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Die Zukunft hat längst begonnen

Lange Zeit galt der Einsatz von RFID (Radio Frequency Identification) bei Konsumgütern als Spielerei, zu teuer und auf Experimente beschränkt. Der erfolgreiche Einsatz in den Adler-Modemärkten sowie in der Nespresso Self Selection Area beweist nun das alltagstaugliche Gegenteil. Unverzichtbar in beiden Fällen: die einheitlichen Standards von GS1 EPCglobal.

Es klang zu schön, um wahr zu sein, als vor einigen Jahren das Thema RFID für kommerzielle Anwendungen (beim Militär nutzt man RFID-Anwendungen bereits seit dem Zweiten Weltkrieg, Anm.) vermehrt durch die Medien geisterte: eine Technologie, die ein berührungsloses Scannen von Waren – einzeln oder im Pulk – quasi im Vorbeigehen und ohne zwingenden Sichtkontakt ermöglicht.

Ein Transponder (Chip mit Antenne, auch „Tag“) genügt, das Objekt wird automatisch identifiziert oder lokalisiert, und das bei Bedarf im Umkreis von mehreren Metern, abhängig vom gewählten Sende-Frequenzbereich (Hochfrequenz HF oder Ultrahochfrequenz UHF). Versehen mit Sensoren können zudem Daten über die Temperatur und Klimabedingungen mit übermittelt werden – praktisch etwa bei der Überprüfung von Kühlketten. Der Haken, den neue Technologien fast immer haben: der Preis. Leistungsfähige RFID-Transponder, die noch nicht in Massen hergestellt wurden, waren einfach zu teuer, die Nachfrage zu gering. Doch da sich das Gute immer durchsetzt das Wissen über den Vorteil und Nutzen automatisierter Systeme langsam auch die hintersten Winkel erreicht, war es nur eine Frage der Zeit, bis namhafte Unternehmen auf den Zug aufspringen.

RFID macht (in) Mode
Nur wenige Branchen sind so heiß umkämpft wie der Bekleidungshandel. Kosten-einsparungen durch eine Optimierung der Wertschöpfungskette sind daher natürlich sehr willkommen! Nach einer Test- und Evaluierungsphase stand für die Verantwortlichen der 166 Adler Modemärkte (24 davon in Österreich) fest: mit dieser Technologie können die definierten Ziele Erhöhung der Bestandsgenauigkeit, lückenlose und fehlerfreie Nachversorgung der Verkaufsflächen sowie Transparenz der Warenströme für das gesamte textile Sortiment und damit eine deutliche Umsatzerhöhung bestmöglich erreicht werden. Gut gefüllte Regale und rasche Abwicklung an der Kasse durch einfache Warenerfassung heben auch die Kundenzufriedenheit – ein weiterer Pluspunkt für RFID-Technologie. Durch die elektronische Artikelsicherung direkt bei der Herstellung reduziert sich auch der Warenschwund.

Bis Herbst 2015 soll das Projekt MOTEX-ADLER einen positiven ROI erwirtschaften, gestartet wurde mit den Partnern syspro, nedap, Nordic ID, Odendahl/Maxim, Sato, SoftCom, TRADE LOG und MOTEX mit einem Pilotmarkt 2011. Nachdem im März 2013 aus inzwischen sieben Modemärkten der finale Business Case gerechnet worden war, ging es ganz schnell: schon ab Anfang April erfolgte die Auslieferung von RFID-Etiketten für das Source-Tagging und im August ging das System in allen Märkten in Betrieb. Positiv: Die begleitende PIA (Privacy Impact Analyse) zeigte keinerlei Auswirkungen auf die Privatsphäre der Kunden.

Selbstbedienung leicht gemacht
Die Nespresso-Boutique am Wiener Graben kann mit einer echten Neuerung punkten: egal, ob man als Technikfan gern Kaffee trinkt oder nicht, die Self Selection Area im Erdgeschoss ist einen Besuch wert. Denn sämtliche Nespresso-Schleifen sind auf der Rückseite mit maßgeschneiderten UHF-RFID-Tags ausgestattet, wodurch Clubmitglieder sie einfach nur aus den Regalen zu nehmen brauchen und an einem der vier Self Selection Terminals bargeldlos bezahlen können. Ideal, wenn man es mal wieder eilig hat! Als Umsetzungspartner fungierte der französische Dienstleister CPI France Consumer Promotion Int., außer in Wien kamen bisher nur in Frankreich und Deutschland Kunden in den Genuss dieser Innovation.

Standards
Beide durchaus positiven Beispiele wären ohne einheitliche Standards in dieser Form nicht möglich. Unterschiedliche Warenwirtschaftssysteme entlang der Supply Chain können nur effizient zusammenarbeiten, wenn sie dieselbe Sprache sprechen. Hier bieten sich die seit Jahren weltweit etablierten GS1 Standards an, denn sie gewährleisten die Kompatibilität sämtlicher Komponenten im GS1 EPCglobal Netzwerk (z.B. Tags, Lesegeräte, Software etc.). Das bedeutet Investitionssicherheit für alle Beteiligten – und wer will das heutzutage nicht?

Mehr zu GS1 Standards unter www.gs1.at

Quelle: Logistik express Fachmagazin 2/2014

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