksten Wirtschaftsbereiche.  Bemerkenswert ist die Aufteilung: Zur Hälfte werden die Logistikleistungen vom Logistikdienstleistungssektor erbracht, die andere Hälfte ist „Eigenleistung“ von Industrie und Handel. Für 2010 rechnen die Experten von Fraunhofer SCS in Nürnberg wieder mit einem Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr. Während in anderen Wirtschaftsbereichen das Geschäft noch stagniere, gehe es in der Logistik bereits wieder nach oben, so die Wissenschaftler. Die Zahl der Beschäftigten lag 2009 bei 2,7 Millionen – nach einem historischen Beschäftigungshöchststand von 2,8 Millionen im Jahr 2008.
 
Quelle: Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V.

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