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Informationsflussmanagement statt stiller Post

Im Gespräch mit Ass.-Prof. Dr. Susanne Altendorfer, Assistenzprofessorin des Lehrstuhls Industrielogistik an der Montanuniversität Leoben, wird bald klar, warum eine effiziente Vermittlung von Informationen heute besonders wichtig ist und Unternehmen sich aktiv mit Informationslogistik beschäftigen sollten. 

Noch existiert kein eigener Lehrstuhl für Informationslogistik in Österreich. Auch an der Montanuniversität Leoben gibt es am Lehrstuhl für Industrielogistik noch keinen Schwerpunkt Informationslogistik. Das Thema Informationsflussmanagement wurde bisher nur in verschiedenen Lehrveranstaltungen angesprochen. Dass die Bedeutung organisierter Informationslogistik innerhalb eines Unternehmens in der österreichischen Wirtschaft zu wenig erkannt wird, kann zu Problemen innerhalb der gesamten Supply Chain führen. Davon betroffen ist nicht nur der Informations-, sondern im Endeffekt auch der Materialfluss. „Ein Informationsflussmanagement oder präziser die Informationslogistik findet aktuell sehr wohl statt. Doch sie wird innerhalb der Unternehmen nicht als solche identifiziert“, stellt Altendorfer fest. 
 
Wer sollte was, wann, wie in Erfahrung bringen? 
In kaum einem Unternehmen gibt es eine eigene Abteilung oder auch nur einzelne Mitarbeiter, die ausschließlich für die Koordinierung der Informationsflüsse zuständig sind. 
Das sollten sie aber. Laut Altendorfer bildet Informationslogistik die Schnittstelle zwischen Informatik, EDV und der Logistik selbst. Diese Schnittstelle kann zum wunden Punkt innerhalb eines Unternehmens werden, wenn ihr nicht ausreichend Beachtung geschenkt wird.
 
Diese Problematik aufzudecken und Unternehmen bewusst zu machen, war die Motivation, mit einer Studie über Informationslogistik in Unternehmen zu beginnen. Durch die Studie soll eruiert werden, ob der Begriff Informationslogistik in österreichischen Unternehmen überhaupt bewusst verwendet wird. Gibt es festgesetzte Regeln den Informationsfluss betreffend? Oder passiert Kommunikation und damit Wissensübergabe sozusagen einfach so – nebenbei? Diese und andere Fragen sollen mittels eines elektronischen Fragebogens, der sich an österreichische Unternehmen richtet, beantwortet werden. Geplant ist weiters durch Expertengespräche, Probleme zu identifizieren und Lösungen zu erarbeiten. Die Ergebnisse der Studie werden nach Abschluss der Auswertung publiziert. „Das ist eine Möglichkeit für jede Firma, Schnittstellenbrüche in der Informationslogistik zu erkennen“, meint Altendorfer. Bekanntlich ist Erkenntnis der erste Schritt zur Besserung oder – wie in diesem Fall – der erste Schritt hin zu einem einwandfreien Informationsfluss. Damit Schnittstellenbrüche im Informationsfluss gar nicht erst entstehen können, ist es bestimmt nicht verkehrt, Informationslogistik mehr Bedeutung zuzumessen.
 
Von der Flaschenpost zur Email 
Am Lehrstuhl für Industrielogistik wird ab dem kommenden Wintersemester erstmals das Freifach Informationsflussmanagement in der Logistik angeboten, wo es darum geht, die Bedeutung der Informationsflüsse erkennen zu können und die Hintergründe genauer zu erarbeiten.
 
Ab 2013 startet das Logistiklabor am Lehrstuhl. Im Zuge dieses Labors können interessierte StudentInnen an praktischen Beispielen erlernen, wo Schnittstellenbrüche im Material- und Informationsfluss entstehen können. In mehreren Projekten werden Informations- und Materialfluss in unterschiedlicher Art und Weise miteinander kombiniert, um zum Beispiel den Aufbau eines Lagers mittels Modellen arrangieren zu können, in einer Weise, dass alle nötigen Informationen gemeinsam mit den dazu passenden Materialien ankommen. Denn aus dem Alltag wissen wir, dass ein iPod ohne die richtige, lesbare Gebrauchsanweisung nur halb soviel wert ist. 
 
Interessant ist das Labor für alle IndustrielogistikstudentInnen. Die interdisziplinäre Lehrveranstaltung ermöglicht es den StudentInnen, neue Technologien auszuprobieren. Darunter unter anderen RFID Technologien zusammen mit reinen Logistik Tools: „Auch die richtige technische Ausstattung ist wichtig für einen funktionierenden Informationsfluss“, ergänzt Altendorfer. 
 
Sollte dieser Bereich gut angenommen werden, wäre es denkbar diesen Bereich „Informationslogistik“ noch weiter auszubauen. Unternehmen kann dies nur freuen. Absolventen aus diesem Bereich könnten es schaffen, die Kommunikation jedes Unternehmens auf den Punkt und damit einhergehend Informationen sicher von A nach B zu bringen. Dass dies ebenso wichtig ist wie die sichere Lieferung von Material, macht nicht nur das Beispiel „iPod ohne Gebrauchsanweisung“ deutlich. (AS)

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