|

Grünes Licht für Semmeringbahn

Nach jahrelangem politischem Hin und Her ist es jetzt so weit: Durch den Semmering wird ein neue Bahnlinie gebaut und die historische Semmeringbahn entlastet.

Eine strahlende Verkehrsministerin, umgeben von politischer Prominenz, schwang Ende April im malerischen Gloggnitz den Spaten und symbolisierte so den Startschuss für den Bau der neuen Semmeringbahn einschließlich Basistunnel zwischen den österreichischen Bundesländern Niederösterreich und Steiermark. Der zweiröhrige Bahntunnel stelle für Österreich eine nachhaltige Investition in die Eisenbahn-Infrastruktur dar und sei ein Schlüsselprojekt der neuen Südbahn, verkündete Ministerin Doris Bures nach der Spatenstichinszenierung. Jahrelang wurde politisch um das Projekt gestritten, bis die Ministerin diesen Augenblick auskosten konnte. Faktum ist jetzt: Mit dem Semmering-Basistunnel neu wird auf der Südbahn im Abschnitt Semmering die infrastrukturelle Grundlage für ein verbessertes Angebot im Personen- und Güterverkehr geschaffen. Kernstück der neuen Semmering-Bahn ist der 27 Kilometer lange Semmering-Basistunnel. Er besteht aus zwei parallel geführten Tunnelröhren mit rund zehn Metern Durchmesser, die in einem Abstand von 40 bis 70 Metern zueinander errichtet werden.
 
Bis die ersten Züge auf der neuen Bahntrasse fahren werden, werden noch 12 Jahre vergehen; die Fertigstellung ist für Ende 2024 vorgesehen. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt rund 3,1 Mrd. Euro. Der Eisenbahntunnel durch das Semmering-Bergmassiv wird die Bergstrecke zwischen Gloggnitz in Niederösterreich und Mürzzuschlag in der Steiermark – das Weltkulturerbe Ghega-Bahn – künftig entlasten. Im Gegensatz zur Bergstrecke wird der Tunnel dank seiner geringen Neigung selbst für schwere Güterzüge uneingeschränkt befahrbar sein. Und somit ein wichtiges Bindeglied auf dem Baltikum-Adria-Bahn-Korridor zwischen der Ostsee und Mittelitalien darstellen, wird Bures nicht müde zu betonen. Tonnenschwere Güterwaggons müssen dann nicht mehr wie bisher von zwei oder drei Lokomotiven über den Berg befördert werden, sondern nur noch mit einer. Zusätzlich zur enormen Effizienz- und Kapazitätssteigerung im Güterverkehr wird sich auch die Fahrzeit zwischen Wien und Graz um rund 40 Minuten verkürzen, argumentieren die ÖBB, Hauptnutznießer der neuen Bahnmagistrale. Reisende werden dann für die Strecke nur noch 1 Std. 50 Min. benötigen, was sowohl den Reisekomfort als auch die Auslastung auf der Südachse erheblich steigern soll.
 
15.000 gesicherte Arbeitsplätze werden versprochen
Für Österreich erschließen sich damit neue Märkte und Wirtschaftsräume. In der Bauphase werden 4.000 Arbeitsplätze, in der Betriebsphase rund 15.000 zusätzliche Jobs gesichert und 5,5 Mrd. Euro an zusätzlicher Wertschöpfung in den Betriebsjahren bis 2055 generiert. Die Südbahn ist mit ihrem Herzstück, dem Semmering-Basistunnel neu, innerhalb Europas das zentrale Verbindungsglied auf der transeuropäischen Route von der Ostsee bis zur Adria. Durch den Ausbau dieser Baltisch-Adriatischen Achse von Danzig über Warschau und Wien nach Triest, Venedig und Bologna werden die wachsenden Industrieräume in Polen und Osteuropa mit dem starken oberitalienischen Wirtschaftsraum vernetzt. Für die EU-Regionen entlang der Baltisch-Adriatischen Achse zeichnet sich laut Studie durch Inbetriebnahme der ausgebauten österreichischen Projekte eine zusätzliche Wertschöpfung von rund 5,8 Mrd. Euro und 31.000 Arbeitsplätzen ab.
 
Neben der besseren Schienenverbindung sowohl national als auch international und der Sicherung des Wirtschaftsstandortes Österreich zahlt sich die Investition in den Semmering-Basistunnel auch für Mensch und Umwelt aus. Der Basistunnel schafft die Möglichkeit, mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen. Dadurch steigt die Verkehrssicherheit, und zugleich werden das Klima geschützt und die Umwelt geschont. (LE)


ÖBB erwarten für 2012 schwarze Zahlen 
Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) könnten schon in diesem Jahr in die schwarzen Zahlen rollen, gibt sich ÖBB-Holding-Chef Christian Kern zuversichtlich: „Wir haben die ersten sechs Monate deutlich im Plus abgeschlossen und sind in allen Bereichen sehr zufrieden“. Wenn die Konjunktur nicht völlig einbreche, könne der Konzern Ende dieses Jahres schwarze Zahlen präsentieren. Die genauen Zahlen würden derzeit noch erstellt, es sehe aber ausgesprochen gut aus, und zwar „nicht nur operativ, sondern auch nach dem Finanzergebnis“, so der Bahnchef. 
 
Die ÖBB sind eigenen Angaben zufolge auf ihrem Sanierungskurs vorangekommen, sowohl bei der ÖBB-Infrastruktur AG als auch im Personen- und Güterverkehr. Die baldige Aussicht auf bessere Zahlen dürfte Verkehrsministerin Doris Bures freuen: Sie hatte erst vergangene Woche davon gesprochen, dass sie eine Rückkehr der ÖBB in die Gewinnzone Ende 2013 erwarte. 2011 hatte der Bahnkonzern einen Verlust von 28 Mio. Euro geschrieben; im Jahr zuvor waren es sogar 330 Mio. Euro, wovon der Großteil des Verlusts auf das Konto der Gütersparte Rail Cargo Austria ging. (LE)

 

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar