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Automotive Zulieferindustrie: Transformationsdruck legt Schwächen am Standort Österreich offen

Studie zeigt dringenden Handlungsbedarf bei Förderpolitik und Maßnahmen zur Standortattraktivität

  • Automotive Zulieferindustrie Österreichs erwirtschaftet Umsatz von 28,5 Milliarden und sichert direkt rund 81.000 sowie indirekt an die 200.000 Arbeitsplätze
  • Disruptive Veränderungen und Strukturwandel setzen gesamte Automobilindustrie europaweit unter Druck
  • Drittstaaten außerhalb der Europäischen Union können Standortvorteile besser nützen und ziehen davon
  • Hoher Handlungsdruck, um Zulieferindustrie in Österreich wettbewerbsfähig zu halten
  • Bessere Förderregime und niedrigere Lohn- und Energiekosten wichtigste Hebel

Die Automotive Zulieferindustrie gehört mit einem Umsatz von rund 28,5 Milliarden Euro zu den stärksten Industriebranchen Österreichs. Zentraler Erfolgsfaktor ist ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Eine aktuelle Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI), durchgeführt im Auftrag der ARGE Automotive Zulieferindustrie, zeigt, wie dringend der Handlungsbedarf am Standort Österreich ist. „Die Zulieferindustrie ist eine der industriellen Schlüsselbranchen Österreichs. Derzeit durchläuft sie, wie die gesamte Automobilindustrie weltweit, einen tiefgreifenden technologischen und organisatorischen Wandel. Dabei geht es um die grundsätzlichen Geschäftsmodelle ebenso wie um neue Wertschöpfungsketten und Produkte. Die enge Vernetzung der österreichischen Betriebe mit den Endmontagen der europäischen Automobilindustrie spielt dabei eine entscheidende Rolle“, so Dietmar Schäfer, Vorsitzender der ARGE Automotive Zulieferindustrie.

Die wichtigsten Treiber für die Veränderung der Branche sind Digitalisierung und Automatisierung, Individualisierung sowie ganz entscheidend die Dekarbonisierung mit der sukzessiven Reduktion traditioneller Verbrennungsmotoren, vor allem angetrieben durch die europäischen Klimaziele (Green Deal). Die politisch erwünschte Umstellung auf Elektromobilität greift tief in Produktionsprozesse, Engineering und Design zentraler Fahrzeugelemente ein und hat damit dramatische Auswirkungen auf die Zukunft der Branche. So ist etwa ein Verbrenner-Motor aus rund 2.000 beweglichen Teilen aufgebaut, während ein Elektromotor aus nur rund 20 Teilen besteht.

Studienautor Herwig Schneider, Leiter des IWI: „Die Umstellung der Individualmobilität auf Elektromobilität ändert auf Sicht auch die Gesamtstruktur der Branche. Neben dem Management der Transformation gilt es gleichzeitig, auch im Wettbewerb verglichen mit anderen Ländern zu bestehen. Unsere Analyse zeigt, dass vor allem Drittländer in Asien sowie Nord- und Südamerika ihre Position deutlich stärken konnten. Aber auch innerhalb Europas gibt es einige Länder, in denen Zulieferbetriebe bessere Rahmenbedingungen vorfinden. Es gilt also zu einem zu verhindern, dass österreichische Betriebe die Produktion verlagern müssen, und zum anderen die Rahmenbedingungen so zu verbessern, dass Unternehmen im Land investieren und somit Innovation und Wertschöpfung nicht abfließen.“

Die Studie analysiert Standortvorteile und -nachteile anhand von Experteneinschätzungen aus unmittelbaren Wettbewerbsländern und zeigt systemische Schwächen Österreichs auf. Jahrzehntelang galt das Land etwa bei FTI und Qualifikation des Arbeitsmarktes ebenso wie bei Umwelttechnologien als Vorreiter. Mittlerweile haben andere Länder mit spezifischen Förderprogrammen ihre Position in diesen Bereichen deutlich verbessert. Mitbewerber wie China oder die USA haben zuletzt ihre Förderregime intensiviert – die USA etwa im Zuge des Inflation Reduction Act – worauf die Europäische Union noch keine adäquate Antwort gefunden hat.

Dietmar Schäfer: „Um die Automotive Zulieferindustrie in ihrer Transformation zu stärken bedarf es zweier Zugänge. Unmittelbar sollte ein spezifisches Förderregime entwickelt werden, etwa für die Erforschung und Entwicklung von Batterietechnologien und innovativen Komponenten. Und mittelbar geht es um die schon breit geforderten allgemeinen Hebel zur Stärkung des Industriestandorts: deutliche Senkung der Lohnnebenkosten, Reduktion der Energiekosten, Entbürokratisierung und Bekämpfung des Fachkräftemangels. Nur dann hat Österreichs Zulieferindustrie eine Zukunft. Die handelnden politischen Akteure müssen wieder Verantwortung übernehmen, andernfalls zerstören wir hier nachhaltig den europäischen und damit auch den österreichischen Wirtschaftsstandort.“

Weitere Infos, eine Kurzpräsentation sowie die gesamte Studie „Internationaler Vergleich von Standorten der Automobilwirtschaft“ zum Download unter: https://www.arge-auto.at/publikationen/

Über die ARGE Automotive

Die ARGE Automotive Zulieferindustrie ist die österreichweite Branchenvertretung für die rund 900 in der WKO vertretenen Unternehmen aus dem automotiven Wertschöpfungsbereich und vereinigt somit alle wesentlichen Player dieses Sektors unter ihrem Dach. Trägerorganisationen sind die WKO, vertreten durch die Bundessparte Industrie, und die AWO/Außenwirtschaft Österreich sowie sechs Industrie-Fachverbände (FV-NE-Metall, FV Bergwerke & Stahl, FV Metalltechnische Industrie, FV Chemische Industrie, FV Elektro- und Elektronikindustrie und FV Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederindustrie), die Kraftfahrzeugzulieferbetriebe zu ihren Mitgliedern zählen. Oberstes Ziel ist, eine verbesserte öffentliche Wahrnehmung der Autozulieferbetriebe zu schaffen, um die industriepolitischen Rahmenbedingungen zu optimieren. Durch die Integration in die WKO ist auch für eine optimale Koordination insbesondere mit dem Fachverband der Fahrzeugindustrie als Interessenvertretung der Herstellerseite bestens vorgesorgt.

Rückfragen & Kontakt:
ARGE Automotive Zulieferindustrie
Vorsitzender Dipl.Ing. Dietmar Schäfer
GF Clemens Zinkl, MSc
A-1045 Wien, Wiedner Hauptstraße 63
Telefon: +43 (0)5 90 900 3482
Email: autozulieferer@fmti.at
www.arge-auto.at

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