Infrastruktur in Österreich 2030

Eine gut ausgebaute, funktionierende Infrastruktur ist die fundamentale Voraussetzung für Produktion, Handel und die Gesellschaft. Doch die Entwicklung geschieht nicht von heute auf morgen, Planungen sind langfristig angelegt und die Weichenstellungen müssen zeitgerecht erfolgen. Wie wird die Infrastruktur in 2030 aussehen?

Leider hat niemand eine Kristallkugel, um damit in die Zukunft zu blicken. Dennoch ist es wichtig, Trends frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig die Rahmenbedingungen für Wirtschaftswachstum und Wohlstand in den nächsten 10, 20 oder auch 50 Jahren zu legen. Beim Wiener Kongress com.sult 2010 unter dem Motto „Shape the Future“ diskutierten im Haus der Industrie namhafte Praktiker darüber, was uns später erwarten wird.

Schiene vor Straße
Glaubt man den Worten von Dipl.-Ing. Michael Salzmann, technischer Geschäftsleiter, HOCHTIEF Construction Austria, wird der Autobahn- und Schnellstraßenausbau zurückgehen, da das Netz bereits sehr dicht ist. Eine Ausnahme seien allerdings Sicherheitsaspekte, wie etwa der Bau zweiter Tunnelröhren zum Vermeiden von Gegenverkehrsbereichen. „Alleine aus Umweltschutzgründen muss die Schiene zur Verstärkung der Güterbewegung ausgebaut werden – auch für die internationale Wettbewerbsfähigkeit ein beachtlicher Aspekt.“ Wichtig ist seiner Meinung nach bei jeglichem Ausbau die Interaktion mit anderen Ländern. Für Mag. Arnold Schiefer, Vorstandsmitglied ÖBB-Infrastruktur AG, zählt nicht nur der Güterverkehr: „Wir arbeiten am „Schiene 2025plus“ Programm. Unser Ziel ist es, im Wettbewerb mit dem Auto mithalten zu können, beispielsweise die Strecke Wien – Zürich in 7 Stunden anzubieten.“

Die größten Herausforderungen für die ÖBB aus seiner Sicht sind die Pünktlichkeit der Züge und die Unterstützung der Bevölkerung (zurück)zu gewinnen. „Eine wesentliche Aufgabe bis 2030 wird es sein, eine „intelligente“ Infrastruktur zu bieten“, meint Dr. Eduard Saxinger, Aufsichtsrats-Präsident der Asfinag. Zum Beispiel könne er sich durchaus integrierte Abstandsmesser auf Autobahnen vorstellen. „Ohne Telematik oder andere Verkehrslenkungsmaßnahmen wird im Jahr 2030 staufreies Fahren nicht mehr möglich sein“, ist er überzeugt. Zudem sieht er die dringende Notwendigkeit der Errichtung mehrerer intermodaler Knoten mit ausreichenden Park- und Umlademöglichkeiten, um den Umstieg zwischen den Verkehrsträgern zu erleichtern. Dann lässt Saxinger aufhorchen: „Wir rechnen mit der Fertigstellung des Ausbaus 2018, dann geht es nur noch um die Erhaltung. Ausgehend von den derzeitigen Mauteinnahmen von rund 900 Millionen Euro, sind wir bis 2035 schuldenfrei.“

Intermodale Knoten
Saxingers Meinung teilt auch Ronald Friedreich, Geschäftsführer DHL Global Forwarding: „Auch die Errichtung von Anknüpfungspunkten zwischen Flugzeug und öffentlichen Verkehrsmitteln ist nötig. Sinnvoll wäre in diesem Zusammenhang auch eine Direktförderung von Umwelt- und Nachhaltigkeitsprojekten.“ Angesprochen auf seine Meinung zum Güterverkehr auf der Donau, äußert sich Friedreich kritisch: „Das Problem ist das Fehlen einer funktionierenden, durchgehenden Containerverbindung auf der Donau. Derzeit rechnet sich der Transport leider nur für Massengüter.“ Einen Fortschritt beim Schienenausbau kündigt Schiefer an: „Der Baubeginn des Güterterminals Inzersdorf ist für 2012/2013 geplant.“ Leider existieren im Bezug auf die Infrastrukturstrategie Österreichs noch einige „Baustellen“, woran das liegt, ist für Schiefer schneller erklärt: „Die Wahlzyklen sind kurz, aber Infrastrukturprojekte laufen lange. Leider spielt die Tagespolitik in der Entscheidung eine Rolle. Aber man muss den Infrastrukturausbau wie einen Generationenvertrag sehen.“

Problemfeld Energie
Mag. Helmut Miksits, Vorstandsdirektor der Wiener Stadtwerke Holding AG, weiß: „Wien ist eine wachsende Stadt. Dank unserer ständigen Energieeffizienzmaßnahmen wird der Energieverbrauch in den nächsten Jahren glücklicherweise nur gering steigen. Zudem bauen wir die Fernwärme massiv aus.“ Probleme sieht er hingegen bei den neuen EU-Ländern, hier ortet Miksits einen Engpass bei Strom und Gas: „Das kann vor allem bei grenzüberschreitenden Leitungen eine wahre Herausforderung bedeuten.“

Quelle: Logistik express Ausgabe 1/2010

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