Einkauf als Werttreiber im Unternehmen weiterhin unterschätzt

Position der Beschaffung // Strategische Bedeutung des Einkaufs steigt // Leistungsfähigkeit und Wertschöpfungsbeitrag der Beschaffung aber weiterhin unterschätzt //  Marc Staudenmayer: „Die Position des Einkaufs wird seiner zentralen Rolle als Werttreiber im Unternehmen nicht gerecht.“

Unternehmenserfolg zunimmt, ist eine hierarchische und organisatorische Gleichstellung mit anderen Fachabteilungen nur in seltenen Fällen in Sicht. Auf den ersten Blick hat die Beschaffung bei der Besetzung der Führungsetage im Unternehmen aufgeholt: Laut einer aktuellen Studie der auf Einkauf spezialisierten Unternehmensberatung ARAIA Consulting, München (ARAIA), zählt ein Einkaufsvertreter inzwischen in jedem dritten Unternehmen (37%) zu den permanenten Mitgliedern in der Geschäftsleitung. Bei einer vor zwei Jahren veröffentlichten Untersuchung hatte dieser Anteil noch bei gerade einmal acht Prozent gelegen.

Allerdings: Leistungsfähigkeit und Wertschöpfungsbeitrag der Beschaffung werden von anderen Fachabteilungen weiterhin unterschätzt, so das Ergebnis der Studie „Optimierungshebel im Einkauf“. Fast jeder dritte der 77 befragten Einkäufer, Supply Chain Manager und Einkaufsleiter (31%) bescheinigte den Kollegen aus dem Vertrieb ein geringes bis sehr geringes Wissen zu Einkaufsfunktionen und Prozessen. Ähnlich schlecht wurden auch die Mitarbeiter der Produktentwicklung beurteilt, ihr Beschaffungs-Know-how bewerteten die Einkäufer in 29 Prozent aller Fälle als „gering bis sehr gering“.

„Es ist schon erstaunlich, wie wenig andere Unternehmensbereiche über den Einkauf wissen“, sagt Marc Staudenmayer, Gründer und Geschäftsführer von ARAIA Consulting. „Denn nicht nur in wirtschaftlich schwierigen Zeiten leisten Einsparungen im Einkauf einen wichtigen Beitrag, um die Liquidität zu verbessern und so Umsatzeinbußen aufzufangen. Auch angesichts des derzeitigen Wirtschaftsaufschwungs ist der Einkauf ein wichtiger Partner, um die Weichen für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung zu stellen. So unterstützt der Einkauf dabei, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, aber auch, gesunde Lieferantenbeziehungen bis hin zu Innovationspartnerschaften auszubauen. Angesichts der Fülle dieser Leistungen muss man sagen: Die heutige Position des Einkaufs wird seiner zentralen Rolle in vielen Unternehmen noch nicht gerecht.“

Gerade in Betrieben, die viele Produktteile und -komponenten zukaufen, schlagen sich Einsparungen im Einkauf unmittelbar im Geschäftsergebnis nieder. Ein gutes Beispiel dafür ist die Automobilindustrie: Der durchschnittliche Anteil des Einkaufsvolumens am Umsatz ist mit 68 Prozent besonders hoch – und bietet viel Potenzial für Verbesserungen. Aber auch im Maschinenbau (50% Einkaufsvolumen am Umsatz) und in der chemischen Industrie (49%) ist die Optimierung von Einkaufsstrategien und -prozessen ein wirkungsvolles Mittel.

„Unsere Projekterfahrung zeigt, dass sich Veränderungen im Einkauf wesentlich schneller bezahlt machen, als in anderen Bereichen“, so Staudenmayer. „Während wir in Zeiträumen zwischen einem und sechs Monaten denken, brauchen Maßnahmen im Vertrieb oder im Bereich Personal häufig Jahre, bis sie sich amortisiert haben. Ein Grund mehr, um die strategische Position des Einkaufs zu stärken.“

ARAIA empfiehlt vier Ansätze, um Einfluss und organisatorische Vernetzung der Beschaffer auszubauen:

1. Eine erfolgreiche und allgemein akzeptierte Einkaufsstrategie entsteht nicht separat, sondern muss sich aus der Gesamtunternehmensstrategie ableiten.
2. Der strategische Einkauf erfüllt eine Querschnittsfunktion, indem er sich regelmäßig mit allen relevanten Abteilungen – Produktentwicklung, Vertrieb, Qualitätsmanagement und Geschäftsführung – austauscht.
3. Ein unternehmensübergreifendes Einkaufsnetzwerk schafft Synergien und kann so den strategischen Einkauf als Werttreiber stützen.
4. Um den gestiegenen Anforderungen auf globalisierten Beschaffungsmärkten gerecht zu werden und die Position des Einkaufs als Werttreiber im Unternehmen zu verankern, sollte der Einkauf in der Hierarchie ein Platz in der Unternehmensleitung einnehmen können.

Quelle: ARAIA Consulting

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