Fraport: Talsohle ist durchschritten

Der Vorstandsvorsitzende der Fraport AG, Dr. Stefan Schulte, hat vergangene Woche die Geschäftsentwicklung des Konzerns in den ersten drei Quartalen vorgestellt und dabei positiv in die Zukunft geblickt.

"Zwar hat die Wirtschafts- und Finanzkrise die Verkehrs- und Finanzkennzahlen in den ersten neun Monaten deutlich beeinflusst, aber wir können feststellen: Die Verkehrsrückgänge schmelzen von Monat zu Monat ab und bestätigen unsere bereits im September positiv angepasste Gesamtprognose für das Jahr 2009. Die Talsohle ist durchschritten, es geht wieder aufwärts", gab sich Schulte optimistisch.

Passagier- und Luftfrachtzahlen auf Erholungskurs
Von Januar bis September 2009 nutzten rund 38,6 Millionen Passagiere den Frankfurter Flughafen, 2,5 Millionen bzw. 6,1 Prozent weniger als noch im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Nachdem hier im ersten Quartal die Nachfragerückgänge noch bei 10,9 Prozent gelegen hatten, waren es im zweiten Quartal minus 5,6 und im dritten Quartal noch minus 2,8 Prozent. "Unsere Passagier-, aber auch die Luftfrachtzahlen befinden sich auf einem Erholungskurs. Wir rechnen in der Passage bereits Ende diesen, spätestens Anfang nächsten Jahres wieder mit positiven Zahlen. Auch der Oktober bestätigt diese Annahme und weist bei der Fluggastzahl nach vorläufigen Erhebungen nur noch ein Minus von 1,9 Prozent aus", erklärte Schulte. Das Luftfrachtaufkommen ging von Januar bis September in Frankfurt um insgesamt 16,6 Prozent zurück (nach minus 23,5 im ersten, 19,6 im zweiten und 6,6 Prozent im dritten Quartal) auf rund 1,3 Millionen Tonnen, die Zahl der Flugbewegungen sank um 5,5 Prozent auf 348.119 Starts und Landungen.

Konzernweit ging das Passagieraufkommen auf den fünf Flughäfen mit Fraport-Mehrheitsbeteiligung in den ersten neun Monaten nur noch um 4,4 Prozent auf insgesamt rund 55,4 Millionen zurück. In Lima stieg die Fluggastzahl sogar um fünf Prozent, in Antalya wurden 1,3 Prozent mehr Passagiere gezählt als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Umsatz leicht rückläufig
Der Fraport-Konzern hat in den ersten drei Quartalen Umsatzerlöse von 1.478,2 Millionen Euro erzielt. Verglichen mit dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang von 121,6 Millionen Euro bzw. 7,6 Prozent. Bereinigt um Konsolidierungseffekte aus dem Verkauf der Sicherheitstochter ICTS und der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH sowie um den positiven Effekt aus der höheren anteiligen Konsolidierung derFraport-Beteiligung in Antalya seit Januar 2009 liegt der Konzernumsatz mit 1.467,6 Millionen Euro nur 2,5 Prozent bzw. 37,4 Millionen Euro unter dem angepassten Vorjahreswert.

Personal- und Sachaufwand im Fokus aufwandsmindernder Effekte
Der Personalaufwand nahm im Berichtszeitraum – ebenfalls beeinflusst vor allem durch Konsolidierungseffekte – von 706,4 auf 644,6 Millionen Euro ab. Bereinigt um die Effekte aus dem Kauf und Verkauf von Anteilen an Beteiligungen stieg der Personalaufwand aufgrund von tariflichen Mehrbelastungen leicht um 1,3 Prozent. Unter anderem konnte Fraport hier über die Anpassung des eingesetzten Personals an die rückläufige Verkehrsmenge aufwandsmindernde Effekte erzielen.

Eine ähnliche gegensteuernde Entwicklung erreichte Fraport auch beim Sachaufwand, der unbereinigt um 21 Millionen auf 451,8 Millionen Euro abnahm. Bereinigt um Sondereffekte lag dieser trotz höherer Aufwendungen zum Beispiel aus unserer Beteiligung in Lima und dem Bezug von Energieleistungen am Standort Frankfurt um 2,1 Millionen Euro unter dem angepassten Vorjahreswert bei 450,2 Millionen Euro. Dies entspricht einem Minus von 0,5 Prozent. Der ebenfalls um Sondereffekte bereinigte gesamte operative Aufwand lag mit 1.093,9 Millionen Euro nur 6,2 Millionen Euro über dem Vergleichswert von 2008.

Rückläufige Verkehrsmengen belasten EBITDA und Konzern-Ergebnis
Obgleich der angepasste Konzern-Umsatz nur einen Rückgang von 2,5 Prozent verzeichnete, sank das Konzern-EBITDA unbereinigt wie bereinigt um 10,3 bzw. 10,1 Prozent. Das unbereinigte EBITDA weist 441,8 Millionen, das bereinigte 428,1 Millionen Euro aus. Hier wirken sich die Effekte aus der rückläufigen Verkehrsmenge am Standort Frankfurt nahezu in voller Höhe aus. Zusätzlich steigen Abschreibungen im Berichtzeitraum durch die anhaltende Investitionstätigkeit des Fraport-Konzerns um 17,9 Millionen auf 176,2 Millionen Euro. Das EBIT sank folglich deutlich um 68,6 Millionen auf 265,6 Millionen Euro bzw. bereinigt um Sonder- und Konsolidierungseffekte um 66,9 Millionen auf 256,8 Millionen Euro.

Das Konzern-Ergebnis lag aufgrund der rückläufigen operativen Entwicklung sowie der im Vorjahr erhaltenen steuerfreien Zahlung aus Bundesgarantien für Kapitalanlagen im Ausland im Zusammenhang mit dem Manila-Engagement im Berichtszeitraum mit 131,8 Millionen Euro deutlich unter dem angepassten Vorjahreswert von 232,5 Millionen Euro (minus 43,3 Prozent). Bereinigt um die Zahlung aus Bundesgarantien beträgt das Minus noch 30,9 Prozent. Das unverwässerte Ergebnis je Aktie ging entsprechend um 44,7 Prozent auf 1,36 Euro zurück.

Agenda 2015 vorgestellt
Schulte betonte, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise weltweit an Flughäfen zu deutlichen Verkehrsrückgängen geführt habe. Es stimme ihn jedoch zuversichtlich, dass "selbst in diesen Krisenzeiten die Nachfrage der Fluggesellschaften nach Slots am Frankfurter Flughafen deutlich über dem liegt, was wir an Kapazitäten hier anbieten können." Um dieser Nachfrage künftig gerecht werden zu können, sei es essenziell, die anstehenden Investitionen zu realisieren. "Wir werden unsere zentralen, strategischen Investitionsprojekte verwirklichen, um optimal gerüstet zu sein für das vor uns liegende Wachstum", unterstrich der Fraport-Vorstandsvorsitzende.

Investitionen in Ausbau sichern Erträge der Zukunft
"Indem wir die Modernisierung des Flugsteigs B, den Flugsteig A-Plus mit seinem innovativen Retail-Marktplatz und insbesondere die neue Landebahn Nordwest zügig und plangemäß fertigstellen, werden wir die Wachstumschancen der Zukunft nutzen! Wir schaffen mit diesen Investitionen die Voraussetzung dafür, am künftigen weltweiten Verkehrswachstum teilzuhaben und entsprechende Erträge zu erzielen", erklärte Schulte.

Externes Geschäft Wachstumsmotor
Wachstumschancen sieht Schulte neben der Realisierung der Investitionen am Standort Frankfurt und dem damit verbundenen Verkehrswachstum auch im externen Geschäft. "Das externe Geschäft ist für Fraport ein echter Wachstumsmotor", sagte er. "Wir sind mit unserem Know-how auf vier Kontinenten vertreten und streben von 2008 bis 2015 eine Verdreifachung des operativen Ergebnisses an." Jüngstes Beispiel für das erfolgreiche Auslandsgeschäft: Fraport ist erst vor knapp einer Woche mit der Vertragsunterzeichnung für die Entwicklung, Modernisierung und den Betrieb des Flughafens Pulkovo auf dem zukunfts- und wachstumsträchtigen russischen Luftverkehrsmarkt gelandet. "Wir können stolz darauf sein, dass wir uns gemeinsam mit unseren Partnern der Projektgesellschaft Northern Capital Gateway im Bieterverfahren durchgesetzt haben und im April 2010 den Flughafenbetrieb übernehmen werden", sagte Schulte.

Maßnahmen-Paket verbessert Wirtschaftlichkeit
Um die Milliarden-Investitionen am Flughafen Frankfurt stemmen zu können, seien in den nächsten Jahren deutliche Ertragssteigerungen, ein enges Kostenmanagement und Wachstum nötig. "Wir investieren derzeit etwa eine Milliarde Euro pro Jahr in die Modernisierung und Erweiterung unserer Flugbetriebsanlagen einschließlich des Ausbaus – und jede Milliarde Euro Investition bedeutet etwa 100 Millionen Euro pro Jahr zusätzliche Aufwendungen alleine für Zinsen und Abschreibungen", machte Schulte deutlich. Auch diese müssen verdient werden, insbesondere durch das erwartete Verkehrswachstum und die Steigerung der Erträge im Retail, aber auch über die Erhöhung der Flughafen-Entgelte. "Dies ist in der jetzigen Situation sicherlich für alle Beteiligten nicht einfach, aber die zusätzlichen Kapazitäten kommen den Airlines und deren Kunden letztlich ebenso zugute", erklärte der Fraport-Chef.

Doch nicht nur auf der Erlös-, sondern auch auf der Kostenseite sei Fraport aktiv, um die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens maßgeblich zu verbessern. So seien die Verhandlungen zur Zukunft der Bodenverkehrsdienste auf einem guten Weg. Betriebsrat wie Arbeitgeber verfolgten das gemeinsame Ziel, das Geschäftsfeld sowie die Arbeitsplätze in der Fraport AG zu erhalten. Hierzu führe man konstruktive Gespräche mit dem Ziel, wettbewerbsfähige Strukturen zu schaffen – um insbesondere zusätzliche Verkehre noch effizienter abwickeln zu können.

Schulte betonte, dass das Thema Nachhaltigkeit für Fraport ein zentrales Zukunftsfeld sei. Es umfasse die Verantwortung des Unternehmens gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, gegenüber seinen Nachbarn und gegenüber der Umwelt. "Wir sind verantwortlich für die Welt, die wir unseren Kindern hinterlassen. Fraport hat schon einige Maßnahmen ergriffen, um seiner Verantwortunggegenüber Belegschaft und Airport-Nachbarn gerecht zu werden und ökologisch verträglich zu wirtschaften, aber wir wollen hier noch besser werden", sagte der Fraport-Vorstandsvorsitzende.

Fraport blickt positiv in die Zukunft
In seinem Ausblick auf das gesamte Geschäftsjahr gab sich Schulte zuversichtlich. Zwar würden die Auswirkungen der Wirtschaftskrise das Jahr 2009 prägen. Doch würden die positiven Anzeichen für eine nachhaltige Erholung des internationalen Luftverkehrs immer deutlicher zutage treten.

An seinem Heimatstandort Frankfurt rechnet Fraport insgesamt mit einem Rückgang beim Passagieraufkommen von fünf bis sechs Prozent. Die Prognose für das Konzern-EBITDA erhöhte Schulte im Vergleich zum jüngsten Halbjahresbericht. Ging Fraport vor drei Monaten noch von einem EBITDA von 500 bis 530 Millionen Euro aus, rechnet der Airport-Betreiber nun mit 530 bis 540 Millionen Euro gegenüber 590 Millionen Euro auf bereinigter Basis im Vorjahr. Das Konzern-Ergebnis werde – wie bereits zu Beginn des Geschäftsjahres prognostiziert – unterhalb des Wertes von 2008 liegen.
 

Quelle: MyLogistics       
Portal:  www.logistik-express.com

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