|

Daimler: Erste Praxiserprobungen mit dem E-Truck

Der deutsche Fahrzeughersteller rückt die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen verstärkt in den Fokus. So sollen zwischen 2018 und 2019 satte 500 Millionen Euro in Elektromobilität, Konnektivität und automatisiertes Fahren speziell im Lkw-Geschäft investiert werden.

Daimler hat angekündigt seine ersten Prototypen-Modelle des eActros, ein vollelektrischer Mercedes-Benz Lkw, noch in diesem Jahr zu namhaften Kunden in den Feldtest zu schicken. Zehn Fahrzeuge in zwei Varianten mit 18 beziehungsweise 25 Tonnen Gesamtgewicht werden in den nächsten Wochen für zwölf Monate an Pilotkunden gehen, die die Fahrzeuge auf ihre Alltagstauglichkeit und Wirtschaftlichkeit im Realbetrieb testen werden. Danach gehen die Lkw für noch einmal zwölf Monate an eine zweite Kundengruppe. Wirtschaftlich konkurrenzfähige Elektro-Lkw für den innerstädtischen schweren Verteilerverkehr werden laut Pressemitteilung erst ab 2021 realisierbar sein. „So können wir den vielen Kundenanfragen gerecht werden und noch mehr Erkenntnisse gewinnen“, betont Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Lkw.

Kunden profitieren von elektrischen Verteiler-Lkw im Stadtverkehr
Zu den deutschen Kunden zählen unter anderem Dachser, Edeka, Hermes, Kraftverkehr Nagel, Ludwig Meyer, Pfenning Logistics, TBS Rhein-Neckar und Rigterink. Nach Herstellerangaben gäbe es bundesweit schon 150 Anfragen. In der Schweiz testen Camion Transport und Migros den E-Truck in der Praxis.

Die meisten der Kunden verteilen Waren, wie Lebens­mittel oder Bau- und Werkstoffe im Stadtverkehr, was mit häufigem Anhalten, Bremsen und Beschleunigen verbunden ist. Der Vorteil bei Elektro-Lkw liegt darin, dass diese von Fahrverboten weitestgehend nicht betroffen sind. Und die Stadtbewohner profitieren gleichzeitig von sauberer Luft und weniger Lärm. Die Fahrzeuge von Daimler Trucks, Daimler Buses und Mercedes-Benz Vans würden somit den gesamten innerstädtischen Verkehr mit Elektrofahrzeugen abdecken.

Elf Hochvolt-Batteriepakete versorgen das Fahrzeug mit Energie
Technisch sei im Vergleich zum Prototypen, der schon 2016 auf der IAA Nutzfahrzeuge vorgestellt wurde, viel passiert. Insgesamt elf Batteriepakete sichern die Stromversorgung des eActors. Drei befinden sich im Bereich des Rahmens, die anderen acht unterhalb. Zur Sicherheit sind sie von Stahlgehäusen geschützt. Im Fall eines Aufpralls geben die Halterungen nach, verformen sich und leiten so die Energie an den Batterien vorbei ohne sie zu beschädigen. Die Hochvolt-Batterien speisen nicht nur den Antrieb, sondern das komplette Fahrzeug mit Energie. Diese würde für bis zu 200 km Reichweite aus Lithium-Ionen-Batterien mit 240 kWh kommen. Die Fahrleistung ist nach Unternehmensangaben der eines Diesel-Lkws ebenbürtig und die maximal zulässige Achslast liegt bei den üblichen 11,5 Tonnen. Leere Batterien lassen sich bei einer realistischen Stationsleistung von mobilen Ladegeräten im Fuhrpark von 20 bis 80 kW innerhalb von drei bis elf Stunden vollständig aufladen. Ladestandard ist das Combined Charging System CCS.

Daimler investiert 1,3 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung
Auf einer Pressekonferenz in Stuttgart präsentierte Martin Daum, im Vorstand der Daimler AG zuständig für Trucks & Buses, die Zahlen des vergangenen Jahres. Dabei steigerte die Lkw-Sparte von Daimler den Absatz im Berichtsjahr um 13 Prozent auf 470.700 Einheiten. Der Umsatz mit 35,7 Milliarden Euro lag ebenfalls signifikant über dem Vorjahreswert. Das Ebit des Geschäftsfelds lag im Jahr 2017 mit 2.380 Mio. Euro um 22 Prozent über dem Vorjahreswert.

Daum kündigte auch an, dass die Lkw-Sparte kontinuierlich weiter in Innovationen investieren wolle. In Zahlen ausgedrückt: 2018 und 2019 sollen rund 1,3 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung fließen – davon 500 Millionen in Elektromobilität, Konnektivität und automatisiertes Fahren speziell im Lkw-Geschäft.

Ähnliche Beiträge