EXCHAiNGE: Lieferkettenmanagement im Wandel

Supply-Chain-Verantwortliche sind die maßgeblichen Lieferanten der Veränderung. So lautete das Fazit der Management-Konferenz EXCHAiNGE, die vom 24. bis 25. Juni 2014 im neuen Konferenzzentrum Kap Europa in Frankfurt/Main stattfand. Mehr als 150 Experten aus Supply Chain Management und Operations diskutierten und entwickelten Lösungsansätze, Konzepte und Ideen, um neue Technologien und gesellschaftliche Entwicklungen wie Industrie 4.0 oder die kollaborative Ökonomie in den Unternehmen zu adaptieren und voranzutreiben.  

Jonathan Wichmann, Social-Business-Stratege und -Vordenker aus Kopenhagen, verdeutlichte in seiner Eröffnungs-Keynote: Die Art, wie Menschen Geschäfte machen, ändert sich gewaltig. „Der Trend geht weg von einer Konsum- hin zu einer kollaborativen Gesellschaft“, so Wichmann. „Bei Social Media haben die Menschen nur Inhalte kreiert und geteilt – in der Social Economy kreieren und teilen sie physische Gegenstände, Dienstleistungen und vieles mehr.“ Er sieht dadurch längerfristig enorme Auswirkungen auf die Lieferketten der Unternehmen, aber auch kurzfristige Chancen in den Bereichen Demand Management, Lean Operations und Echtzeitdaten – etwa für bessere Forecasts und Risikofrühwarnung. Um diese Entwicklungen nutzen zu können, müssen sich Supply-Chain-Verantwortliche mit den neuen Geschäftsmodellen der Collaborative Economy auseinandersetzen: „Erst selber nutzen und dann umsetzen“, rät der Social-Business-Experte und mahnt: „Diese Entwicklung wird nicht mehr verschwinden.“

Ein weiterer großer Treiber der Veränderung: Industrie 4.0 und neue Technologien wie beispielsweise Big Data oder 3D-Druck: Auch diese können binnen kurzer Zeit etablierte Methoden und Geschäftsmodelle im Supply Chain Management beeinflussen oder gar zerstören, so der Tenor der Session „Technology and Innovation – next Practices“. Durch diese und die gesamte Konferenz führte als Moderator Prof. Dr. Michael Henke, Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund. Florian Reichle, 3D-Druck-Spezialist bei Trinckle 3D betonte, dass im 3D-Druck-Bereich die Experten noch vor Herausforderungen wie Genauigkeit, hohen Kosten bei Großserien und Produktsicherheit stünden, aber die Entwicklung der Kommerzialisierung in den USA bereits weit fortgeschritten sei. In seinem Vortrag hob er hervor, dass weltweit Experten in Blogs intensiv diskutierten und sich der Know-how-Transfer dadurch schneller verbreite, als mancher derzeit glaube.

Eine Lanze für Big Data und digitalisierte Supply Chains brach Daniel Grüßing, Leiter Strategic Analytics bei Blue Yonder. Er betonte, dass Unternehmen ihre Daten gezielt auswerten und mit den gewonnenen Erkenntnissen am Markt anders als bisher agieren sollten. Als Beispiel nannte er das Thema dynamische Preisveränderungen im E-Commerce. Mit neuen Tools sei es möglich, täglich die Preise für Produkte und Services zu ändern. Grüßing berichtete, dass ein Versender nur durch diese eine Maßnahme den Umsatz um sechs Prozent steigern konnte.

Wie auf Veränderungen reagieren? EXCHAiNGE liefert Antworten

Wie auf die Entwicklungen Industrie 4.0, neue Technologien und Crowd reagieren? Wie können sich Unternehmen diese Trends zunutze machen und wie darauf vorbereiten? In Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Workshops und Simulationsspielen erhielten die Teilnehmer konkrete fachliche Impulse, wagten einen Blick in die Zukunft und über den Tellerrand hinaus und entwickelten Lösungsansätze für die eigene Praxis.

Für weitergehende Anregungen sorgte etwa Prof. Dr. Robert de Souza von der National University of Singapore. Er stellte in seiner Keynote-Präsentation am zweiten Tag die Frage, was Supply Chain Manager von Katastrophenlogistikern lernen können – und lieferte auch die passenden Antworten. Mit dabei: ein Appell für eine stärkere Zusammenarbeit und Kommunikation entlang der Supply Chain – nicht nur im Arbeitsalltag. „Wenn ein Katastrophenfall eintritt, arbeiten sehr viele unterschiedliche Parteien für den Erfolg zusammen. Wie oft machen wir das im Geschäftsleben, dass wir uns etwa gemeinsam hinsetzen und ein Problem lösen?“, so de Souza. Als weitere wichtige Lernimpulse sieht er zudem die Themen Risikomanagement, Resilienz und die Entwicklung kompetenter Mitarbeiter.

Gerade beim letzten Punkt herrschte bei allen Referenten und Teilnehmern der EXCHAiNGE große Einigkeit: Qualifizierte, motivierte Mitarbeiter sind ein wesentlicher Schlüssel für erfolgreiche Lieferketten. Um dies zu erreichen, sind einerseits passgenaue, effiziente Weiterbildungsmaßnahmen notwendig, wie etwa Jutta Grebing von der REWE GROUP und Dr. Frank Sabin von BASF in Vorträgen zu ihren Konzepten betonten. Andererseits sollten sich den Experten zufolge mit dem Einzug neuer Technologien in den Unternehmen nicht nur die Mitarbeiter weiterentwickeln, auch die klassischen Führungsstrukturen müssen sich ändern. „Große Konzerne haben zu viele Hierarchien und denken oft in Silos“, so Big-Data-Experte Daniel Grüßing von Blue Yonder. Er zeigte sich davon überzeugt, dass künftig virtuelle und sich schnell ändernde Teams eine größere Rolle in der Wirtschaft und im SCM spielen werden.

Impulse von den Besten

Im Rahmen der EXCHAiNGE wurde bereits zum neunten Mal der Supply Chain Management Award verliehen. Die Auszeichnung ging in diesem Jahr an GF Piping Systems für eine beispielhafte End-to-End Supply-Chain-Lösung. Mit dieser ist es dem Anbieter von Rohrleitungssystemen gelungen, aus dem Supply Chain Management heraus neue Dienstleistungen für den Kunden zu entwickeln, die Logistikkosten zu senken sowie Prozessoptimierungen zu erreichen. Der Preisträger sowie die ebenfalls prämierten Finalisten Paul Hartmann AG, Knorr-Bremse Group und Bühler AG präsentierten am zweiten Veranstaltungstag ihre Konzepte.

Inspiration und Interaktion für die Teilnehmer

„Die EXCHAiNGE hat sowohl konkrete Praxishilfen für das tägliche Supply Chain Management geboten als auch Inspirationen aus Bereichen, die einen im täglichen Arbeitsleben nicht immer direkt betreffen – etwa durch die Sequenzen zum Thema Humanitäre Logistik oder Crowd Community“, sagte Christian Kaiser, Wirtschaftsingenieur Betriebslogistik bei der DURAG Group, der als Teilnehmer die Konferenz besuchte und mitdiskutierte. „Neben den Sessions hat dazu auch der intensive Austausch mit den Teilnehmern aus allen Bereichen der Supply Chain Community beigetragen: Von Studenten über Professoren bis hin zu Lösungsanbietern und natürlich Supply-Chain-Praktikern.“ Die Konferenz EXCHAiNGE wird 2015 wieder im Kap Europa in Frankfurt am Main stattfinden.

Initiatoren der internationalen Veranstaltung EXCHAiNGE sind das Beratungsunternehmen PwC, die Fachzeitschrift LOGISTIK HEUTE, das Softwareunternehmen AEB, das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML), das House of Logistics and Mobility (HOLM) sowie die Messe Frankfurt.

Quelle: Huss-Verlag

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