|

Effiziente Vernetzung als Schlüssel zum Erfolg

Kaum ein Thema beschäftigt Unternehmer mehr, als der Wunsch nach Effizienzsteigerung. Grund genug für die BVL Österreich, das Motto des diesjährigen Logistik-Dialogs entsprechend zu wählen: „Effizient vernetzen – Ergebnisse verbessern“. Wer wissen will, wie dieser Traum zur Realität wird, sollte sich den 15. und 16. März 2012 freihalten.   Redaktion: ANGELIKA THALER

Bereits zum 28. Mal versammelt die Bundesvereinigung Logistik Österreich Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, Unternehmer und Logistikbegeisterte zu Know-how-Transfer und Kontaktpflege. Wie in den letzten Jahren auch, findet der Logistik-Dialog im Event- und Congress Center der Pyramide in Wien-Vösendorf statt. Also nichts Neues? DOCH! Anders als bisher befindet sich der Eingang beim Parkplatz zwei. „Man muss nun nicht mehr durch die Hotel-Lobby gehen. Wir haben komplett umgeplant – das bringt den großen Vorteil, dass eine größere Fläche für unsere Fachmesse „Logistik Tools“ zur Verfügung steht. Zudem gibt es keine ‚toten Winkel‘ mehr, alles gliedert sich um eine zentrale Stelle mit ständig geöffneter Kaffee-Bar“, beschreibt BVL-Präsident LAbg. Dipl.-Ing. Roman Stiftner das neue Setting, „dadurch erreichen wir einen komplett anderen Erlebnischarakter.“

 

Moderne Logistik ist multimodal, dem müssen auch die Infrastruktur und deren Ausbau Rechnung tragen. Daher behandelt der heurige Dialog im Vergleich zu den letzten Jahren vermehrt die Wasserstraße und Häfen, ohne aber andere Themenkreise zu vernachlässigen. Neben Innovationen in Supply Chain Management und Materialwirtschaft ist ein besonderer Schwerpunkt die Nachhaltigkeit. Durch eine Kooperation mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik Österreich (BMÖ) kommt auch die Bedeutung des strategischen Einkaufs für die Supply Chain nicht zu kurz.

 

Nachhaltigkeitspreis Logistik

Erstmals und exklusiv wird in Wien in Kooperation mit der BVL Deutschland der internationale „Nachhaltigkeitspreis Logistik“ verliehen. „Bei unserer Arbeit für das Grünbuch 2011 haben wir so viele tolle Projekte kennengelernt, dass wir uns entschlossen haben, ein Mal pro Jahr den Nachhaltigkeitspreis für echte, ganzheitliche Best-Practice-Beispiele zu vergeben. Wichtig ist, dass alle drei Säulen der Nachhaltigkeit – ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Mehrwert – erfüllt werden“, beschreibt Stiftner. Dabei gibt es keine Einschränkung nach Geographie oder Sprache, alle Projekte sind willkommen, bei denen freiwilliger Mehrwert entsteht. Mit diesem Preis soll ein Ansporn gegeben werden, zu erkennen, dass Nachhaltigkeit ein wichtiger Bestandteil der Logistik ist.

 

Prioritäre Verkehrswege definieren

Interessante Ansichten zum Veranstaltungsmotto vertritt Detthold Aden, Vorstandsvorsitzender der BLG Logistics Group. Obwohl die BLG in Österreich noch nicht direkt aktiv ist, sieht Aden das Land als Bindeglied zu Osteuropa, weswegen für ihn die Infrastruktur und die Verbindungen zwischen Österreich und Deutschland besonders interessant sind. „Die Logistik ist der Nutznießer der Globalisierung, in Deutschland sind fast drei Millionen Menschen in der Transport- und Logistkbranche beschäftigt. Deutschland hat eine Transitfunktion für die Nachbarländer, wir sind schneller durch die Krise gekommen als befürchtet, und das Wachstum 2012 wird sich im hohen einstelligen Bereich abspielen“, fasst er kurz zusammen. Die Treiber seien dabei die Automobil- und die Maschinenbauindustrie. Allerdings sieht er auch ein Risiko: „Die Überschuldung und die Euroschwäche führen zu Verunsicherung. Dass die Banken ihre Eigenkapitalquote verstärken müssen, führt zu weniger Krediten für die Wirtschaft. Wir müssen aufpassen, dass unser Aufschwung nicht durch verfehlte Politik verhindert wird.“ Der Welthandel nimmt zu, und während die Wirtschaft 2011 um 2,9 Prozent gewachsen ist, liegt die Zuwachsrate beim Güterverkehr bei rund 6,5 Prozent. 

 

Aden: „Diese Mengen müssen auch irgendwo transportiert werden, viele Routen haben ihre Auslastungsgrenze erreicht. Da aber das geplante Budget nur für die Erhaltung und Modernisierung bestehender Routen, nicht aber für den Neubau ausreicht, müssen überregionale Kernnetze definiert und gefördert werden, um die Qualität in Europa zu halten.“ Diese sollten sich nach der Industrie und wirtschaftlichen Interessen richten, durchgehende Transitrouten müssten Vorrang vor nationalen Gegebenheiten und Befindlichkeiten haben. „Auch eine Ausweitung der Mautsysteme ist denkbar, wenn die Einnahmen zweckgebunden für die Finanzierung dieser Infrastruktur verwendet werden“, meint Aden. Wichtig sei es in jedem Fall, zukünftige Bauvorhaben schon im Vorfeld transparent und ausreichend zu kommunizieren, um einen Konsens mit allen Interessensgruppen zu erreichen und Probleme – Stichwort Stuttgart21 – zu vermeiden. Auf seiner To-do-Liste stehen der Ausbau der Binnen- und Seehäfen und eine neutrale Betrachtung des Schienenverkehrs: „Derzeit wird bei den Bahnen sehr viel Geld in den Personenverkehr investiert. Die Frage ist: kommen dadurch wirklich so viel mehr Bahnfahrer? Die Statistik sagt ‚nein‘. Man muss dazu übergehen, den Nutzen und den Effekt ins Auge zu fassen“, gibt Aden zu bedenken.

 

Kooperation als Erfolgsfaktor

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Dipl.-Wirtsch.-Ing. Wilfried Sihn, Technische Universität Wien, Fraunhofer Österreich, lässt immer wieder mit interessanten Ideen aufhorchen. So auch zum Thema Effizienz, die man seiner Meinung nach durch kooperative Lösungen anstelle singulärer Strategien steigern könne. „Die Kooperation zwischen den globalen Playern muss forciert werden. Heute haben wir nicht mehr die Zeit, alle Partner langsam kennen zu lernen, Lieferbeziehungen ändern sich rasch und Langfristverträge bilden eher die Ausnahme. Was wir brauchen, ist ein ‚Logistik-Plug&Play‘, das die Systemwelten neuer Partner sofort miteinander verbindet“, fordert er. Natürlich sind dafür erst Forschungsprogramme nötig, und diese laufen auch bereits. Erste Zwischenergebnisse erwartet Sihn noch in diesem Jahr, aber „wir stehen noch ganz am Anfang.“ 

 

Die Basis für funktionierende Beziehungen sei aber nach wie vor gegenseitiges Vertrauen: „Man prüft im Privatleben auch, mit wem man ins Bett geht. Wieso sollte das bei Unternehmenskooperationen anders sein?“ Ähnlich wie bei Firmenakquisitionen empfiehlt er ‚logistics due diligence‘, eine intensive Überprüfung der Bonität und anderer Faktoren des potenziellen Partners. „Das ist vergleichbar mit einem Beautycontest, wer bietet mir das attraktivste Angebot“, so Sihn. Zusammengefasst: Erfolg am globalen Markt hat in Zukunft, wer Kooperationen möglichst schnell eingehen, aufbauen, wieder auflösen und neue Kooperationen eingehen kann und dadurch seine Effizienz steigert.

 

Podium vs. Parallelsequenz

Das Programm besteht neben den Vorträgen und Diskussionen vom Podium aus sechs Parallelsequenzen, die sich über die zwei Kongresstage verteilen. Als Mantel darüber liegen neben dem Motto die vom Vorstand definierten „Sieben Thesen“ der BVL:

  • Erst die Struktur, dann den Prozess optimieren
  • Komplexe Prozesse erfordern operative Exzellenz
  • Effizienz und Ressourcenschonung sichern Nachhaltigkeit
  • Logistik-Partnerschaften sind Strategien der Zukunft
  • Innovationen in Supply Chains rentieren sich
  • Moderne Logistikinfrastruktur braucht Multimodalität
  • Volatiles Umfeld verlangt intelligentes Risikomanagement
 

Am Freitagvormittag werden die besten Absolventen der BVL Logistik-Akademie ausgezeichnet. Aber ein besonderer Leckerbissen wird wohl die Abschlusspodiumsdiskussion sein: „Wir konnten mit Dr. Günther Ofner vom Flughafen Wien, Andreas Fuchs von der RCA, Dir. Ing. Rudolf Mutz vom Hafen Wien und Detthold Aden von der BLG Logistics Group hochkarätige Sprecher gewinnen, die zum Ausdruck bringen, dass moderne Infrastruktur eben Multimodalität braucht“, erklärt Stiftner. Sein Wunsch: „Wir haben den Galaabend erstmals anders gestaltet, die Hauptspeise wird in Buffetform serviert. Dadurch möchten wir erreichen, dass unsere Teilnehmer Anknüpfungspunkte für Gespräche finden und möglichst lange bleiben. Deshalb fiel auch die Wahl auf Heilbutt & Rosen für das Abendprogramm. Die Leute sollen sich bei uns wohlfühlen“  (AT)

Quelle:  Logistik express Zeitschrift, Ausgabe 1/2012 (ePaper)  

 

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar