Die schlummernde Finanzkraft der Lieferketten

Obwohl die meisten Unternehmen prinzipiell einen großen Nutzen darin sehen, ihre Bestände gemeinsam mit ihren Supply Chain- oder Logistikpartnern zu finanzieren, setzen in der Realität nur wenige solche kooperativen Finanzierungsstrategien um. Camelot Management Consultants und die Technische Universität Darmstadt haben in einer branchenübergreifenden Studie analysiert, warum das so ist, in welchen Bereichen eine Bestandsfinanzierung durch Logistikdienstleister Erfolg verspricht und welche einzelnen Schritte ein solcher Prozess erfordert.

"Unternehmen, die ihre Lieferkette außergewöhnlich erfolgreich managen, zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Wertbeitrag von Logistik und Supply Chain Management zu ihrem Unternehmensergebnis genau kennen – und diesen Beitrag konsequent auch von ihren Logistikpartnern einfordern", sagt Dr. Josef Packowski, Managing Partner von Camelot Management Consultants. "Die Bereiche Logistik und Supply Chain Management sind für sie häufig sogar genauso wichtig für den cash flow wie der Bereich Corporate Finance."

Eine kooperative Bestandsfinanzierung wäre ein hoch effizientes Instrument gewesen, mit dem Unternehmen in der Krise schnell zu Liquidität hätten kommen können. Doch die Studie zeigt: Mehr als 80 Prozent der Befragten gaben an, ihre Lagerbestände seien in der Krise zu hoch gewesen – und das, obwohl sie wussten, dass diese den größten Hebel zur Verbesserung der Liquidität darstellen. Ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Liquidität blieb in der Krise also fast ungenutzt. Camelot Co-Autor Joachim Getto: "Mit dem raschen Wiederanspringen der Wirtschaft hat der Druck auf die Unternehmen, solche Kooperationen einzugehen, deutlich nachgelassen. Dabei können diese nicht nur in Krisenzeiten große Vorteile für beide Seiten bieten." Besonders Bestandsgruppen wie Packmittel, Rohstoffe und Handelsware halten die Befragten für eine Finanzierung durch Logistikdienstleister geeignet.

Warum also werden Kooperationen zur Bestandsfinanzierung immer noch nur spärlich genutzt? "Das lässt sich dadurch erklären, dass noch zu wenige Erfolgsgeschichten in der Branche bekannt sind und sich die meisten Entscheider daher noch nicht mit solchen Finanzierungsmodellen auseinander gesetzt haben", sagt Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Christian Pfohl, von der Technischen Universität Darmstadt. "Dabei sind sie einer der wesentlichen Schlüssel, um die Liquidität eines Unternehmens gerade in Krisenzeiten deutlich zu verbessern – wenn die Ziele der Partner im Einzelfall identisch sind und zuvor klar definiert werden." Aber auch im Aufschwung können solche Kooperationen beiden Seiten große Vorteile bieten – wenn die Ziele identisch sind und die Partner zueinander passen.

Quelle: MyLogistics
Portal:  www.logistik-express.com

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