AXIT-Interview zur Rolle von Cloud Computing in der Logistik

In einem Interview mit "The Supply Chain Cloud" bezog Frauke Heistermann, Mitglied der AXIT Geschäftsleitung, Position zum Thema Cloud Computing in der Logistik. Als Anbieter der cloud-basierten Logistikplattform AX4 liefert AXIT Lösungen zum Management unternehmensübergreifender Prozesse und kann somit von Erfahrungen aus der täglichen Praxis berichten. 
 
Das Interview für "The Supply Chain Cloud" führte John Connors, CEO des European Supply Chain Institute. 
 
"The Supply Chain Cloud": Es wird viel Aufsehen um Cloud Computing gemacht. Was bedeutet Cloud Computing aktuell für Sie? 
 
Frauke Heistermann: "Meiner Meinung nach werden cloud-basierte IT-Lösungen zukünftig einen wesentlichen Teil der IT-Logistik Landschaft ausmachen. Das Management logistischer Prozesse und speziell das Supply Chain Management ist prädestiniert für Cloud, da es unternehmensübergreifend und global ist. Hier können cloud-basierte Lösungen mit ihren wesentlichen Vorteilen punkten: viele Teilnehmer an vielen Orten können gemeinsam am gleichen Prozess arbeiten und Daten und Informationen ohne zeitlichen Verzug austauschen." 
 
"The Supply Chain Cloud": Wir sehen Cloud Computing als neuen Weg IT-Dienstleistungen bereitzustellen. Aber was ist im Hinblick auf Supply Chain Anwendungen für Sie das einzigartige Verkaufsargument für Cloud-Anwendungen? 
 
Frauke Heistermann: "Beim Supply Chain Management arbeiten Menschen unternehmens-übergreifend an gleichen logistischen Prozessen. Hieraus ergeben sich die wesentlichen Vorteile von Cloud-Lösungen: 
Informationen mit verschiedenen Parteien online zu teilen.
Vermeidung von Fehlentscheidungen durch schnelle Verfügbarkeit von Informationen für die verschiedenen Beteiligten entlang der Prozesskette.
Einfache und weltweite IT Roll-Outs auf Knopfdruck, da für die Beteiligten einfach nur die Web-Accounts aktiviert werden müssen und keine Vor-Ort-Installationen mehr notwendig sind.
"Wirkliche" Cloud-Lösungen, die multi-tenant sind, werden den Pflegeaufwand für Software dramatisch reduzieren, da Änderungen oder neue Features für jeden zugänglich sind, sobald sie implementiert sind."
 
"The Supply Chain Cloud": Bei Betrachtung der verschiedenen Cloud-Typen von Public, Privat zu Hybrid Cloud, welches Modell sollte sich die Supply Chain Ihrer Meinung nach zu Eigen machen? 
 
Frauke Heistermann: "Public Clouds eignen sich zur privaten Nutzung wie z.B. Facebook. Private Clouds können einzelnen Unternehmen helfen, sind aber zu begrenzt auf die einzelnen Unternehmensbelange, um ein Supply Chain Netzwerk oder eine Lieferkette umfassend zu unterstützen. Beide Modelle sind somit keine wirkliche Option für das Supply Chain Management. Meiner Ansicht nach stellt die Business & Community Cloud die richtige Alternative für die Supply Chain dar. 
 
Business Cloud, weil hier sichergestellt ist, dass die Lösungen ausschließlich klar definierten und registrierten Nutzergruppen zugänglich gemacht werden. Die über diese Cloud angebotenen Lösungen liefern umfassenden, nutzenbringenden Content für die User. 
Community Cloud, weil dieses Modell am besten dem weiten Netzwerk-Charakter einer Supply Chain entspricht. Die Community Cloud ist nicht ausschließlich einer bestimmten Nutzergruppe vorbehalten (im Gegensatz zur Private Cloud). Ein Nutzer, der für eine bestimmte Lösung registriert ist, kann auch einfach an eine weitere Lösung angebunden werden. Dies ist nur mit einem Community Cloud Modell möglich." 
 
"The Supply Chain Cloud": Wie wichtig sind aus Ihrer Sicht Aspekte der Datensicherheit wenn es um die Migrierung von Daten in die Cloud geht? 
 
Frauke Heistermann: "Datensicherheit sollte immer ein Hauptthema sein, unabhängig davon welche Art von IT-Lösung gewählt wird. Wie bei jedem anderen IT-Projekt auch sollte der Kunde die Sicherheitsrichtlinien und das Sicherheitsumfeld des Anbieters sorgfältig überprüfen." 
 
"The Supply Chain Cloud": Welchen Hinweis können Sie Endkunden geben, die auf der Suche nach einem Cloud-Anbieter für ihre Supply Chain Anwendung sind? 
 
Frauke Heistermann: "Zunächst sollte der Kunde seinen Projektrahmen und die damit verbundenen Ziele definieren, um zu verhindern, dass sich der Fokus ändert, wenn sich das Projekt bereits in der Realisierung befindet. Kunden sollten alle Anforderungen und beteiligte Parteien zuvor kennen, um eine ganzheitliche Vorstellung der benötigten Funktionalitäten zu erhalten. 
Darauf aufbauend kann man den geeignetsten Anbieter ausfindig machen, wobei die folgenden Punkte zu berücksichtigen sind: 
Überprüfung der Funktionalität: Sind die geforderten Funktionen verfügbar? (Tipp: Prüfen Sie dies an einem Live-System – nicht anhand von Präsentationen.)
Überprüfung der Infrastruktur: Welche Infrastruktur Hard- und Software kommt zum Einsatz?
Überprüfung der Datensicherheit: Gibt es einen Datenschutzbeauftragten und welche Qualifikation besitzt dieser? Wo befinden sich die Rechenzentren (z.B. hat Deutschland die schärfsten gesetzlichen Vorschriften in Bezug auf Datenschutz)? Wie transparent ist das System des Anbieters und dessen Verfügbarkeit?"
 
"The Supply Chain Cloud": Haben Sie das Gefühl, dass der Markt vollständig versteht, was Cloud Computing ist und was es leisten kann? Oder ist noch mehr Aufklärungsarbeit zu leisten? 
 
Frauke Heistermann: "Ganz sicher ist noch ein großes Maß an Aufklärungsarbeit nötig." 
 
"The Supply Chain Cloud": Welche weiteren Schritte muss die Branche Ihrer Einschätzung nach noch vollziehen, um das Vertrauen in den Service-Grad, den Cloud-Anbieter ihren End-Kunden bieten, zu verbessern? 
 
Frauke Heistermann: "Die wesentlichsten Hemmnisse der Nutzer sind Fragen bezüglich: 
a. Klarer Definition und Abgrenzung der verschiedenen verfügbaren Cloud-Typen
b. Sicherheit von Cloud-Lösungen
c. Einfluss auf das System (um zu verhindern, dass man abhängig von Anbieter-Ressourcen ist)
d. Wie ein Cloud-Projekt zu starten und umzusetzen ist
Diesen Themen sollten wir bei der Aufklärungsarbeit besondere Aufmerksamkeit schenken." 
 
"The Supply Chain Cloud": Abschließend, wohin denken Sie, wird sich die Branche entwickeln und wie wird sie sich in 2-3 Jahren verändert haben? 
 
Frauke Heistermann: "Cloud-Lösungen werden sich in Zukunft als ein selbstverständlicher Teil der IT-Landschaft im Supply Chain Management etabliert haben. Dies wird zu einer wesentlichen Verbesserung der durchgängigen Kommunikation entlang der gesamten Supply Chain und somit zu weniger Fehlern führen. Zudem wird die Cloud zukünftig neue, innovative SCM-Konzepte ermöglichen und unterstützen." 

Quelle: MyLogistics

Portal: www.logistik-express.com   

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