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Industrie zu Arbeitszeitdebatte: Vernunft und Hausverstand gefragt

Ideologiegetriebene Debatte schadet Attraktivität des Standorts – Wochenarbeitszeit in Österreich bereits heute unter EU-Schnitt – Anreize für mehr Leistung schaffen.

Die wieder aufgeflammte Debatte rund um eine Arbeitszeitverkürzung in Österreich zeugt von unüberlegter Herangehensweise und ignoriert die grundlegenden wirtschaftlichen Realitäten und Herausforderungen, denen die Industrie und Wirtschaft gegenüberstehen. Neben steigenden Produktions- und Energiekosten ist es insbesondere der Mangel an Arbeits- und Fachkräften der die heimische Industrie im internationalen Wettbewerb unter Druck setzt. Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung (IV) pocht daher auf eine ideologiebefreite und ehrliche Leistungsdebatte: „Wir erwarten aufgrund des demografischen Wandels, dass auch ohne Arbeitszeitverkürzung rund 540.000 Arbeitskräfte in den nächsten 10 bis 12 Jahren fehlen werden. Der Hausverstand zeigt einem, dass sich das nicht ausgehen kann. Eine Arbeitszeitverkürzung – egal ob sofort oder erst in den nächsten Jahren –, wäre unter diesen Umständen brandgefährlich.“

Zudem zeigen die Zahlen eindeutig, dass in Österreich bereits heute weniger gearbeitet wird als in vielen anderen EU-Ländern – und zwar auch in Vollzeitjobs. Eurostat-Daten zeigen, dass die tatsächliche Wochenarbeitszeit im Rahmen einer Vollzeittätigkeit (unter Berücksichtigung von Urlauben, Feiertagen, sonstigen freien Tagen) von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Österreich weit unter dem EU-Durchschnitt und damit im untersten Drittel liegt. Während Menschen hierzulande im Jahr 2022 im Schnitt tatsächlich 37,65 Stunden gearbeitet haben, betrug der EU-Durchschnitt 38,35 Stunden, in Deutschland waren es gar 38,9 Stunden. „Die Wochenarbeitszeit in Österreich liegt bereits an der Untergrenze im europäischen Vergleich – Rufe nach einer weiteren Arbeitszeitreduktion bei vollem Lohnausgleich schaden dem Standort und verteuern die Kosten für den Stundenlohn schlagartig um 20 Prozent. Die aktuellen Signale deuten außerdem auf eine Rezession im Winter. Ein weiterer Preisauftrieb durch eine Arbeitszeitverkürzung wäre geradezu absurd“, so Knill.

Damit der Standort nicht weiter an Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität verliert und damit das öffentliche Gemeinwesen nicht weiter unter Druck gerät, sollten die ungenutzten Potenziale am Arbeitsmarkt gehoben werden und die richtigen Anreize, auch zur Beschäftigung über das Pensionsantrittsalter hinaus, gesetzt werden. „Wir sollten viel mehr über schnell umsetzbare Anreize sprechen, um die Leistungspotenziale am Arbeitsmarkt zu heben. Eine Streichung der Pensionsversicherungsbeiträge für Menschen, die über das Pensionsantrittsalter hinaus arbeiten, wäre ein starker Hebel am Arbeitsmarkt – ein Win-Win für Beschäftigte und Arbeitgeber.“ Auch eine Erhöhung der Anzahl begünstigter Überstunden auf 20 Stunden wurde seitens der Industrie im IV-Maßnahmenpaket „Leistung muss sich lohnen“ vorgeschlagen.

Rückfragen & Kontakt:
Industriellenvereinigung
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Stv. Pressesprecher
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