WKÖ sieht neue Gefahren für die die österreichische Spedition

Geändertes Einfuhrumsatzsteuerverfahren stellt bis zu 2.000 Arbeitsplätze in der österreichischen Spedition in Frage

In einer neuen Studie der Fachhochschule des bfi Wien fühlt die Wirtschaftskammer Österreich dem Wirken der österreichischen Speditionen auf den Zahn. Die Ergebnisse sprechen Bände: Laut der Untersuchung fungiert Österreich als internationale Logistik-Drehscheibe für Zentral-, Südost- und Osteuropa. Dabei leiste die die österreichische Speditionswirtschaft mit ihren 817 Unternehmen und 22.145 Beschäftigten einen wichtigen Beitrag für die Abwicklung von Importen und Exporten. Die international agierenden heimischen Logistikunternehmen erwirtschaften direkt und indirekt einen Bruttoproduktionswert von 17,62 Mrd. Euro. Mehr als 148.000 Arbeitsplätze werden direkt und indirekt über diese logistischen Dienstleistungen abgesichert. Der Standort Suben in Oberösterreich erzeugt beispielsweise über seine Spezialisierung auf die Fiskalverzollung in der Abfertigungswirtschaft wertvolle regionalwirtschaftliche Beschäftigungseffekte.

„Die österreichische Speditionswirtschaft war im vergangenen Jahrzehnt mit einem dynamischen und in vielen Phasen alles andere als positiven Strukturwandel konfrontiert. Dieser negativen Entwicklung begegnete die betroffene Branche mit dem Kompetenzaufbau durch Lagerhaltung für Firmen außerhalb der Europäischen Union und dem Aufbau Österreichs als Zentrum der logistischen Netze in Verbindung mit Dienstleistungsexport durch Fiskalverzollung“, stellt Dr. Ralf Kronberger, Leiter der Finanz- und Handelspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), fest. Diese Fiskalverzollung ist besonders attraktiv für Empfänger mitSitz in einem Mitgliedsland, in dem der Vorsteuerabzug der Einfuhrumsatzsteuer nur sehr zeitverzögert vorgenommen werden kann, was für sie einen enormen Liquiditätsvorteil mit sich bringt.

In der Studie wurden gesetzliche Veränderungen im Einfuhrumsatzsteuerverfahren mit innergemeinschaftlicher Anschlusslieferung simuliert. „Die Auswirkungen wären fatal. Sie lassen eine Verlagerung des Abfertigungsverfahrens in andere EU-Mitgliedstaaten erwarten. Das bringt eine Verringerung des Geschäftsvolumens im Ausmaß von bis zu sieben Prozent bei der österreichischen Abfertigungswirtschaft mit sich. Die Konsequenz wäre die Gefährdung von 2.000 Arbeitsplätzen“, sagt Kronberger.

Aus der Sicht der Wirtschaftskammer Österreich sind daher gesetzlich günstige Rahmenbedingungen zur Erhaltung des Logistik- und Abfertigungsstandorts Österreich erforderlich, um die Wettbewerbsvorteile der Mitbewerber in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Frankreich zu kompensieren. Angeregt eine Reform der Beförderungsnachweise: „Die papiermäßige Nachweisführung für Umsatzsteuerzwecke entspricht nicht mehr der Geschäftspraxis und ist ein bürokratischer Kostentreiber für die Exportwirtschaft. Eine Nachweisführung durch zeitgemäße digitalisierte Beförderungsnachweise muss umgesetzt werden. Dies wäre eine spürbare Entlastung für die gesamte österreichische Exportwirtschaft“, so der WKÖ-Experte.

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