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Heereslogistik und Nasse Infrastruktur

Onoare i Patrie (Ehre und Vaterland), unter diesem Motto nützt das rumänische Militär mit leistungsfähigen Schiffseinheiten erfolgreich die Nasse Infrastruktur der Donau.

Redaktion: Peter Baumgartner.

Der Österreichische Infrastrukturreport der Initiative Future Business Austria (FBA) lichtet jährlich die Gesamtsituation der österreichischen Infrastruktur ab. Analysen und Befunde der Organisation stützen sich nach eigenen Angaben auf einen wissenschaftlichen Input, die Befragung von 240 Managern großer Unternehmen und circa 100 Interviews aus der Politik, Wirtschaft und Verwaltung.

Die FBA ist die größte Infrastrukturinitiative Österreichs und hat es sich zum Ziel gesetzt, zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Österreich beizutragen, indem u.a. auch Verbesserungspotential identifiziert und öffentlich gemacht wird.

Dazu gibt es jährlich ein großes Infrastruktursymposium, das quasi die gesamte Infrastrukturintelligenz des Landes vereint. Leider spielt die Kritische Infrastruktur, die für sämtliche Hilfs- und Einsatzorganisationen, aber insbesondere für das Bundesheer von entscheidender Bedeutung ist, keine Rolle im FBA Report. Zwar gibt es qualitative Überschneidungen in vielen Bereichen, wie zum Beispiel Transport und Verkehrsinfrastruktur, aber die Anforderungen der Heereslogistik an die Infrastruktur unterscheidet sich doch wesentlich vom, sagen wir, Containertransport von A nach B. Dabei geht es nicht nur darum, schutzbedürftige Infrastruktur durch das Bundesheer zu schützen, sondern auch darum, welche Infrastruktur braucht das Bundesheer selber um den Schutz wichtiger Infrastruktur gewährleisten zu können.

Im Austrian Program for Critical Infrastructure Protection (APCIP) wird definiert, was Kritische Infrastrukturen im Sinne dieses Masterplans sind. Demnach sind das jene Infrastrukturen (Systeme, Anlagen, Prozesse, Netzwerke oder Teile davon), die eine wesentliche Bedeutung für die Aufrechterhaltung wichtiger gesellschaftlicher Funktionen haben und deren Störung oder Zerstörung schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit, Sicherheit oder das wirtschaftliche und soziale Wohl
großer Teile der Bevölkerung oder das effektive Funktionieren von staatlichen Einrichtungen haben würde. Diese Definition deckt sich übrigens mit den aktuellen Bedrohungsszenarien – nicht aber mit der Entwicklung des Schutzes Kritischer Infrastruktur.

Soldaten der Streitkräftebasis – die zentrale Logistikdrehscheibe des Bundesheeres in Bezug auf die Nasse Infrastruktur. Das Kommando Streitkräftebasis ist das Kompetenzzentrum für Logistik, Technik, Sanität, Transport, Cyberdefence und Sport im Österreichischen Bundesheer. Zur Erfüllung der vielfältigen Aufgaben stehen dem Kommando 4.500 Soldatinnen und Soldaten sowie hochspezialisierte zivile Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zur Verfügung. Diese sind auf 22 Dienststellen an 65 Standorten auf ganz Österreich verteilt.

Mit der Streitkräftebasis verfügt das Bundesheer über eine zentrale Logistikdrehscheibe. Die von Kommando organisierten Seetransporte beziehen sich auf Transporte von Containern und Einzelfahrzeugen bzw. Fahrzeuggruppen. Die Anforderung des Seetransportbedarfs erfolgt durch den Bedarfsträger – die Truppe. Das Kommando beurteilt die je nach zeitlicher Vorgabe wirtschaftlichste Transportvariante, schließt Transportvereinbarung mit einer zivilen Reederei ab und organisiert gegebenenfalls Transport zum Verladehafen; zusätzlich erlässt das Kommando Transportbefehl für den Bedarfsträger.

Der Bedarfsträger stellt die termingerechte Bereitstellung der zu verladenden Container bzw. Kfz beim Verladeort bzw. Verladehafen sicher. Die Verladung der Container auf das Schiff erfolgt durch dafür vorgesehenes Zivilpersonal des Schiffes bzw. der Hafenverwaltung. Die Verladung der Kraftfahrzeuge
und Luftfahrzeuge kann je nach Vorgabe der Reederei durch Personal des ÖBH oder ebenfalls wieder durch dafür vorgesehenes Zivilpersonal des Schiffes bzw. der Hafenverwaltung erfolgen.
Bei internationalen Übungen bzw. Einsätzen kann der national angeforderte Seetransport durch militärische Hafenumschlagsorganisationen koordiniert werden. Solche „Operation Units“ stellen die Koordination aller im Hafen eingesetzten militärischen Elemente sowie die erforderlichen Kontakte mit den zivilen Stellen (Hafenverwaltung, Schiffskapitän, Schiffsagenten, Transporteur usw.) sicher.

Das Kommando organisiert und führt mittels Land-, Luft- und Seetransporte die Versorgung und den Transport von Containern, von militärischen Fahrzeugen und von Luftfahrzeugen in die verschiedenen Einsatzräume unserer Soldaten in friedenserhaltenden Missionen durch. Die Soldatinnen und Soldaten der Streitkräftebasis sind für den Transport von Gerätschaften, Ausrüstung, Fahrzeuge und Luftfahrzeuge zur Teilnahme an internationalen Übungen, zur Versorgung militärdiplomatischer Vertretungen sowie zur Verbringung von Hilfsgütern im Falle eines Katastropheneinsatzes in das Katastrophengebiet verantwortlich. Bis heute wurden Seetransporte in Ländern wie Italien, Libanon, Kanada, Australien, Island, Ghana, Mali, Senegal, Ägypten, Algerien und den Tschad durchgeführt.

Man erkennt in der obigen Darstellung gleich, wo die Schwachstellen der sicheren Nutzbarkeit der für die Heereslogistik notwendigen Nassen Infrastruktur liegen. Die Wasserstraßen – hauptsächlich die Donau, aber auch andere Gewässer in Österreich, scheiden für das Bundesheer als sicherer Transportweg aus. Ein wesentliches Kriterium ist der Hub bzw. Verladestationen. Bestehende öffentliche und private Hubeinrichtungen/Häfen sind ausschließlich über öffentliche Verkehrswege erreichbar, die selber nicht als sicher angesehen werden können. Über eigene Hubmöglichkeiten an der Donau oder an anderen Gewässern verfügt das Bundesheer nicht. Deshalb wird die nasse Infrastruktur in Österreich hauptsächlich nur zu Übungszwecken genützt. Zwar gab es auf der Donau bereits verschiedene Transporte im Einsatzmodus. Anders als am Rhein, der durch die Bundeswehr genutzt wird, spielt die Donau für das Bundesheer keine Rolle. Wohl deshalb finden Heereslogistiker zum FBA keinen Zugang.

Auf europäischer Ebene ist es etwas anders, weil die NATO einen Stützpunkt in Rumänien hat und die Donau für das Militär dort eine wichtige, internationale Transportinfrastruktur ist und nicht nur durch eine eigene Logistikflotte genützt, sondern auch überwacht wird. Erst 2019 wurde vom rumänischen Militär ein russischer Panzertransport auf der Donau gestoppt, der für Serbien bestimmt war. (PB)

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 5/2020

 

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