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Gastkommentar: ÖBB: Neues Kern-Team

Die Weichen in Richtung Gesundung wurden gestellt, jubelt der ÖBB-Boss im Geschäftsbericht 2011, die Bahn habe auf ihrem Sanierungskurs Fahrt aufgenommen. Christian Kern brachte es jedenfalls zu Wege, dass die drei wichtigsten Bereiche des Staatskonzerns im vergangenen Geschäftsjahr ein positives operatives Ergebnis schafften. Ein zentraler Aspekt war dabei die mutige und daher oft arg zerzauste Personalpolitik des Generals, der sein Management-Team – letztlich offenbar mit der nötigen Fortüne – neu aufgestellt hat. Die Vorstände etwa der Infrastruktur AG, der Personenverkehr AG oder der Rail Cargo Austria wurden zum einen verkleinert und zum anderen in Blitzaktionen neu besetzt. Zum einen blieben einige Führungskräfte auf der Strecke, denen niemand nachweinen muss, zum anderen kamen nicht nur gestandene ÖBB-Kandidaten zum Zug, sondern auch nicht betriebsblinde Topleute von außen. 
 
Der Kahlschlag ist freilich noch nicht vorbei: Ein paar weitere Spitzenjobs, darunter bei der ÖBB-Postbus GmbH, wurden ausgeschrieben und sollen in Kürze neu besetzt werden. Falls der clevere Kern eine Art Dream-Team um sich scharen kann, das der Bundesbahn neue Dynamik einzuhauchen im Stande ist, könnte er genau das schaffen, was ihm eigentlich nur wenige zugetraut haben: den schwer verschuldeten Staatskonzern, der seit jeher ein Spielball der Parteien ist, schrittweise aus dem Schlamassl zu lenken. Die bisherige Performance war gar nicht so schlecht – und das konnte man seinen Vorgängern eigentlich nie nachsagen.
 
 
Autor: Peter Muzik ist langjähriger Wirtschaftspublizist („Wiener Zeitung“, früher „WirtschaftsBlatt“ und „trend“) sowie Inhaber der auf Evaluation von PR-Aktivitäten spezialisierten Consultingfirma Public & Media. 

Quelle: Logistik express Print- und E-Paper Ausgabe 2-2012 

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