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Air Cargo: Es fehlte der Schwung zum Abheben

Mit Ausnahme des Linzer Flughafens war Luftfracht auf allen österreichischen Flughäfen im Vorjahr rückläufig. Katerstimmung nach einem sehr guten Jahr 2010.   Redaktion: Markus Trostmann

Das Geschäft mit der Luftfracht hat sich auf den österreichischen Flughäfen im vergangenen Jahr durchwegs rückläufig entwickelt. Auf allen wichtigen Airports fiel die Luftfracht zurück, lediglich der Linzer Flughafen hatte zugelegt und ein Plus eingeflogen. Wenn man in Österreich von Air Cargo redet, blickt man zuerst auf den Wiener Flughafen Schwechat. Um sechs Prozent auf 277.784 Tonnen hat dieses Geschäft auf VIE im Vorjahr spürbar nachgelassen. Darin spiegelte sich der konjunkturelle Abschwung bei den Güterströmen von Asien nach Wien wider, erklärt Flughafen-Vorstand Julian Jäger. Die Zulieferungen aus Asien zum Automobilcluster rund um Bratislava haben 2011 deutlich abgenommen. Fazit: Es kam weniger Fracht über VIE in die Slowakei. Für 2012 rechnet Jäger hingegen mit einer wirtschaftlichen Erholung und wieder mehr Luftfracht.Bauliche Ausbaumaßnahmen sind in Wien in diesem Jahr jedenfalls nicht geplant. Das Minus geht ausschließlich auf das Konto der Road Feeder Services (RFS) mit einem Rückgang von neun Prozent, während die geflogene Fracht immerhin um zwei Prozent zulegte. 

 

Der Linzer Flughafen war im Vorjahr der einzige österreichische Airport, auf dem es einen Frachtzuwachs gab. Das Volumen erhöhte sich um sechs Prozent auf 47.000 Tonnen, zieht Ingo Hagedorn, Leiter Marketing, Vertrieb und Presse des Flughafens Linz eine positive Bilanz. In diesem Jahr rechnet er mit einem weiteren Wachstum in der ähnlichen Größenordnung. Für 2011 auf der Agenda steht der Bau eines weiteren Frachtterminals (Terminal 5) mit Lager und Büros. Im operativen Bereich will man einen weiteren Nurfrachter-Service nach Linz bekommen und das frachtseitige ad-hoc-Geschäft noch stärker ausbauen.  

 

Auf dem Niveau von 2010 entwickelt hat sich das Air Cargo Business auch auf dem steirischen Flughafen Graz Thalerhof (GRZ). Mit mehr als 10.977 Tonnen gab es ein Minus von rund einem Prozent, nach 35 Prozent Zuwachs im Jahr zuvor. Den Grund für die Stagnation sieht Flughafen-Chef Gerhard Widmann in der steirischen Wirtschaft. Für 2012 gibt man sich vorsichtig optimistisch: Wirtschaftliche Ausschläge zeigen meist sofort auch Auswirkungen auf die Luftfracht. Kontinuität wahren und die Fracht-Kapazitäten auslasten gehört zu den Zielen für 2012. Konkrete bauliche Erweiterungen im Cargo-Bereich sind auf GRZ nicht vorgesehen.  

 

Einstellig zurückgefallen  ist Air Cargo auch Salzburg.  Mit 9.426 Tonnen wurden umgeschlagen und bewirkte ein Minus von zehn Prozent, berichtet Flughafensprecher Alexander Klaus. Das Minus kam nicht überraschend, damit hatte man schon Anfang 2011 gerechnet. Für 2012 erwartet man eine Fortsetzung des aktuellen Trends. Über Investments und Ausbauvorhaben hüllt man sich in Schweigen: „Über diese Planungen kann ich zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskünfte erteilen. Der Flughafen befindet sich mitten in der Erstellung eines Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahrens, in dem alle Bauprojekte und Modernisierungspläne behandelt werden.“ 

 

Auf dem Innsbrucker Flughafen wollte sich bei Luftfracht im Vorjahr ebenfalls kein Höhenflug einstellen. Mit 2.448 Tonnen ging das Volumen sogar um 17 Prozent zurück. Stark verloren haben die Trucking-Verkehre mit minus 20 Prozent, präzisiert Flughafensprecherin Nicole Kehle: „Die Übernahme der Austrian Airlines durch Lufthansa brachte uns Einbußen“. Seit Anfang Juli 2010 wird die Fracht in Innsbruck nur noch von Lufthansa gemanagt und profitiert der Airport von „der sehr guten Anbindung mit bis zu sechs Flügen täglich nach Wien und vier Flügen nach Frankfurt/Main.“ Dazu kommen noch fünf Mal RFS-Dienste von Innsbruck nach München. Räumliche Erweiterungen sind für 2012 keine geplant, über Cargo-Projekte in diesem Jahr zu sprechen hält man für zeitlich noch zu früh. 

 

Klagenfurt ist der einzige Flughafen in Österreich, auf dem Cargo keine nennenswerte Rolle spielt und das Aufkommen so bescheiden ist, dass man darüber kaum reden möchte. „Soll ich Ihnen per Mail mitteilen, dass Luftfracht bei uns keine Rolle spielt“, fragt die Flughafensprecherin den Journalisten. „Ist nicht nötig, vielen Dank“, antwortet der Journalist.  (MT)

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