12. Steirischer Logistik Tag und Automotive Day

Unter dem Motto „Region + Mensch + Automation lud die BVL Bundesvereinigung Logistik Österreich zum 12. Steirischen Logistik Tag und Automotive Day. Experten informierten bei der sehr gut besuchten Veranstaltung am Flughafen Graz, über Chancen und Nutzen von innovativen Automatisierungslösungen und beleuchteten auch kritisch, das sich dadurch verändernde Arbeitsumfeld des Menschen. Um Infrastruktur- und Standortnachteile auszugleichen, wurde einmal mehr der dringende Ausbau der Phyrn-Schober-Achse thematisiert. Ein besonderes Highlight erwartete die Teilnehmer zum Ausklang. Im Rahmen des Yellow Power Day lud Jungheinrich zum Get-Together mit Leistungsschau.

Die Logistiktagung organisierte das BVL Regionalbüro Steiermark, unter der Federführung von Univ.-Prof. Dr. Helmut Zsifkovits, Montanuniversität Leoben, gemeinsam mit dem Competence Center Automotive, geleitet von DI Alfons Dachs-Wiesinger von Magna Steyr.

Mit einem positiven Ausblick eröffnete DI Roman Stiftner, Präsident der BVL Österreich, die Logistiktagung. Laut OECD könne Österreich eine Wachstumsrate von 1,7 Prozent im nächsten Jahr erwarten. „Um diesen wirtschaftlichen Impuls mitzunehmen und umzusetzen, bedarf es Innovationen. Den Kostenwettbewerb können wir nur schwer gewinnen, aber sehr wohl den Innovationswettbewerb“, betonte Stiftner. Laut Statistik Austria werden heuer erstmals 10 Milliarden Euro in Forschung & Entwicklung investiert. Das entspricht einer Forschungsquote von 3,01 Prozent. Die Steiermark zählt zu den innovativsten Bundesländern. Mit der Montanuniversität Leoben und der TU-Graz hat die Wirtschaft erstklassige Forschungspartner. Eine weitere wichtige Säule für den Wirtschaftsraum ist eine gute Infrastruktur. „Die Entscheidung für den Bau des Semmering-Basistunnels ist erfreulich und beruht endlich auf Rechtssicherheit. Der Semmering-Basistunnel ist nicht nur von regionaler Bedeutung, sondern rückt Österreich ins Zentrum von Europa“, so Stiftner.

Wettbewerbsfähigkeit durch Automation

Wie Transportnetzwerke durch Automation besser, effizienter und transparenter gemanagt werden können, stellte Gründer und Vorsitzender des Vorstandes (CEO), Dr. Stefan Wolff von 4flow, Deutschland, vor. Mit Hilfe eines integrierten Transportmanagementsystems würden Transportkosten durch eine kontinuierliche Planung, Optimierung und Steuerung der Transportnetzwerke nachhaltig reduziert. Die Voraussetzung dafür sei – neben der Visualisierung aller Warenströme für höchstmögliche Transparenz – ein durchgehendes Datenmanagement.

Über Trends und Herausforderungen der Zukunft – Echtzeitlogistik

In der Echtzeitlogistik entspricht der Materialfluss dem Informationsfluss. „Jede Material-bewegung wird durch RFID Chips – und damit in Echtzeit – erfasst. Probleme können damit schneller gelöst werden“, so Edwin Reiter von der Magna Powertrain Lannach. Kernpunkte der Echtzeitlogistik seien Datenaustausch und die Optimierungsmöglichkeiten in der IT durch Cloud Computing und Cloud Logistics, die Datenzugriffe von überall ermöglichen. Darüber hinaus bietet die Digitalisierung „3D-Druck verlagert die Produktion ins Wohnzimmer“ riesige Potenziale für Einsparungen. Doch bei all den IT-getriebenen Neuerungen spiele der Mensch mit seiner Kreativität bei jeder Innovation die Hauptrolle.

Mensch und Arbeitsumfeld in der Logistik 2015 mit Zukunftsperspektiven

Die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine im Vergleich, Lagerlogistik im Kontext von Industrie 4.0, oder wie smarte Assistenzsysteme manuelle Arbeiten unterstützen, waren die Themenschwerpunkte der anschließenden Referate und Diskussionen. Welche Chancen sich durch die Digitalisierung in der Intralogistik ergeben, stellten Dr. Kai Beckhaus von Jungheinrich Systemlösungen, Deutschland, DI (FH) Roman Schnabl von Knapp und DI Peter Totz von SSI Schäfer vor. Ob Lagernavigation, Warehouse Control, Logistik Interface, Auto ID, Smart Shuttles in Smart Warehouses oder manuelle und automatische Depalettierung – teil- und vollautomatisierte Prozesse entlasten den Mitarbeiter, erhöhen die Effizienz und sorgen für die geforderte Flexibilität. Doch wenn mehr Flexibilität notwendig ist, sei der Mensch im Vergleich zur Maschine im klaren Vorteil. Andreas Patschok, Saubermacher Outsourcing, beleuchtete die Zukunftsperspektiven des Menschen und sein Arbeitsumfeld kritisch: Wird der Mensch herabgesetzt? Wird aus einem Akteur ein Erfüllungsgehilfe?

Intelligente Automatisierung

Die anschließende Podiumsdiskussion, an der auch Ing. Gerhard Hammerschmid, Magna Steyr, und Univ.-Prof. Dr. Helmut Zsifkovits, Montanuniversität Leoben, teilnahmen, vermittelte einen Blick in die aktuelle Praxis und zeigte auch die Grenzen der Automatisierung auf. Automatisierung würde durch Kosteneffizienz punkten und intelligente Arbeitsplätze schaffen. Dabei gelte es die „Arbeitsteiligkeit“ zwischen Mensch und Maschine heraus zu finden und die Parallelwelten in der Automatisierung zu verzahnen. Innovation, Forschung und eine stetige Weiterentwicklung seien die Grundpfeiler der Automatisierung. Eine „one size fits all-Lösung“ im Sinne von Standardautomatisierung würde nicht funktionieren. Im E-Commerce wären die Prozesse ohne Automatisierung nicht mehr handlebar. Fazit: Oberstes Gebot sei es, das richtige Maß zu finden und Automation intelligent – wo sinnvoll und notwendig – und unter nachhaltiger Einbindung des Menschen einzusetzen.

Standortnachteile ausgleichen

Mag. Markus Himmelbauer, Wenzel Logistics, und Mag. Christian Steindl vom Cargo Center Graz, erläuterten die Chancen des intermodalen Verkehrs für die Steiermark. Wenzel Logistics betreibt in Kooperation mit dem Cargo Center Graz einen Ganzzug, der über die Pyhrnstrecke führt und die Steiermark mit den Industriezonen des Ruhrgebietes und den großen Häfen wie Antwerpen oder Rotterdam verbindet. Das Cargo Center Graz wiederum

ist ein wichtiger Hinterland-Hub für den Adria-Hafen Koper. Erst kürzlich wurde ein Kooperationsvertrag zur Intensivierung der Zusammenarbeit über weitere fünf Jahre unterzeichnet. Himmelbauer und Steindl forderten den dringenden Ausbau der Phyrnstrecke und die Aufnahme der Phyrn-Schober-Achse ins transeuropäische Verkehrsnetz sowie eine Überbrückungsfinanzierung um Standort- sowie Wettbewerbsnachteile auszugleichen. Dieser Infrastrukturengpass brächte erhebliche wirtschaftliche und verkehrspolitische Nachteile, die die ansässige Rohstoff- und Schwerindustrie zur Abwanderung veranlassen könnte.

Koralm- und Semmering-Basistunnel würden erst Vorteile für die kommenden Generationen bringen. Die Pyhrn-Schober-Achse in Kombination mit dem Koralmtunnel könne ab 2023 als wichtige Nord-Süd-Verbindung – von Deutschland über die Steiermark bis zu den Adria-Häfen – eine bedeutende Drehscheibenfunktion in den asiatischen Raum einnehmen.

Erfolgsmodelle in der Logistikdienstleistung

„08/15-Lösungen funktionieren nicht mehr“, erklärten Wolfgang Rohr und Ing. Oliver Strallhofer von TLC Temmel Logistik. Der Schlüssel zum Erfolg dabei sei, eine maßgeschneiderte IT und qualifizierte Mitarbeiter, um offen auf Veränderungen zugehen sowie Prozesse und Dienstleistungen den Kundenwünschen anpassen zu können. Anhand von Praxis-Beispielen aus der Automobil- und der produzierenden Industrie gaben Rohr und Strallhofer Einblicke in das breite Leistungsspektrum des Unternehmens, das über die Montage, Nacharbeit, Qualitätskontrolle, Lagerverwaltung und Kommissionierung bis hin zur Übernahme der kompletten Lagebewirtschaftung reicht.

Quelle: BVL

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